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Das Logo bleibt, der Name ist neu.
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Umsatz und Mitgliederzahl deutlich im Plus:

Mit Bike & Co gehört der Bico wieder die Zukunft

Auf der Ifma im Jahr 2000 schrieb sich die Bico frech auf ihren Messestand: „Uns gehört die Zukunft“. Zwei Jahre später befand sich der Verband am Rand der Insolvenz. Doch aus den damals in Gang gesetzten Prozessen ist inzwischen eine erstarkte Bico hervorgegangen, die nicht nur pfiffige Vermarktungsstrategien entwickelt, sondern nun auch die finanzielle Potenz besitzt, diese im Markt umzusetzen. Einen spannenden Blick in die Zukunft wurde den Mitgliedern am vergangenen Wochenende auf der Hausmesse in Verl geboten. Doch es gehört wohl auch zur Natur der Bico, dass die Strategien des Verbands unter den Mitgliedern oft kontrovers und leidenschaftlich diskutiert werden. So reiben sich auch an der neuen Marketing-Formel Bike & Co

Das Logo bleibt, der Name ist neu.Auf der Hausmesse der Bico stand neben der Vorstellung des neuen Verbandsmarketings die Sofortorder für den bevorstehenden Saisonanfang im Mittelpunkt.Geschäftsführer Helmut Sova ist mit der jüngeren wirtschaftlichen Entwicklung der Bico sichtlich zufrieden. Nun sei es Zeit, dass sich der Verband wieder mehr um die Vermarktungskonzepte kümmert.Einkaufsleiter Axel Böse kam auf der Hausmesse ins Schwitzen. Allerdings nicht wegen des Lagerprogramms, das bei den Händlern wieder besser ankommt, sondern auf einem Rollentrainer von Elite.Der aus der Elektronikbranche kommende Softwareanbieter HIW stellte den Bico-Händlern sein Warenwirtschaftssystem vor.

die Meinungen.

Der bisherige Außenauftritt mit der Marke Bico Plus, die einst aus der Taufe gehoben wurde, um Markenstreitigkeiten mit Fahrradanbieter und –händler Iko aus dem Weg zu gehen, wird in den nächsten Wochen nach 18 Jahren in Rente geschickt. Dass in der Bico-Zentrale dem bisherigen Begriff kaum eine Träne nachgeweint wird, liegt auch daran, dass Bico Plus trotz der langen Existenz im Markt beim Verbraucher kaum Bekanntheit erlangt hat.

„Das ist ja auch kein Wunder, wenn vom Verband kaum etwas für die Bekanntheit der Marke gemacht wurde“, sagt ein Bico-Händler im Gespräch mit velobiz.de und drückt damit auch die Meinung einiger Verbandskollegen aus. Tatsächlich ist der Wechsel des Namens organisatorisch kein Pappenstiel. Denn nicht nur in der Bico-Zentrale müssen beispielsweise alle Werbemittel und Geschäftspapiere auf den neuen Schriftzug umgestellt werden, sondern vor allem auch bei den Mitgliedern. Das betrifft den einfachen Aufkleber auf der Ladentür bis hin zur kompletten Fassadengestaltung, von der Visitenkarte bis zur Webseite eines Händlers. Und das jeweils 500 mal.

Da überrascht es nicht, dass der Namenswechsel unter den Verbandsmitgliedern heftig diskutiert wird. „Mir ist klar, dass wir die Händler nicht innerhalb von zwei Hausmessen überzeugen werden“, sagt dazu Bico-Geschäftsführer Helmut Sova im Gespräch mit velobiz.de. Gleichzeitig lässt er an der Notwendigkeit der neuen Marketing-Formel wenig Zweifel aufkommen.

Der Grund liegt auch in der jüngeren Entwicklung der Bico. Im vergangenen Jahr hat der Verband die Nachwirkungen der Fast-Pleite wohl endgültig abgeschüttelt. 45 neue Mitglieder sind im vergangenen Jahr dazu gekommen, im Gegenzug sind nur 19 Händler – überwiegend aus Alters- oder finanziellen Gründen - ausgeschieden. Unterm Strich ist die Zahl der Mitgliedsbetriebe somit auf 505 gewachsen. Parallel dazu hat sich auch der Umsatz sehr gut entwickelt: Mit dem eigenen Lager setzte die Bico im vergangenen Jahr 14 Mio. EUR um, was eine Steigerung gegenüber 2006 um stattliche 40 % darstellt. In den Jahren zuvor hatte das Bico-Lager „dramatisch“ Umsatz verloren, wie Sova erklärt. Als Sortimentsauswahl, Einkauf und Logistik von der Sport 2000 gesteuert wurden, seien viele Bico-Mitglieder mit ihrem Teile- und Zubehöreinkauf zum Großhandel abgewandert. Seit jedoch das Lagergeschäft wieder von der Bico in Eigenregie betrieben wird, sei intensiv am Sortiment und der Logistik gearbeitet worden. „Das Niveau ist jetzt wieder in Ordnung“, so Sova.

Doch auch andere Dinge sind offenbar wieder in Ordnung. Im Streckengeschäft, also in der Summe von Zentralregulierungsumsatz und Lagerumsatz, konnte die Bico 2007 um 25 % auf insgesamt 105 Mio. EUR Umsatz zulegen. Ein Teil des Zuwachses ist der höheren Händlerzahl geschuldet, doch es stecke auch ein gesundes organisches Wachstum in den Zahlen. Und gesund seien inzwischen auch wieder die Ertragskraft und das Eigenkapital der Bico.

Marketing rückt wieder in den Mittelpunkt

„Wir sind wirtschaftlich wieder auf einem guten Weg. Jetzt ist es Zeit, dass wir die Vermarktungsseite wieder mehr berücksichtigen“, sagt Sova. Spätestens im kommenden Jahr wolle die Bico mit überregionaler Werbung beginnen, erklärt der Verbandsgeschäftsführer. Das wäre mit dem Begriff Bico Plus schwierig geworden, nachdem sich dessen Schreibweise phonetisch nicht eindeutig herleiten lässt. Radiowerbung mit Nennung einer Internet-Adresse wäre beispielsweise nicht machbar gewesen.

„Bico Plus hat mir als Händler schon nicht gefallen“, sagt Sova, der vor seiner Zeit als Geschäftsführer des Verbands selbst einen größeren Mitgliedsbetrieb leitete. Auf den letzten Regionaltagungen und nun auch auf der Hausmesse wurde den Händlern die neue Marketing-Formel Bike & Co, Untertitel: Guter Rat und gute Räder, vorgestellt. Damit einher geht auch eine neue Zusammenarbeit mit der Bielefelder Werbeagentur JK, die u.a. bereits bei der Werbung der Verbundgruppe Elektronic Partner oder von Getränkeanbieter Apollinaris Hand anlegt. Die Werbevorlagen und –motive der Bico für diese Saison stammen bereits aus der Feder von JK.

Bico lernt niederländisch

Ein Grund für die neue Namensgebung liegt auch in den Niederlanden bzw. beim dortigen Händlerverbund Twico. Der war einst zusammen mit der Bico gegründet worden, hat sich aber über die Jahre unabhängig vom deutschen Partner entwickelt und hat zuletzt kaum noch Schnittstellen zur Bico gehabt.

Doch der niederländische Fahrradmarkt und insbesondere die dortigen Verbundgruppen befinden sich im Umbruch. „Niederländische Verbände kommen von der Vermarktungsseite“, erklärt Sova. Der gemeinsame Einkauf oder gar ein Verbandslager spielten hingegen bisher bei den Verbänden nur eine Nebenrolle. Doch seitdem die ZEG mit ihrem sehr starken Lagergeschäft ihre Fühler massiv in das Nachbarland ausstreckt, hat sich das geändert. Schlussendlich sind auch niederländische Fahrradhändler Kaufleute. Und dass ein konkurrierender Verband deutliche Vorteile im Einkauf bietet, wurde für die Twico und ihre 120 Mitglieder zunehmend zum Problem.

In der Kooperation mit dem einstigen Gründungspartner Bico und dem Einkauf in dessen Lager suchen die holländischen Twico-Händler nun die Lösung des Problems. Für Sova eine optimale Situation: „Für die Bico ist die Zusammenarbeit nahezu ohne wirtschaftliches Risiko.“ Der Aufwand hält sich in Grenzen: Kataloge, Lieferscheine und Rechnungen müssen um eine niederländische Fassung erweitert werden. Die Logistik ins Nachbarland wird vom Paketdienst DPD gesteuert.

Der Gewinn für die Bico könnte sich nicht nur wirtschaftlich ausdrücken: „Die niederländischen Verbände sind in der Vermarktung viel weiter als wir. Da können wir nur lernen“, meint Sova. Und: „Wir müssen im Marketing deutlich an Profil gewinnen.“

Bico Life auf neuer Ebene

Heute, am Tag nach der Hausmesse, standen für Sova noch einige schwierige Gespräche auf dem Terminplan. Nämlich mit jenen 40 Bico-Händlern, die mit dem Konzept Bico Life ihren Laden auf Verbandsoptik getrimmt haben. „Wir wollen Bico Life auf eine neue Ebene hieven“, erklärt Sova. Bisher habe es kaum Verbindlichkeiten für die teilnehmenden Händler gegeben, etwa bei der Zusammenstellung des Sortiments. Effekt war, dass beispielsweise gemeinsame Marketing-Maßnahmen kaum durchführbar waren. Das will Sova nun ändern: „Wir werden von den Bico-Life-Händlern einfordern, dass sie ein gemeinsames Kernsortiment führen“. Bei der Zusammenstellung des Sortiments will sich der Verband weitgehend raushalten. Stattdessen sollen die Händler selbst gemeinsam bestimmen, welche Produkte ins Pflichtprogramm aufgenommen werden. Im Gegenzug will sich die Bico künftig stärker finanziell bei der Werbung für die Life-Händler engagieren.

Zusammenarbeit mit HIW

Eine eher langfristige Strategie ist die neue Zusammenarbeit mit dem Software-Haus HIW, das aus einem Joint-Venture der Einkaufsgenossenschaft Interfunk (bzw. Euronics) und des Programmierers Peter Heller hervor gegangen ist. Kernprodukt des seit 1999 bestehenden Unternehmens ist das Warenwirtschaftssystem Rendite, das speziell auf den Einzelhandel mit technischen Produkten zugeschnitten ist. Zusammen mit der Bico soll HIW nun eine Rendite-Version auch für den Fahrradhandel stricken.

Das Engagement der Bico bei der branchenübergreifenden WWS-Schnittstelle Veloconnect werde durch die Zusammenarbeit mit HIW nicht beeinträchtigt, wie Sova versichert. Auch werde der Verband weiter die bestehenden Systeme im Markt unterstützen. Gleichwohl könne es dem Markt nicht schaden, wenn das Angebot an Warenwirtschaftssystemem für den Fahrradhandel um einen „unheimlich professionellen“ Anbieter erweitert werde. Und auch HIW sieht unter den Bico-Händlern offenbar noch großes Potenzial für das eigene Produkt. Schließlich sollen bisher nur 120 der rund 500 Bico-Mitglieder mit einem Warenwirtschaftssystem arbeiten.

18. Februar 2008 von Markus Fritsch

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