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Kolumne - Marius Graber

Als wäre nichts gewesen

Wir haken sie gerade ab, die Saison. Die vierte in Folge, die – vorsichtig gesagt – nicht ganz einfach war. Die meisten sind doch ganz froh, dass sie passabel vorübergegangen ist und wir im besseren Fall außer mit leichten Blessuren (und noch etwas zu viel Ware im Lager) ganz gut davongekommen sind. Also ab in die nächste Saison und diese kündigt sich an wie immer: Neuheiten vorgestellt, Konditionen hingelegt, Vororder abgegeben, abgehakt. So, als wäre nichts...

...gewesen in den letzten Jahren, in der die Partnerschaft zwischen Industrie und Handel ja dann doch auf die Probe gestellt wurde und (weil wir alle beide die Probe nicht nur gut bestanden haben) teilweise auch ordentlich gelitten hat. Man ist vordergründig nett zueinander wie eh und je. Gegrummelt wird unter seinesgleichen.
Die viel zitierte Partnerschaft zwischen Handel und Industrie ist für nachhaltigen Erfolg unerlässlich. Dass beide dasselbe Ziel haben, nämlich möglichst viele Velos zu verkaufen, lenkt schnell mal vom kleinen, feinen Unterschied ab: Der Handel will, dass der Kunde bei ihm kauft, welche Marke auch immer. Die Industrie will, dass der Kunde seine Marke kauft, wo, beziehungsweise auf welchem Weg auch immer. So einfach ist das also von Grund auf nicht mit dieser Partnerschaft, wenn auch nicht unmöglich, mit etwas Verständnis für die jeweilige andere Seite. Doch es scheint, als hätten wir nichts gelernt aus den letzten Jahren. Dass Lieferungen sich verzögern, ausfallen oder auch mal zu früh sein können, dass Preise innerhalb der Saison angepasst werden müssen, wissen wir aus der Vergangenheit. Doch derzeit ist kaum mal die Rede davon, dass uns das wieder ereilen könnte. Und noch weniger, wie wir ein nächstes Mal handeln wollen. Obwohl – und das sage ich als ausgekochter Optimist – die Wahrscheinlichkeit ja nicht so klein ist, dass wir auch in der nächsten Saison diese Themen wieder haben. Man könnte sich nun einfach belustigt zurücklehnen, zuschauen und genüsslich darüber den Kopf schütteln, dass die Branchenteilnehmer die heißen Eisen so konsequent unbesprochen lassen. Wie geht doch die alte Paartherapeuten-Regel: Solange gestritten wird, ist’s noch nicht so schlimm.
Vielleicht zeigt das Aussitzen der Themen aber vor allem, wie sehr sich die Branche nach diesen vier ermüdenden, aufreibenden Jahren nach Normalität und etwas Geruhsamkeit sehnt. Das ist zwar verständlich, aber nicht zielführend.

Marius Graber ist seit über 35 Jahren Fahrradhändler in Luzern und schreibt seit 25 Jahren für Fachmagazine über Fahrradtechnik, Reisen und die Branche.

24. September 2024 von Marius Graber

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