Porträt - Fahrrad Imle
»Wir stehen zu 100 Prozent hinter der Marke«
Das Unternehmerpaar Imle ist keineswegs neu im Fahrradhandel. Ihr Stammhaus in Bietigheim-Bissingen betreiben sie seit 1995. Auf 300 Quadratmetern ist man dort ein klassisches Ladengeschäft mit Markensortiment. Als sie damals den Laden übernahmen, betrieben sie ihn zu zweit und wuchsen langsam mit der Branche – oder auch nicht so langsam, denn heute gehören sie mit ihren seit Kurzem über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den großen Fahrradfachhändlern, die es im Land gibt.
Klaus und Petra Imle sind die beiden Köpfe hinter Fahrrad Imle. Mit ihrem zweiten Cube Store und damit dritten Ladengeschäft haben sie ein anspruchsvolles Projekt umgesetzt.
2019 haben die beiden dann erweitert und ihren ersten Cube Store in Ludwigsburg eröffnet. »Das waren noch die Anfänge der Cube Stores. Wir haben damals gesagt, dass das viel logischer ist. Das Personal muss nur eine Marke kennen«, erklärt Petra Imle, die zusammen mit ihrem Mann Klaus die Aufgaben der Geschäftsführung erledigt. Auf 1500 Quadratmetern erklären in Ludwigsburg heute insgesamt 30 Mitarbeiter die Cube-Markenwelt. Es war eine Entscheidung, die sie nicht bereut haben. Das zeigt sich nicht zuletzt am jüngsten Entschluss, diesen Weg noch weiter zu gehen.
Strategische Pläne und schwierige Entscheidungen
Zu dem neuen Cube Store kam es, als die strategische Planung bei Cube die Gebiete für Cube Stores verteilte und zum damaligen Zeitpunkt der Stuttgarter Raum zur Disposition stand. Der bereits vorhandene Cube Store in Ludwigsburg besetzt im erweiterten Sinne Stuttgart Nord. Als klar wurde, dass im Stuttgarter Westen noch ein Standort frei wäre, haben sich die Imles gesagt, dass sie Lust auf diesen zweiten Cube Store hätten. Es begann damit ein langer Prozess.
Eine großzügige Präsentation, die kein Segment vernachlässigt, steht nun auf den 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche zur Verfügung.
Der nun neu eröffnete Cube Store in Leonberg ist ein Neubau auf einem Grundstück, das den Imles gehört. Beides war so nicht geplant. »Wir haben sehr lange, bestimmt zwei Jahre lang, nach einem Objekt zur Miete gesucht. Aber es war einfach nichts zu finden«, erklärt die studierte Betriebswirtin Imle den langen Weg zum Standort. Doch dann fand sich eine Möglichkeit, von der gerne behauptet wird, dass sie gar nicht existiere in Deutschland: gute lokale Standortpolitik. »Wir sind dann mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Leonberg ins Gespräch gekommen und dort wurde uns gesagt ›Mensch, hier ist ein Bauplatz direkt am Bahnhof, hättet ihr nicht Lust, was zu bauen?‹ Uns war klar, dass es eine andere Größenordnung ist, wenn man etwas baut, statt etwas zu mieten, aber wir wollten es wenigstens durchrechnen.« So wandte sich das Unternehmerpaar an die Unternehmensberater von BBE, die eine Machbarkeitsstudie erstellt haben und dort ein Best-Case-, Worst-Case- und nicht zuletzt ein Realistic-Case-Szenario errechneten.
Das grüne Licht, das die Analyse signalisierte, wurde aber trotzdem noch auf die harte Probe gestellt. »Zu dem Zeitpunkt, als wir das gemacht haben, lag der Hypothekenzins bei 0,8 bis 1 Prozent«, erinnert sich Imle. Die eigene Bank erwartete, dass das Zinsniveau schlimmstenfalls auf 1,5 Prozent steigen könnte, bis schließlich die Baugenehmigung in 9 bis 12 Monaten vorliegt. Als die Baugenehmigung durch war, hatte sich das Zinsniveau bekanntermaßen deutlich erhöht, über 3 Prozent standen in den Angeboten und die ganze Planung wieder auf der Kippe. Nach vielen Verhandlungen mit Banken und manchen Zweifeln haben sich die Imles entschieden, das Projekt doch durchzuführen. »Wir haben an dem Punkt schon überlegt, ob wir jetzt aufhören sollten. Die Situation war schon hart, aber eben kein Nackenschlag. Ein Stück weit musst du auch Optimist sein.«
Vertrautheit mit der Marke
Also ging es an die Umsetzung des neuen Cube Stores in Leonberg. Aber warum eigentlich Cube? Wäre eine breitere Markenaufstellung nicht besser gewesen? »Wir stehen zu 100 Prozent hinter der Marke«, erklärt darauf Petra Imle, »und wir sind schon seit vielen Jahren Partner von Cube«. Mit einem Augenzwinkern verweist sie auf ihren Mann: »Schau mal, mein Mann trägt sogar Cube-Socken, er lebt die Marke.«
Von Kinderrad über Lastenrad, Zubehör und Rennrad bis zum Brot- und Buttergeschäft mit E-Bikes findet sich alles in den neuen Räumlichkeiten.
Zumal das Geschäft in Leonberg wie erwähnt bereits der zweite Cube Store für die Imles ist. Entsprechend vertraut ist man mit den Bedingungen, auf die man sich einlässt. »Sagen wir mal so: Wir kennen die Braut.« Aus Sicht von Imle ist die Braut immer noch attraktiv. Die Marke habe nach wie vor hohe Strahlkraft und auch vom Team dahinter ist sie überzeugt. »Marcus Pürner ist für mich schon ein Visionär«, sagt sie etwa über den Cube-Gründer. »Er ist ein weitblickender Mann, unheimlich gut vernetzt und er hat auch eine gute Mannschaft um sich herum.« Das habe sich auch in der Corona-Krise gezeigt, als Cube noch gut habe liefern können. »Da sitzt eine Unternehmerpersönlichkeit, die ihre Firma meiner Meinung nach toll führt.«
»Wir kennen die Braut.«
Petra Imle, Fahrrad Imle
Auch die Imles selbst gingen in dieser Phase ins Risiko, besorgten so viel Ware wie möglich und wurden belohnt. »Wir hatten so viele Anrufe pro Minute, dass es die Telefonanlage nicht geschafft hat. Dann haben wir einfach eine zweite installiert.«
Auch jetzt ist das Paar voll ausgelastet. Der Bau nimmt selbst jetzt noch in seiner Endphase einen Arbeitstag pro Woche in Anspruch. Dazu müssen die Strukturen ausgebaut werden, die vorhandenen Stellen mit Personal besetzt und dieses dann geschult werden. Um die beiden anderen Filialen müssen sich die beiden natürlich weiter kümmern, und auf der Fläche helfen sie in der Startphase auch noch aus. Die Sechs-Tage-Wochen werden für die Imles noch eine Weile bestehen bleiben, doch der Einsatz der beiden hat sich bereits gelohnt. So war etwa die Bauzeit auf eineinhalb Jahre veranschlagt, »wir haben es in einem Jahr geschafft«, erklärt Petra Imle zufrieden, zumal dies auch direkte Auswirkungen auf die Finanzierung des Projekts hat, wie Imle ebenfalls betont. »Ich habe immer gesagt, dass wir im Februar öffnen. Und wenn dann noch Bretter vor den Fenstern sind, dann eröffnen wir mit Brettern vor den Fenstern.« Doch so kam es nicht. Der Innenausbau ist weitgehend beendet. Lediglich im Außenbereich sind noch Zäune und Gerüste zu sehen. Der als Soft-Opening gedachte erste Öffnungstag hat bereits zum Start viele Neugierige und Kundschaft in den neuen Laden getrieben. So viele, dass die Eröffnung aufgrund des Andrangs dann gar nicht mehr so soft war.
Noch sind die letzten Arbeiten am Bau und drumherum nicht beendet, aber schon jetzt ist weithin sichtbar, dass für Cube ein weiterer attraktiver Markentempel geschaffen wurde.
In Leonberg stehen nun für Verkauf, Lager und Werkstatt zusammen rund 2000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Auf einer kleinen Anhöhe in unmittelbarer Nähe zum örtlichen Bahnhof gelegen, steht ein hochmodernes Gebäude, das die verfügbare Grundstücksfläche optimal ausnutzt und dabei der Kundschaft und der Marke Cube ein attraktives Ambiente bietet. Die Anmutung mit Sichtbeton im Inneren schafft einen nüchternen, industriellen Look, in dem die Bikes wirken können. Diese bekommen in ihren jeweiligen Abteilungen viel Raum. Gezeigt wird das komplette Cube-Sortiment, wobei natürlich die E-Bikes in all ihren Ausprägungen dominieren. Die vorhandene Fläche optimal auszunutzen war übrigens ebenfalls eine Herausforderung, die auch ein Kostentreiber war. »Die Form des Bauplatzes ist wie ein Kuchenstück. Das hat es schwierig und teuer gemacht«, erklärt Petra Imle
Eigener Stil bleibt bestehen
Eines der Probleme, die zum Start noch bestehen, ist die dünne Personaldecke. Auch wenn die zumeist neuen Mitarbeiter voll motiviert sind, sitzen die Prozesse noch nicht richtig, wie Petra Imle hadert. »Wir verlieren noch zu viel Zeit mit den Abläufen, und mit dem Warenwirtschaftssystem müssen alle auch noch warm werden.« Im Moment arbeiten im Leonberger Cube Store 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, es sollen aber einmal 30 werden. Wenn dann Aufstellung und Strukturen stehen, soll die neue Filiale einen Umsatz vergleichbar mit dem Cube Store in Ludwigsburg erwirtschaften. Eine vierte Filiale wird es laut Petra Imle nicht geben. »Nicht mit mir. Ich möchte auch noch ein bisschen unseren eigenen Stil haben und ich möchte noch Teil des Ganzen sein. Geschäftsleitung ist toll an manchen Tagen, aber ich liebe es, auf der Fläche zu sein.« Dazu kommt, dass das Stammhaus in Bietigheim 2029 umziehen wird. Auch dieses Projekt haben die Imles noch vor der Brust. Zu einem dritten Cube Store soll der Laden dann aber absehbar nicht werden. »Ich will schon auch noch sehen, was andere Marken machen«, erklärt sie.
»Wenn du die Straße hier hochfährst und das Gebäude siehst, dann ist da so viel Emotion.«
Petra Imle, Fahrrad Imle
Den eigenen Aufschwung und den der Branche macht Imle ganz klar an der Elektromobilität fest. »Wir alle haben in der Branche schöne, aber auch schlimme Zeiten erlebt. Ich kann mich noch an 2013 erinnern, als im April und Mai noch Schnee lag und Ostern komplett ins Wasser gefallen ist. Da gab es noch keine E-Bikes. Wir hatten furchtbare Umsätze und ganz scheußlich verdient. Ohne E-Bikes war es eine trostlose Branche.«
Trotz all der Herausforderungen, die die Imles bewältigen mussten, bis es zum fertigen Cube Store kam, überwiegt nun klar die Freude. »Wenn du die Straße hier hochfährst und das Gebäude siehst, dann ist da so viel Emotion. Es ist schön, ich bin stolz darauf und ich erfreue mich daran.« //
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