Nach schwachem März und April
Accell-Gruppe spricht von Erholung und sichert sich Liquidität
Die verschiedenen Schließungsmaßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie in mehreren Ländern in den Monaten März und April haben beim niederländischen Fahrradkonzern Accell Group Spuren hinterlassen. Das Mutterunternehmen von Marken wie Haibike, Winora oder Ghost beziffert den Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr mit etwa 27 %. Im Mai drehte sich das Bild dann jedoch um: Nachdem bereits Ende April in Deutschland, dem umsatzstärksten Absatzmarkt der Accell-Gruppe, die Fahrradläden wieder öffneten, startete die Aufholjagd. Im Vergleich zum Vorjahr verbuchte die Accell-Gruppe im Mai ein Umsatzwachstum von 23 %. Ganz auf Vorjahreskurs ist das Unternehmen dennoch noch nicht ganz. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt der Umsatzrückgang Ende Mai rund 5 %. Gleichzeitig fielen in den ersten fünf Monaten höhere Kosten an, u.a. durch Unterbrechungen in der Lieferkette als Ergebnis der Corona-Pandemie, was die Gewinnsituation zusätzlich belastete. Als Ergebnis liegt der Gewinn (EBIT) in den ersten fünf Monaten rund 28 Mio. EUR (minus 40 %) unter dem Vorjahresniveau.
Produktion auf 70 bis 80 % erhöht
Die Fahrradproduktion wurde wieder erhöht, um der steigenden Nachfrage insbesondere im motorisierten Bereich gerecht zu werden – zuletzt auf 70 bis 80 % der möglichen Kapazität, nachdem im März nur auf 30 % gefahren wurde. Bei Accell geht man davon aus, dass die Produktverfügbarkeit auch in der zweiten Hälfte des Jahres beeinträchtigt sein wird und sich die geplante Einführung neuer Fahrradmodelle verspäten wird.
Liquidität gesichert
Der anziehende Fahrradverkauf im Mai und die bereits im März umgesetzten Cash-Management-Maßnahmen hätten zu einer verbesserten Liquiditätslage geführt, berichtet das Unternehmen weiter. Gleichwohl hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit den Banken und im Rahmen des niederländischen „GO-C“-Programms eine zweijährige Kreditfaszilität in Höhe von 115 Mio. EUR vereinbart, um „in einem nach wie vor unvorhersehbaren Umfeld einen ausreichenden Finanzierungsspielraum für die Zukunft zu gewährleisten“. Diese Summe diene in erster Linie als zusätzlicher finanzieller Puffer für den Fall, dass die Auswirkungen von COVID-19 länger andauern und sich als gravierender erweisen sollten. Das Unternehmen kündigt zudem an, dass für das Geschäftsjahr 2020 keine Dividende ausgeschüttet werde.
Situation verlangt Umsicht
CEO Ton Anbeek fasst zusammen und blickt voraus: „Die starke Erholung der Fahrradverkäufe im Mai ist eindeutig eine sehr positive Entwicklung, aber wir hinken immer noch den Zahlen des letzten Jahres hinterher. Die Dauer und die Auswirkungen von COVID-19 sind derzeit noch nicht vorhersehbar und wir gehen davon aus, dass unsere Ergebnisse im Jahr 2020 durch die anhaltenden Unterbrechungen in der globalen Lieferkette beeinträchtigt werden. Das derzeit unsichere Umfeld verlangt von uns mehr Umsicht und das ist auch der Grund, warum wir froh sind, unseren finanziellen Puffer verbessert zu haben. Gleichzeitig freuen wir uns darüber, dass so viele Regierungen, Städte und Verbraucher in Europa auf das Fahrrad als Verkehrsmittel setzen.“
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