Messe-Premiere ein voller Erfolg
Cycolonia in Köln: „Genau das, was der Region gefehlt hat“
5000 Interessierte sahen an Samstag und Sonntag ein kleines, aber feines und bunt gemischtes Angebot rund ums Rad, das das Kölner VSF-Fahrradfachgeschäft Radlager von Lothar Könekamp zusammen mit der Agentur Grenzgang als Veranstalter auf die Beine gestellt hatte.
Zwischen den altehrwürdigen Mauern des Deutschen Olympia Museums, direkt an der neuen Kölner Flaniermeile am Südkai, waren etwa 40 Hersteller von Rädern und Zubehör vertreten – direkt per eigenem Stand oder über einen der etwa zehn regionalen Händler. Daneben informierten auch verschiedene Verkehrsclubs und Fahrrad-Initiativen über ihr Programm.
Klein, aber fein war das Konzept, das sich in den Marken widerspiegelte: Von Flyer über Hase und Koga Miyata bis hin zu Patria und Wanderer reichte die Spanne; beim Zubehör waren es Spezialisten wie Busch und Müller, Ortlieb, Klickfix und Rohloff, die die Bike-Begeisterten in ihren Bann bzw. auf ihre kleinen Stände zogen. Draußen ging die Begeisterung weiter: auf dem Hase-Testparcours direkt am Rheinufer wurden vor allem Pedelecs und Spezialräder getestet – vor allem auf Fahrspaß und Robustheit.
Große Anziehung übten auch die sechs Teilnehmer der Long Distance Bikers Convention aus: Diese aus dem IFMA-Konzept übernommene und schon damals sehr erfolgreiche Veranstaltung lockte mit der zu bestaunenden Original-Ausstattung und Dia-Vorträgen der Abenteuerreisenden – und natürlich mit der Entscheidung über den oder die Long Distance Biker des Jahres: Gewählt wurde Sebastian Burger, der über 11.500 Kilometer von Bremen nach Singapur fuhr und dabei auf seinem Pino Tandem insgesamt 20 wechselnde, tatsächlich blinde Passagiere als Mittreter hatte.
Ein besonderes Event-Schmankerl und für viele absolutes Neuland war aber das Rad-Polo Turnier auf dem Dach des Gebäudes. In einem kleinen Hartplatz-Fußballfeld hoch über dem Rhein zeigten zwei Mannschaften zu je drei Spielern, wie man mit minimalistischen Fixies, Polo-Schlägern und einigen hundert leeren Bierkisten als Bande ein ehedem nobles Herrenspiel zu einem freakigen Spaß-Ereignis on Bike macht.
Daneben konnte man am Sonntag noch eine BMX-Jam bestaunen, sein Rad einem Sicherheitscheck unterziehen lassen, mit Garmin einen GPS-Geocoaching-Tour unternehmen und sich dann per Rikscha wieder in die Kölner City zurückfahren lassen. Und die ganz kleinen Biker johlten zwischen den gelben Hütchen des ADAC-Kinderparcours quietschvergnügt. Nicht zu vergessen schließlich der Rad-Clown Hugo auf seinem Faltrad, der zu jedem Radthema einen witzigen Einfall hatte.
Das Drumherum macht den Erfolg
Zu viele Events für eine kleine Messe? Die Besucher fühlten sich jedenfalls wohl im freundlichen, teils fast gemütlichem Ambiente des Sportmuseums und, so Hartmut Fiebig, Mitbegründer von Grenzgang und Mitveranstalter der Messe, „eigentlich war die vor Jahren aufkeimende Idee, ein tolles Fest rund ums Fahrrad zu veranstalten. Als wir uns dann vor sechs Monaten konkret an die Planung einer Frühjahrsmesse in Köln machten, floss das Ganze zu einem rundem Konzept mit viel Kultur und Lobbyarbeit fürs Rad zusammen.“ Und das ist aufgegangen: Fast alle Vorträge waren mit über hundert Teilnehmern sehr gut besucht, der Zuschauerandrang insgesamt größer als erwartet, so Fiebig und Mit-Veranstalter Ramid Houchmand von Grenzgang.
Aber auch die Aussteller waren sichtbar zufrieden: „Wir würden mit Sicherheit nächstes Mal wiederkommen“, so Frank Regge, der den kleinen Busch & Müller-Stand auf der Cycolonia betreute. „Hier herrscht eine fast familiäre Atmosphäre wie der Spezi, aber die Besucher sind eher Alltagsradler, Normalos – und damit auch vor allem unser Klientel – Gelegenheitsfahrer und Familien eingeschlossen. Und sie sind sehr interessiert.“
Ähnlich sieht das auch Uwe Wöll von Wanderer: Mir hat gut gefallen, das es sehr informationshungrige Leute waren – kaum Zufallsbesucher auf der Jagd nach Give Aways und Messepreisen, und auch keine Freaks die nur ihr Fahrradwissen zeigen wollten. Sondern Leute, denen man etwa auch den Sinn von Qualität am Fahrrad erklären konnte.“
„Voll zufrieden“ zeigte man sich auch am Stand des Kölner Händlers Stadtrad. „Vor allem die Atmosphäre und das Drumherum sind hier viel wert“ so Peter Dedenbach, „das hat der Standort vielen anderen voraus – und er könnte sogar auch noch mehr Besucher verkraften.“
Ihre Kompetenz als Lobbymedium für das Rad zeigte die Cycolonia nicht nur mit einem eigenen Stand des Fahrradbeauftragten der Stadt Köln; auch Unternehmen wie der Kölner Fahrradkurier und -Händler Bike Syndikat waren vertreten – und zufrieden mit dem Feedback: „Die Ansprache der Besucher ist gut – zum Beispiel kommen viele auch Ältere, angelockt von unseren Räder, und fragen nach klassischen, schwer erhältlichen Teilen. Und auch der Kurierdienst als echte, innerstädtische Alternative zum Autokurier stößt hier auf starkes Interesse“, freut sich Dennis Liszewitz.
Ernsthafte Kritik war tatsächlich weder von Besuchern noch von Ausstellern kaum zu hören, letztere hatten lediglich gelegentlich Park-Probleme mit ihren LKWs, was aber der Großbaustelle im Umfeld des Museums geschuldet wird.
Die zweite Ausgabe der Cycolonia? „Definitiv nächstes Jahr – das ist bei diesem Anfangserfolg für uns ein Muss“, so ein zufriedener Veranstalter Hartmut Fiebig am Sonntagabend.
Die kleine neue Messe dürfte sogar eine Vorbildfunktion erfüllen: Kaum sonst einer solchen Veranstaltung für ein Publikum diesseits von Extrempolen wie Dirt und Downhill gelingt es, Begeisterung und Emotionalität fürs Bike so stimmig und mit so viel Spaß einzusetzen.
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