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Warnung vor gefälschten Kanzlei-Angeboten

Betrugsmasche mit angeblicher Fahrrad-Insolvenzmasse

Ein raffinierter Insolvenzverwalter-Scam zielt aktuell auf Fachhändler. Sie sollen mit attraktiver Ware aus einer vermeintlichen Insolvenzmasse gelockt werden.

Es klingt vielleicht zunächst sehr reizvoll: Aktuelle Markenware aus einer Insolvenz mit starkem Nachlass kaufen und dann mehr Gewinn erzielen. Eine aktuelle Betrugsmasche setzt auf diese Versuchung.

Der Gewinn liegt im Einkauf, weiß jeder Händler und eigentlich auch jeder Nicht-Händler. Entsprechend könnte die Versuchung groß sein, einem Angebot nachzugehen, das seit circa zwei Wochen im Markt kursiert. Doch Vorsicht: Es handelt sich um einen Betrugsmasche.

Aufmerksam gemacht wurden wir darauf in den letzten Tagen gleich von mehreren Seiten von Industrie, Handel und auch Rechtsanwalt und velobiz.de-Autor Johannes Brand, der in einem LinkedIn-Beitrag auf die Masche hinweist. Die aktuelle Ausgangssituation ist folgende: Verschiedene Händler haben ein Angebot bekommen von einer Kanzlei Kaindl & Partner aus Nürnberg. Dort wird in Excel-Dateien die angeblich verfügbare Lagerware aus Insolvenzmasse feilgeboten.

Dabei handelt es sich weitestgehend um Premiummarken der Fachhandelswelt. Die Räder sind in bemerkenswert großen Stückzahlen und in so ziemlich allen Rahmengrößen vorhanden. Dazu stammen sie überwiegend aus dem Jahr 2024 und sind teilweise als 2025er Ware ausgezeichnet. Die Konditionen für die Ware zugleich sind ausgesprochen attraktiv. Keiner dieser Hersteller ist insolvent, so dass es sich eher um einen Handelsbetrieb handeln müsste. In der Liste finden sich aber auch Räder von ebenso wenig insolventen Direktvertreibern. Das ist ein erstes Warnsignal, dass hier etwas nicht stimmt, denn wie würden solche Räder in den Markt kommen?

Dubios wird es auch, wenn man sich die Webseite der vermeintlichen Kanzlei anschaut und drumherum recherchiert. Die Webseite der „Kaindl & Partner Kanzlei“ wurde durchaus aufwendig erstellt und in Nürnberg angesiedelt. Perfide ist, dass auf der Webseite eine Nürnberger Rechtsanwältin aufgeführt ist, die es tatsächlich in Nürnberg gibt. Sie arbeitet aber bei einer anderen Kanzlei, einer echten, in der Stadt. Das Bild auf der Webseite zeigt auch nicht sie, sondern vermutlich eine KI-generierte Frau. Ihre echte Kanzlei teilt mit, dass seit zwei Wochen häufiger nach den Fahrradangeboten gefragt wird. Eine Strafanzeige habe man bereits gestellt.

Kriminalhauptkommisar Christian Hofmann, der in Nürnberg diesen Fall bearbeitet, möchte vor allem für die grundsätzliche Betrugsmasche sensibilisieren. „Betrug mit Insolvenzmasse nimmt stark zu“, die Häufigkeit von Insolvenzen locke auch Betrüger an. „Es betrifft nicht nur Fahrradhändler, sondern findet branchenübergreifend statt.“ Entsprechend sollte man bei solchen Angeboten sehr vorsichtig sein.

Johannes Brand weist zudem darauf hin, dass bereits im vergangenen Sommer die Hanseatische Anwaltskammer Hamburg vor gefälschten Anwaltsschreiben und gefälschten Kanzleien warnte. „Nach unseren Informationen werden diese Waren nach Rechnungstellung und Zahlung nie geliefert. Die Masche ist stets die gleiche: Es wird eine Internetseite einer Rechtsanwaltskanzlei aufgebaut, die nicht existiert. Das Design dieser Seiten orientiert sich dabei an den Seiten echter Anwaltskanzleien“, hieß es in der damaligen Information der Kammer.

Heute um 13:58 von Daniel Hrkac
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