ADFC-Fahrradklima-Test 2018
Tendenz: Unzufriedenheit wächst
Am stärksten seit dem letzten ADFC-Fahrradklima-Test aufgeholt haben jeweils in ihrer Größenklasse Berlin (Note 4,3), Wiesbaden (Note 4,4), Offenbach (Note 3,6), Konstanz (Note 3,1), Emmendingen (Note 3,5) und Oschatz (Note 4,0). Rebecca Peters, Mitglied des ADFC-Bundesvorstands sagt: „An Berlin sehen wir, dass es von den Radfahrenden schon als positiv bewertet wird, wenn die Stadt sich auf den Weg macht, bessere Bedingungen für den Radverkehr zu schaffen. Von einer guten Fahrradstadt ist Berlin noch weit entfernt, aber eine Aufbruchsstimmung wird schon wahrgenommen.“
Die Spitzenreiter-Städte mit dem positivsten Fahrradklima
Als fahrradfreundlichste Städte und Gemeinden erwiesen sich folgende Orte:
- Bremen (Note 3,5) in der Klasse der Städte über 500.000 Einwohner. Hannover (3,8) und Leipzig (3,9) auf Platz 2 und 3
- Karlsruhe (Note 3,1) in der Klasse der Städte über 200.000 Einwohner. Münster (3,3) und Freiburg (3,4) auf Platz 2 und 3
- Göttingen (Note 3,3) in der Klasse über 100.000 Einwohner. Erlangen (3,4) und Oldenburg (3,5) auf Platz 2 und 3
- Bocholt (Note 2,4) in der Klasse über 50.000 Einwohner. Nordhorn (2,6) und Konstanz (3,1) auf Platz 2 und 3
- Baunatal (Note 2,7) in der Klasse über 20.000 Einwohner. Ingelheim am Rhein (2,7) und Rees (3,0) auf Platz 2 und 3
- Reken (Note 2,0) in der Klasse unter 20.000 Einwohner. Wettringen (2,0) und Heek (2,4) auf Platz 2 und 3.
Auffällig ist, dass die Radfahrenden in kleineren Städten und Gemeinden positivere Rückmeldungen gegeben haben als die radfahrenden Verkehrsteilnehmer größerer Städte. Den Sonderpreis als familienfreundlichste Fahrradstadt erhielt die Stadt Wettringen (Note 2,0). Hier sind die Menschen mehrheitlich der Meinung, dass man auch Kinder ohne schlechtes Gewissen allein mit dem Rad fahren lassen kann – und dass es genug Platz auf den Radwegen gibt, um auch mit Kinderanhänger oder Lastenrad bequem unterwegs zu sein.
Zügiger Radverkehr und geöffnete Einbahnstraßen werden gelobt
Am besten werden von den Befragten die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums (Note 2,8), die Möglichkeit zum zügigen Radfahren (Note 3,0) und die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Radfahrende (Note 3,2) bewertet. Die Zusatzfragen haben ergeben, dass es den Befragten am wichtigsten ist, auf dem Rad als Verkehrsteilnehmer akzeptiert zu werden, sich sicher zu fühlen, hindernisfreie Radwege vorzufinden, wenig Konflikte mit Fußgängern zu haben und auf breiten Wegen für den Radverkehr unterwegs zu sein. 81 Prozent der Befragten ist es wichtig, vom Autoverkehr getrennt Rad zu fahren, unter den Frauen sind es sogar 86 Prozent.
Falschparker und zu schmale Radwege machen Probleme
Dennoch gibt es auch Verbesserungspotential. Der zu lasche Umgang mit Falschparkern ist bundesweit mittlerweile das von Radfahrerinnen und Radfahrern am meisten bemängelte Thema (Note 4,5). Besonders unzufrieden sind die Radfahrenden auch mit der schlechten Führung des Radverkehrs an Baustellen (Note 4,5). Ebenfalls schlecht bewertet werden ungünstige Ampelschaltungen für Radfahrer (Note 4,4) und die fehlende Breite der Radwege (Note 4,4).
Rolle des BMVI
Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, der heute in Berlin gemeinsam mit dem ADFC-Bundesvorsitzenden Ulrich Syberg die fahrradfreundlichsten Städte und Gemeinden auszeichnete, fasst die Situation für Fahrradfahrende in Deutschland folgendermaßen zusammen: „Der ADFC-Fahrradklima-Test gibt Städten und Kommunen Hinweise darüber, was sich die Menschen an Verbesserungen wünschen, um den Radverkehr noch attraktiver und sicherer zu machen. Deshalb fördern wir den Test seit mittlerweile acht Jahren. Die heutigen Preisträger zeigen: Langjähriges Engagement und konsequente Radverkehrsförderung in den Kommunen zahlen sich aus. Ich wünsche mir viele Nachahmer. Der Fahrradklima-Test zeigt den Städten und Kommunen auf, wo sie ansetzen können, um den Radverkehr vor Ort weiter zu verbessern. Um ein weit verbreitetes Missverständnis auszuräumen: Die Städte und Kommunen sind für die Kontrolle und die Radwege vor Ort zuständig. Das Bundesverkehrsministerium fördert Radwege an Bundestraßen, Radschnellwege, innovative Modellprojekte wie zum Beispiel zur Erprobung von Lastenrädern in Logistikketten, Abbiegeassistenten oder sogar Stiftungsprofessuren für die Forschung und die Ausbildung von Fachpersonal. Ich fordere die Kommunen auf, die Bundesmittel noch stärker zu nutzen. Das Bundesverkehrsministerium stellt 2019 allein rund 200 Millionen Euro Fördermittel für den Radverkehr bereit. Gemeinsam können wir das Fahrradklima mit neuen Maßnahmen wie attraktiven Radschnellwegen weiter verbessern.“
Albert Herresthal, Geschäftsführer des VSF, sieht das aufflammende Interesse des Verkehrsministers an den Thematiken der Fahrrad positiv: „Heute haben wir im BMVI etwas erlebt, was ein Stück Normalität sein sollte und es hoffentlich künftig auch wird: Der Bundesverkehrsminister spricht engagiert auf einer Veranstaltung zum Radverkehr, er bekennt sich ausdrücklich zu seiner Verantwortung für den Radverkehr und er nimmt sich Zeit für das Thema. Der VSF e.V. begrüßt diese Entwicklung und ist mit dem BMVI im Gespräch, damit dies keine Eintagsfliege bleibt“.
Der Fahrradklima-Test
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte nicht-repräsentative Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Im Herbst 2018 wurden bundesweit per Online-Umfrage 32 Fragen zur Fahrradfreundlichkeit gestellt - beispielsweise, ob das Radfahren Spaß oder Stress bedeutet, ob Radwege von Falschparkern freigehalten werden und ob sich das Radfahren auch für Familien mit Kindern sicher anfühlt. Mehr als 170.000 Bürgerinnen und Bürger haben sich an der Umfrage beteiligt und die Situation in 683 Städten und Gemeinden beurteilt. Alle Ergebnisse und Auswertungen aus dem Fahrradklima-Test 2018 gibt es online unter www.fahrradklima-test.de/karte
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