Fahrradmonitor
ADFC-Monitor: Wie tickt Fahrrad-Deutschland?
Es ist ein Umfrageergebnis, dass der Branche zu denken geben sollte: Als der ADFC 2009 erstmals die Bundesbürger für seinen Fahrradmonitor befragte, gaben 69 % der Umfrageteilnehmer an, mindestens einmal im Monat das Fahrrad als Verkehrsmittel zu benutzen. 2011, bei der zweiten Auflage des Fahrradmonitors, lag dieser Wert noch bei 67 %. Und bei der jüngsten Umfrage, die bereits 2013 durchgeführt (aber jetzt erst veröffentlicht) wurde, nutzten nur noch 57 % ihr Fahrrad regelmäßig als Verkehrsmittel. Sieht man etwas genauer in die Umfrageergebnisse, liest man dort, dass zwar die meisten Menschen (nämlich 81 %) immer noch zumindest gelegentlich mit dem Fahrrad unterwegs sind, dass aber gleichzeitig die Häufigkeit der Nutzung zurückgegangen ist.
Das Fahrrad ist somit das einzige Verkehrsmittel im ADFC-Monitor, dessen Nutzung seit 2009 abgenommen hat. Andere Verkehrsmittel konnten dagegen teilweise deutlich zulegen, Der Anteil der Umfrageteilnehmer, die mindestens einmal im Monat den öffentlichen Nahverkehr nutzen, stieg beispielsweise seit 2009 von 37 % auf 49 %. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Mitnahmemöglichkeiten von Fahrrädern im öffentlichen Nahverkehr für die Bundesbürger ebenfalls an Bedeutung zugelegt haben. 77 % finden es beispielsweise wichtig, dass in Nahverkehrszügen entsprechende Einrichtungen vorhanden sind.
Eine einfache Antwort, auf die Frage, was den Rückgang der Fahrradnutzuung ausgelöst hat, kann der ADFC-Montior nicht liefern. Zahlreiche Ergebnisse der Studie widersprechen sogar einem nachlassenden Interesse am Fahrrad. In der Beliebtheitsskala als Verkehrsmittel und Freizeitgerät nimmt das Fahrrad beispielsweise weiterhin den zweiten Platz nach dem Auto ein. Andere Umfrageergenisse lassen jedoch erahnen, dass Radfahren für viele Menschen immer noch vor allem eine Vernunftsache ist. Auf die Frage, was für das Fahrrad als Verkehrsmittel spricht, anworteten 60 % mit der Gesundheit, 57 % mit der Umwelt, 48 % mit den geringeren Kosten, aber nur 38 % mit dem Spaß, den das Radfahren bereitet.
Die Studie dokumentiert zudem auch die Unzufriedenheit der Bundesbürger mit der Fahrradinfrastruktur hierzulande. In der Studie wurden gezielt jene Menschen gefragt, die ihr Fahrrad noch nicht für den Weg in die Arbeit nutzen, unter welchen Vorraussetzungen sie dieses Verhalten ändern würde. Die häufigsten Antworten lauteten „Sichere Fahrradabstellplätze“ (52 %) und „Bessere Radwege“ (50 %).
Dass die meisten Deutschen, nämlich 75 % der vom ADFC befragten Fahrradbesitzer, mit ihrem Fahrrad zufrieden oder sehr zufrieden sind, ist zunächst eine gute Nachricht. Dieses Umfrageergebnis dokumentiert das hohe Niveau, auf dem die Fahrradbranche ihre Produkte inzwischen anbietet. Die Kehrseite der Medaille lautet allerdings: Wer mit seinem aktuellen Fahrrad wunschlos glücklich ist, hat auch weniger Gründe, sich ein neues zu kaufen. Diese These wird an anderer Stelle vom ADFC-Fahrradmonitor bestätigt: Auf die Frage „Planen Sie in den nächsten zwölf Monaten den Kauf eines neuen Fahrrads?“ antworteten nur 4 % mit „Ja, sicher“ und weitere 22 % nur mit „Vielleicht“.
Potenzial für neue Absatzimpulse verspricht vor diesem Hintergrund das E-Bike-Segment. 90 % der vom ADFC befragten Bundesbürger haben von diesem neuen Fahrradtyp bereits gehört, doch nur 12 % hatten bisher die Möglichkeit, ein E-Bike auch tatsächlich mal auszuprobieren oder sind schon Besitzer eines entsprechenden Modells. Hier liegen also noch einige Chancen, durch Testaktionen neue Kundenkreise zu erschließen. Zumal rund 47 % der Umfrageteilnehmer an E-Bikes durchaus interessiert sind. Ein Wert, der übrigens deutlich steigt, je älter die befragten Personen sind. Bei den über 60jährigen interessieren sich beispielsweise 58 % für E-Bikes. Aber auch junge Menschen sind durchaus Zielgruppe für E-Bikes, wie beispielsweise ein Anteil E-Bike-interessierter Personen von 41 % bei den 14–19-Jährigen zeigt.
Die gesamte, 129 Seiten umfassende Studie kann übrigens beim ADFC kostenlos heruntergeladen werden. Und zwar unter www.adfc.de/monitor .
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