Branchenumfrage - Lagersituation
Was kann die Branche aus der aktuellen Lagersituation lernen?
Alex Thusbass, Geschäftsführer Hepha GmbH:
So außergewöhnlich der Ursprung der aktuellen »Overstock-Pandemie« auch gewesen sein mag, so war es lediglich die Nadel, die die weit zuvor entstandene Blase zum Platzen gebracht hat. Das eigentliche Problem ist vielmehr, dass die Industrie seit Jahren zwischen Party und Krise taumelt und nur mehr zwischen Vollgas oder Handbremse hin und her springt. Gerade bremst sie wieder durch, wodurch 2025 mit einem Angebotsmangel zu rechnen ist, was zur nächsten Insolvenzwelle führen dürfte. Damit wird eine aktuelle Marktkorrektur weiter angefeuert, durch die wohl jede Industrie kurz vor dem Erwachsenwerden gegangen ist. Jetzt werden die Pfründe neu verteilt und gewinnen werden diejenigen mit einem guten Radar und einem Gefühl für Gas und Bremse.
Francois Joly, Global OEM BU Manager Mavic:
Zuerst sollte man betonen, dass wir mit dieser ganzen Geschichte noch nicht durch sind. Die Lagerbestände sind noch zu hoch und es wird wahrscheinlich noch bis zum Ende des Jahres dauern, bis alles wieder normal wird.
»Wir sind mit dieser ganzen Geschichte noch nicht durch.«
Da wir in der Branche viele unabhängige Firmen haben, ist es zudem schwierig, die Lagerbestände zu kennen. Letztlich ist es schon ein sehr außergewöhnliches Ereignis gewesen, das eher schwierig zu planen war.
Katharina Hinse, Leiterin für Wirtschafts- und Industriepolitik beim ZIV:
Sicherlich waren die letzten Jahre eine Ausnahmesituation – nicht nur für unsere Branche. Aber mit Blick in die Zukunft: So etwas kann in ähnlicher Weise wieder passieren, die Welt ist in großem Wandel und instabiler geworden. Deswegen hat die Branche längst begonnen, sich zu verändern. Re- oder Nearshoring kann in einigen Segmenten eine Möglichkeit sein, eine Verbesserung zu bringen. Multisourcing und marktnähere Produktion tragen ebenfalls zur Resilienz bei. Längere Modellzyklen sind für uns ebenfalls eine Möglichkeit, die mehr Unabhängigkeit von Krisen und Rohstoffen bringen kann. Um die Lagersituation besser im Auge zu behalten, ist auch eine verstärkte Digitalisierung notwendig. Hat man die Warenströme und deren Entwicklung genau vor Augen, ist man meist besser für Schwankungen gewappnet. Hier tut sich in der Branche schon einiges, aber es ist auch noch viel Luft nach oben.
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