Import aus Berlin:
Wandelnde Litfaßsäulen fahren auch in Japan in der Erfolgsspur
Zunächst rollten zehn Velotaxen im April 2002 in Kyoto los. Nicht nur wegen der reichen Kultur dort und den dazu gehörenden Sehenswürdigkeiten, sondern auch aus dem einfachen Grund, dass Morita aus Kyoto kommt und damals dort wohnte. Bereits Ende 2003 feierte Velotaxi-Japan mit den Standorten Kyoto und Tokyo die Schallmauer von 60.000 Kundenfahrten.
Dann ging es Schlag auf Schlag. Alle weiteren Velotaxi-Standorte gingen an Franchisenehmer. Rückblickend meint Morita: „Es war nicht immer einfach, die jeweiligen Genehmigungen für die Straßennutzung zu bekommen.“ Da mahlten die Mühlen der japanischen Verwaltung recht langsam. Man habe es aber mit den umweltfreundlichen Fahrzeugen in verschiedenen Präfekturen geschafft, die Straßenverkehrsordnung unter Zugzwang zu setzen und Änderungen durchzusetzen. O-Ton Morita: „Da hatten wir gerade die Stadtpolitiker oft auf unserer Seite. Sie haben den Nutzen unserer Zero-Emission-Fahrzeuge schnell erfasst.“
Auf der anderen Seite hätten aber auch „so viele Medien über uns berichtet, als wir neu waren, sodass wir uns schnell einen Namen machen konnten.“ Jede neue Stadt, die Velotaxi ansteuert, führt automatisch zu einer ausgedehnten lokalen Berichterstattung, die die umweltfreundlichen Fahrrad-Rikschas ins rechte Licht rücken.
Velotaxis geben Gas
Nachdem die Hürden der Verkehrsordnung Schritt für Schritt abgebaut werden konnten, sieht Noriyuki Morita für Velotaxi in Japan eine rosige Zukunft. Mittlerweile würden landesweit an die 3000 Mitarbeiter, einige davon in Teilzeit, für Velotaxi-Japan arbeiten. Dazu gehören neben Fahrern auch ein ausgedehntes Anzeigen- und Verkaufsteam. Wie überall auf der Welt, wo Velotaxi zum Einsatz kommt, weiß man den Wert dieser „wandelnden Litfasssäulen“ zu schätzen.
Jede Stadt, in der Velotaxi zu Hause ist, hat auch einen Mechaniker vor Ort. Und in Tokio - wo mit circa 30 Fahrzeugen die größte Velotaxi-Flotte im Einsatz ist – hat das Unternehmen seine Werkstatt mitten ins Bankenzentrum Marunouchi platziert. In der Japan-Metropole sind die Dreiräder vor allem in den schicken Vierteln Ginza, Shibuya und am Tokyo Tower zu sehen. „70 Prozent unserer Fahrgäste sind Touristen“, weiß Morita – nicht nur ausländische, sondern auch einheimische. Für 500 Meter werden im Schnitt pro Person 300 Yen (2,63 Euro) berechnet. „Wobei Kinder unter sechs Jahren umsonst mit fahren.“
Was Velotaxi in den Augen von Japan-Repräsentant Morita auch noch viel Schwung geben wird: E-Velotaxis. Damit meint er keine kraftunterstützenden Pedelecs, sondern rein elektrisch angetriebene Fahrrad-Rikschas. „Wir haben drei erste Velotaxen zum Test im Einsatz. Danach sehen wir weiter“, meint Morita in seiner neuen Firmenzentrale.
Diese befindet sich seit Februar 2010 in einem Haus in Higashi-Nihonbashi im Tokioter Stadtbezirk Chuo. Hier besitzt Noriyuki Morita selbst ein schickes Haus, in dessen vierter und fünfter Etage Nippons Velotaxi-Zentrale zu Hause ist. Noch ist bei unserem Besuch alles nicht ganz fertig. Die vormalige Zentrale im Tokioter Szeneviertel Shibuya war nicht nur zu klein, sondern auch zu teuer geworden. Noriyuki Morita hat sein Geschäft klar aufgeteilt: Während Velotaxi-Japan die vierte Etage belegt, ist die von ihm ebenfalls gesteuerte Japan-Niederlassung von Veloform in der direkt darüber liegenden Etage zu Hause. Somit kann der Lenker beider Unternehmen schnell vom einen ins andere Geschäft flitzen.
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