Mehr Städte, mehr Teilnehmer:
ADFC misst den Klimawandel für Radfahrer in Deutschland
Münster, Karlsruhe Freiburg, Erlangen, Oldenburg, Ingolstadt, Bocholt, Nordhorn, Wesel, Reken, Ketzin und Rhede – so lautet aktuell die Reihenfolge der fahrradfreundlichsten Städte in Deutschland. Grundlage für das Ergebnis sind die Antworten auf 27 Fragen, die der Allgemeine Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) zusammen mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) in den vergangenen Monaten per Online-Umfrage erhoben hat.
Besondere Aufmerksamkeit zollen ADFC und BMVI zudem den Aufholer-Städten - also denjenigen, die sich gegenüber dem Test 2012 am meisten verbessern konnten. Als Top-Aufholer wurden ausgezeichnet: Wuppertal, Augsburg, Stuttgart, Göttingen, Heilbronn, Trier, Schwerin, Iserlohn, Norderstedt, Heiligenhaus, Eschborn und Ilmenau. Dazu sagt Ulrich Syberg, Bundesvorsitzender des ADFC: „Städte, die den Radverkehr voran bringen, können sicher sein: Das Engagement kommt an – die Menschen bemerken die Verbesserung. Wuppertal ist hier beispielhaft mit seiner neuen Nordbahntrasse. Durch sie ist es möglich, selbst in dieser extrem hügeligen Stadt komfortabel und sicher Rad zu fahren. Fahrradfreundlichkeit hebt das Image einer Stadt, macht sie attraktiv als Wirtschaftsstandort, für Neubürger und Touristen. Gute Fahrradinfrastruktur schafft Anreize, auch mal mit dem Rad zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren. Das bringt Vorteile für die Gesundheit und Zufriedenheit der Menschen - und entlastet die Stadt von Lärm und verstopften Straßen. Investitionen in den Radverkehr sind Investitionen in die Zukunftsfestigkeit und Attraktivität einer Stadt.“
Doch die Fahrradklima-Umfrage hat nicht nur Licht, sondern vielerorts auch die Schattenseiten des Radfahrens gezeigt: Zwar sind die meisten Umfrage-Teilnehmer zufrieden mit der Erreichbarkeit von Zielen mit dem Rad (Schulnote: befriedigend). Auch die Kernfrage: „Bei uns macht Radfahren Spaß bzw. Stress“ wird recht positiv bewertet (Note: befriedigend). Genervt sind die Radfahrenden aber von geduldetem Parken auf Radwegen, von ungeeigneten Ampelschaltungen, fehlendem Winterdienst für Radwege sowie Unterbrechungen durch Baustellen (Note: ausreichend bis mangelhaft). Und: Die Mehrzahl fühlt sich beim Radfahren nicht sicher (Note: ausreichend).
Dazu Syberg: „Wenn sogar die Intensiv-Radfahrer sagen, dass sie sich mit dem Rad auf der Straße nicht sicher fühlen, dann schrillen bei uns die Alarmglocken. Denn wir wissen aus internationalen Studien, dass die gefühlte Sicherheit der entscheidende Faktor ist bei der Frage: Steige ich aufs Rad oder ins Auto. Wer mehr Radverkehr will, muss hier ansetzen.“ Geeignete Maßnahmen wären laut ADFC-Fahrradmonitor: Geringeres Verkehrstempo – also mehr Tempo-30-Zonen – und mehr komfortable und klar erkennbare Radwege. Aber auch mit wenig aufwändigen Maßnahmen ließe sich das Fahrradklima wirkungsvoll verbessern: Durch einen Herbst- und Winterdienst für Radwege sowie radfahrerfreundliche Lösungen an Baustellen. Gegen das große Ärgernis der zugeparkten Radwege hilft nur höherer Verfolgungsdruck durch die Behörden, so der ADFC.
Unterdessen wird der Fahrrradklima-Test auch für die kommunalen Akteuere immer mehr zum Kontrollinstanz für erfolgreiche Fahrradpolitik, wie Rainer Bomba, Staatssekretär im BMVI erläutert: „Mein Anliegen ist es, gemeinsam mit allen Akteuren die Rahmenbedingungen für den Radverkehr weiter zu verbessern. Deshalb fördern wir den Fahrradklima-Test des ADFC im Zuge der Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020. Fahrradfreundlichkeit ist aber auch ein guter Gradmesser für die Lebensqualität einer Stadt. Wir können den Anteil des Radverkehrs weiter erhöhen, wenn sich Radfahrerinnen und Radfahrer gut und sicher im Straßenverkehr fühlen. Der Fahrradklima-Test gibt genau darüber Aufschluss. Er zeichnet Kommunen aus, die den Radverkehr besonders vorantreiben, und bietet den anderen zugleich konkrete Anhaltspunkte für Verbesserungen – sei es bei der Sicherheit, dem Wegenetz oder auch bei den Abstellmöglichkeiten. Die Auszeichnung ist damit Dank und Ansporn zugleich.“
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