Markt - Jahresplanung 2021
Vororder hält Branche auf Trab
Welche Erfahrungen haben Sie im bisherigen Ordergeschehen gemacht? Was funktioniert gut, wo gibt es Verbesserungsbedarf?
Dirk Grimm, Eldorado, Rutesheim
Bisher läuft so weit alles gut. Natürlich hilft ein gutes Verhältnis zu den Außendienstlern auch über vieles
hinweg.
Carsten Bischoff, bike point GmbH, Dresden
Sehr angenehm ist dieses Jahr, dass die Hausmessen coronabedingt nicht so überlaufen sind und man in Ruhe die Räder und Zubehör anschauen und besprechen kann. Negativ ist der Orderdruck, der auf der Branche lastet. Schnell und vor allem reichlich muss bestellt werden, denn es wird wenig zum Nachordern geben. Auch die geplanten Produktionstermine für 2021 lassen nichts Gutes erahnen. Der Kampf um die Ware geht weiter.
Regine Grasberger, Fahrradladen Rückenwind GmbH, Friedberg
Wir werden den Eindruck nicht los, dass die Lieferanten ihren gewohnten Stiefel fahren und nicht begreifen, dass gerade erhebliche Umsatzeinbußen im Handel stattfinden, weil sie nicht alles Erdenkliche tun, um den Handel schnell mit Ware zu versorgen.
Achim Kämpflein, Zweiradhaus Kämpflein, Daaden
Frühzeitige Überlassung digitaler Informationen und voraussichtliche Lieferzeiten zur Erarbeitung einer soliden Vororder ohne Messe-Terminstress über mehrere Wochen ist sehr hilfreich, aber leider nicht bei allen Lieferanten vorhanden.
Walter Klaproth, Radstall,
Ober-Ramstadt
Orderunterlagen nur digital verfügbar, Liefertermine sind schon recht spät. Durch diesen Umstand müssen wir Räder ungesehen ordern, um noch eine Belieferung sicherzustellen.
Michael Mueller, 2-rad Mueller,
Freiburg
Bei einigen Lieferanten läuft es doch recht chaotisch. Vororderdateien kommen häppchenweise, Vereinbarungen werden irgendwann nachgeliefert, der Vororderdruck ist extrem, da die Hersteller gut abverkauft haben und jetzt Druck machen, umgehend noch mehr vorzuordern, sonst gib es keine Ware mehr. Um die gleiche Marge zu erreichen, muss 20 Prozent (!!!) mehr vorgeordert werden. Für manche Modelle gibt es nur dürftige oder keine Bilder, Beschreibungen fehlen. Diese Vororder ist ein reiner Blindflug.
Jürgen Fuchs, Fahrradfuchs e-bike erlebniswelt, Groß-Gerau
R&M hat sich vorbildlich und zeitnah online organisiert und wir haben unsere Order auch schon erledigt. Klar, Probe fahren und Austausch mit den Kollegen fällt weg. Das ist etwas schade, aber was solls, der Rubel muss rollen. Dafür wir haben wieder Zeit, um uns im Laden um die nicht abreißenden Beratungen und Anfragen zu kümmern.
Klaus Schmitt, Zweiradshop
Niederhofer, Babenhausen
Die Cube-Messe war ruhiger als sonst, also war es noch einfacher, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, das ging aber die letzten Jahre auch gut. Riese & Müller Online-Messe war okay, ein paar Details wären noch schön gewesen, an der Übersichtlichkeit der einzelnen Themen hatte man gearbeitet, aber manches hat man im hektischen Alltag auch nicht gefunden. Insgesamt aber ausreichend informativ und damit konnte man ordern. Vielleicht hätte man das ein oder andere Rad anders bestellt, wenn man einzelne neue Modelle in den Fingern gehabt hätte. Uvex-Vororder lief bei uns im Laden, wie bisher sonst auch. Alles normal, nur dass wir dieses Jahr halt Masken aufhatten und zwischendrin mal zum Händewaschen gegangen sind. Ich sehe keine größeren Probleme auf uns zukommen wegen größerer Messeausfälle.
Stefan Leimenkühler, Zweiradhaus Leimenkühler, Schlangen
Es ist eine der schönsten Ordersituationen der letzten 30 Jahre, in Ruhe zu Hause mit dem gesamten Team zu schauen, was gelaufen ist und was wir für das nächste Jahr brauchen, alles sehr entspannt. Man muss keine Kilometer reißen, um von Messe zu Messe zu eilen.
Jörg Matheis, Riese & Müller
Die Vororder für das kommende Jahr läuft anders ab, als alle in der Fahrradbranche es gewohnt sind. Normalerweise treffen wir unsere HändlerInnen auf verschiedenen Veranstaltungen persönlich, um die Neuheiten für das kommende Jahr vorzustellen und zu besprechen. Der persönliche und direkte Austausch fehlt natürlich in diesem Jahr. Bei Riese & Müller haben wir uns aber sehr gut darauf eingestellt und digitale Treffpunkte geschaffen, damit unsere HändlerInnen die Vororder bestmöglich durchführen können. Neben einer eigenen Landingpage, auf der wir Produktvideos und Expertenpräsentationen zu den einzelnen Neuheiten zeigen, haben wir flankierend auch Podcasts für unsere HändlerInnen produziert, um neben dem Fokus auf die Produkte auch weitere spannende und aktuelle Themen aufzuzeigen. Auch unsere HändlerInnen haben sich auf die veränderte Situation sehr gut eingestellt und nutzen die digitalen Möglichkeiten vielfältig. Die Rückmeldungen zeigen uns, dass der Thementransfer über die digitalen Kanäle sehr gut funktioniert. Der persönliche Austausch bleibt aber natürlich weiterhin ein wichtiger Bestandteil und wird aktuell sehr gut durch unseren Außendienst abgedeckt.
Frank Lamberty, Lamberty Fahrräder & mehr, Wilster
Die Lieferanten machen enorm Druck. Sind teilweise schon ausverkauft oder können erst sehr spät liefern. Ich muss ein Fahrrad auch live sehen und anfassen, um beurteilen zu können, ob es in unser Portfolio passt. Aufgrund des Saisonverlaufs hatten wir noch gar keine Zeit, uns Gedanken zu machen, wie viel wir für kommendes Jahr vorordern. Positiv finde ich, dass viele Modelle durchlaufen.
Thomas Schicketanz, Zweirad-Center Schicketanz, Bad Liebenwerda
Alle geben sich viel Mühe, aber eine digitale Order lässt viele Details offen, welche man physisch besser sieht. Farben kommen zum Beispiel nun mal im Original besser zum Tragen als auf Fotos in einer Ansicht.
Martin Fuhrmann, Rad-Sporthaus.com, Unterschleißheim
Ich bin gerade dabei. Stevens macht genauso weiter wie bisher, einzig und allein die neuen Modelle gibt es einen Monat später (ab Oktober). Habe gerade die ersten Unterlagen bekommen und kämpf mich durch. Alles wie gehabt, nix speziell Neues.
Welche Herausforderungen beschäftigen Sie im Moment besonders stark?
Dirk Grimm, Eldorado, Rutesheim
Lieferfähigkeit! Die Lager der Händler sind leer und müssen wieder gefüllt werden. Wir alle konnten mit Corona nicht rechnen, auch die Hersteller nicht. Ich bin mir sicher, dass es bei den meisten Herstellern über die Vororder hinaus nicht mehr viel zu holen geben wird. Nachlieferungen werden schwierig werden. Trotzdem werde ich nicht in einen Vororder-Wahnsinn verfallen und mir die Bude vollstellen. Auch mit Dienstleistung kann man Geld verdienen. Das hat dieses Jahr auch gezeigt und das Risiko ist besser verteilt. Ich bin mir sicher, dass sich die Probleme im Jahr 2020 weit in das Jahr 2021 ziehen werden. Obwohl der Abverkauf sehr gut war, sehe ich nicht nur Licht. Die Lieferfähigkeit auch bei Teilen und Zubehör wird sich noch ziehen. Man muss den Kunden permanent erklären, wieso, weshalb, warum, dann geht es, ist aber mühsam.
Carsten Bischoff, bike point GmbH, Dresden
Die Menge der Räder, die wir kommendes Jahr verkaufen können beziehungsweise wollen, ist ein echtes Problem. Eine so schlecht planbare Vororder habe ich noch nie erlebt. Die mäßige Verfügbarkeit von Ersatzteilen, Helmen und Zubehör macht uns auch sehr zu schaffen.
Walter Klaproth, Radstall,
Ober-Ramstadt
Die Planung der Nachfrage. Gibt es ein starkes 2021 oder sind die Käufer coronabedingt zurückhaltend?
Michael Mueller, 2-rad Mueller,
Freiburg
Die Chance, im Lotto zu gewinnen ist größer, als jetzt das Richtige zu tun. Denn bei einem Lockdown wird Lagerhaltung bestraft und die gleiche Situation wie Ende April/Anfang Mai wird es nicht geben. Die wirtschaftliche Situation wird sich die nächsten Monate erheblich verschlechtern, Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit werden erheblich zunehmen, resultierend in Kaufkraftverlust. Und Vater Staat wird nicht alle retten können.
Regine Grasberger, Fahrradladen Rückenwind GmbH, Friedberg
Wo bekomme ich so schnell wie möglich Räder her? Aber es tut sich auf der Lieferantenseite wenig.
Achim Kämpflein, Zweiradhaus Kämpflein, Daaden
Warenverfügbarkeit aktuell & Saison 2021? Nachfrageentwicklung 2021? Was macht Corona nächstes Jahr mit der Branche? Aufrechterhaltung der Lieferketten? Leasingboom bei zunehmend wackeligen Arbeitsplätzen?
Jürgen Fuchs, Fahrradfuchs e-bike erlebniswelt, Groß-Gerau
Die Kunden scharren mit den Füßen und wollen mehr E-Bikes kaufen, beziehungsweise wissen, was 2021 kommt. Wir müssen um Geduld bitten und recht viel Kommunikationsmehrarbeit leisten. Wir hoffen stark, das die Lieferketten stabiler und Lieferzusagen eingehalten werden können.
Klaus Schmitt, Zweiradshop
Niederhofer, Babenhausen
Die große Nachfrage an Produkten und die Personalknappheit durch Urlaubszeit. Das ist eine schwierige Kombination wie jedes Jahr, aber dieses Jahr eben nochmals verschärft. Ersatz von Fachkräften zu finden, denn das Team (vor allem im Service) muss fürs nächste Jahr wachsen, damit wir das Mehr, was wir verkauft haben, auch unterhalten können, und das am besten noch zu moderaten Wartezeiten für die Kunden.
Thomas Schicketanz, Zweirad-Center Schicketanz, Bad Liebenwerda
Die Lieferengpässe bei lapidaren Dingen wie Bremsscheiben, Steckblechen, Disc-Bremshebeln, E-Bike Ketten. Das kostet Zeit, um einen Lieferanten zu finden, der noch liefern kann. Bei der Vororder stehen die Liefertermine sehr im Fokus. Klar, jeder möchte sofort sein Lager auffüllen, aber Wunschtermin September, bestätigt Mai 21 ist schon krass.
Stefan Leimenkühler, Zweiradhaus Leimenkühler, Schlangen
Hauptsächlich, wie sich die Konsumbereitschaft im nächsten Jahr entwickeln wird.
Martin Fuhrmann, Rad-Sporthaus.com, Unterschleißheim
Die Mengen richtig einzuschätzen. Wie geht‘s weiter? Wie viel wird noch gekauft? Haben die letzten Monate doch die Lager leer werden lassen, werden damit dann weniger Kunden kaufen? Die wenigen, die gerade laut nach neuen Modellen schreien, bleiben das die einzigen Käufer? Dazu kommt noch der Vorsteuerabzug von 16 Prozent bei Lieferungen bis Jahresfrist und Steuerbelastung mit 19 Prozent bei Verkauf ab 1.1.21. Das kann dann bei normalem Vorordervolumen schnell im Tausender Bereich belasten. Daher in diesem Jahr nur das Nötigste vorordern und bei Bedarf nachbestellen, ab Januar bis März dann die Hauptvororder bewegen und dann hoffen, dass alles einigermaßen »normal« bleibt.
Manuel Gauß, Velologe, Nagold
Können die Hersteller die sowieso schon späten Liefertermine halten?
Jörg Matheis, Riese & Müller
Aktuell müssen sich alle auf Veränderungen sehr schnell einstellen und gut darauf reagieren. Ein weites Planen in die Zukunft ist nicht mehr für alle Themenbereiche so einfach möglich. Besonders für Präsenzveranstaltungen ist eine Planung weit in die Zukunft aktuell schwierig. Eine wichtige Konstante ist die Digitalisierung, an der wir bei Riese & Müller schon seit Jahren kontinuierlich arbeiten. Neben der Möglichkeit, die Vororder vollständig digital durchzuführen, verbessern wir auch unsere Webseite kontinuierlich weiter, um die Beratung im Fachhandel aktiv zu unterstützen.
Frank Lamberty, Lamberty Fahrräder & mehr, Wilster
Keine Zeit für Orderplanung, soweit überhaupt möglich. Wird es einen Nachzieheffekt im kommenden Jahr geben? Personalplanung, alle haben Überstunden ohne Ende und auch noch ihren Urlaub. Werkstattauslastung und Verkauf beanspruchen immer noch unsere gesamte Zeit.
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