Report - Fahrrad-Tourismus
Der Berg ruft und Bike trifft Boot!
Auch wenn die Kombination Wasser und Sonne nach wie vor den größten Teil der Urlaube ausmacht: Das Urlaubsverhalten hat sich deutlich gewandelt. Jahr für Jahr verbringen weniger Urlauber ihre Zeit ausschließlich mit Strand und Sonne und gerade die Deutschen wenden sich verstärkt vom passiven Urlaubsvergnügen ab. »Der Wunsch nach aktiver Betätigung, Abwechslung und Unterhaltung macht im Urlaub keine Pause«, so Dr. Martin Buck, Direktor des Kompetenz-Center Travel und Logistics der Messe Berlin und verantwortlich für die ITB. »Die Bundesbürger wollen vermehrt in ihrem Urlaub etwas Neues erleben, das Land und seine Leute kennenlernen.«
So verwundert es nicht, dass neben Kreuzfahrten und Rundreisen auch der Sporturlaub boomt: Laut einer aktuellen Auswertung des World Travel Monitors im Auftrag der ITB Berlin konnte diese Urlaubsart in den vergangenen fünf Jahren bei europäischen Reisenden deutlich zweistellige Zuwachsraten verzeichnen. Besonders beliebt sind bei den Sportlern die Berge. Und so heißt das beliebteste Reiseziel der sportaffinen Urlauber Österreich. 24 Prozent der Europäer zieht es in die Alpenrepublik, gefolgt von Italien und Deutschland mit jeweils elf Prozent. Hoch im Kurs stehen bei den sportlichen Aktivitäten dabei vor allem Wandern mit 38 Prozent sowie Radfahren mit 23 Prozent.
Quäl dich (nicht)!
Während es klassischen Sporturlaubern nach dem Motto »Quäl dich!« vor allem um das Auspowern geht, können viele andere Urlauber damit wenig anfangen. Sie suchen Entspannung und wollen daneben vor allem die Landschaft genießen. So zählen laut ADAC Reisemonitor 2012 seit Jahren die Argumente »Man kann sich gut erholen« (86,6 Prozent) und »Schöne Landschaft« (86,5 Prozent) kontinuierlich zu den Top-Entscheidungskriterien für einen Urlaub. Nach diesen Aspekten ausgewählt spricht viel für den Urlaub in den Bergen, und so verwundert es nicht, dass dieses Reiseziel nach dem Urlaub am Meer auf dem zweiten Platz der Beliebtheitsskala liegt: Auch wenn es mit 39,2 Prozent die meisten noch ans Meer zieht – fast jeder fünfte Urlauber (19,7 Prozent) verbringt die Zeit inzwischen in den Bergen.
Mit Abstand die beliebteste Beschäftigung im Gebirge ist – zumindest in den Sommermonaten – selbstverständlich das Wandern. Wirklich selbstverständlich? Nicht jeder ist gleich gut zu Fuß und auch wenn Wandern nach wie vor zu den beliebtesten Sportarten gehört, zeigen Untersuchungen, dass grundsätzlich auch das Radfahren hoch im Kurs steht. Nach der Studie »Fahrradfahren in Deutschland 2011« der Rose Versand GmbH antworteten zum Beispiel 81 Prozent aller Teilnehmer auf die Frage »Welche Outdoor-Sportarten würden Sie am liebsten ausüben?« mit »Rad fahren«. Damit lag diese Betätigung deutlich an der Spitze vor Schwimmen (71 Prozent), Wandern (60 Prozent) sowie Laufen und Walken (57 Prozent).
Zurück zum ADAC Reisemonitor: Bei den beliebtesten Urlaubsaktivitäten (häufig oder ab und zu gemacht) liegen über alle Urlaubsarten und Reiseziele hinweg Ausflüge mit 91,6 Prozent und Besichtigungen mit 85 Prozent klar an erster Stelle. Gerade hier bieten Fahrräder natürlich Vorteile, denn mit ihnen wird der Radius deutlich vergrößert, während weniger Kraft einzusetzen ist und zudem die Gelenke geschont werden. Wichtig – wie auch bei den Wanderern – ist dabei vor allem die Infrastruktur. Überall da, wo es gut ausgebaute und beschilderte Wege, eine schöne Landschaft und attraktive gastronomische Angebote gibt, boomen Wander- und Radtourismus. Enorm beliebt bei Radfahreren sind dabei vor allem Flussrouten. Aber nicht nur wegen der reizvollen Landschaft, sondern vor allem auch wegen der Topografie. Ohne größere Erhebungen geht es mit dem Flusslauf sanft bergab.
Mit E-Bikes werden Fluss-urlauber zu Berggämsen
Durch den zusätzlichen Schub des Elektroantriebs wird das Fahrradfahren erstmals auch in Mittel- und Hochgebirgsregionen für breite Bevölkerungsgruppen möglich. Steigungen verlieren ihren Schrecken und gerade hochgelegene Ausflugsziele und Panoramapunkte gewinnen enorm an Attraktivität. Hinderungsgründe wie »zu Fuß zu weit, auf dem Rad zu beschwerlich und mit dem Auto verboten« gelten nicht mehr; Touren werden plötzlich machbar, die sonst nur durchtrainierten Sportlern vorbehalten waren. Dagegen locken einmalige Landschaftserlebnisse, die Bewegung an der frischen Luft und das Gefühl am Ende trotzdem etwas geschafft zu haben. Auch sportliche Fahrer können mit E-Bikes angesprochen werden. Für sie verschieben sich einfach die Grenzen. Mehr Höhenmeter? Längere Touren? Anspruchsvolles Gelände? Mit modernen Mountain-E-Bikes alles kein Problem.
Hinweise darauf, welchen Stellenwert E-Bikes hier künftig haben könnten, liefert eine Untersuchung von Sonja Zastrow (Das Elektrofahrrad als Innovation im Freizeitmarkt) in Zusammenarbeit mit dem Anbieter Movelo: Die drei wichtigsten Gründe für die Befragten zur Nutzung eines Leih-Elektrofahrrades waren demnach »Fahrradfahren mit Spaß ohne große Anstrengung« (92 Prozent), »Neugierde« (91 Prozent) sowie »in der Natur sein« (88 Prozent). Fast alle Befragten schätzten die Fortbewegung mit dem Fahrrad, die dank Motorunterstützung ohne große konditionelle Anstrengungen möglich ist. Interessant sind im Rahmen der Untersuchung vor allem zwei Faktoren: Zum einen die enorm hohe Zustimmung zu E-Bikes nach einer ersten Fahrt, selbst bei zuvor kritischer Einstellung, verbunden mit der Bereitschaft, bei entsprechender Gelegenheit wieder ein E-Bike zu nutzen. Und zum anderen das Ergebnis, dass inzwischen auch deutlich jüngere Kundengruppen durch E-Bikes angesprochen werden. So waren drei Viertel der Befragten zwischen 30 und 60 Jahre alt.
Im Trend: E-Bike-Regionen
Egal ob in Alpenregionen oder in Mittelgebirgen wie dem Bayerischen Wald, dem Schwarzwald, dem Sauerland oder der Eifel: Mehr und mehr Urlaubsgebiete und Kommunen schließen sich inzwischen zu sogenannten E-Bike-Regionen zusammen und kaum ein Monat vergeht, in dem nicht ein neues Projekt angekündigt wird. Dabei ist der Ausbau vielerorts keineswegs trivial: So muss in fahrradtouristisch wenig erschlossenen Gebieten die vorhandende Infrastruktur (Radrouten und Beschilderungen) geprüft und gegebenenfalls nachgerüstet oder ausgebaut werden. Nach den Erfahrungen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC, der bei der Planung und Umsetzung Hilfestellung bietet, sind Radwege oft zu eng oder nur bedingt für höhere Geschwindigkeiten geeignet, oder es gibt Hindernisse wie Treppenstufen oder enge Drängelgitter. Andererseits bieten sich vielerorts bislang neue Potenziale. Sie können zum Beispiel durch den Ausbau stillgelegter Bahntrassen ( www.bahntrassenradeln.de ) oder die Anbindung an Radfernwege ausgeschöpft werden. Zuletzt ist auch die Einrichtung einer Infrastruktur zum Aufladen sinnvoll. Die ist bei steigender Leistung der Akkus künftig zwar nicht unbedingt notwendig, stellt aber eine wichtige psychologische Komponente dar.
Beispiel: Kitzbüheler Alpen und Kaisergebirge
Was 2009 als kleine Region mit 40 E-Bikes begann, hat sich mittlerweile zu einem weit vernetzten Projekt mit großer überregionaler Strahlkraft entwickelt: Zusammen mit dem Kaisergebirge haben sich die Kitzbüheler Alpen zur »weltgrößten E-Bike-Region« zusammengeschlossen. In neun Tiroler Tourismusregionen und 45 Orten stehen Gästen insgesamt 275 E-Bikes und 75 Verleihstationen zur Verfügung. An 62 besonderen Ausflugszielen gibt es Akkuwechselstationen. In dem 1.800 Quadratkilometer großen Gebiet mit 90 E-Bike-Routen und einem Gesamtnetz von rund 1.000 Kilometern kann man auch lange Ausfahrten und Mehrtagestouren unternehmen. Für Gäste gibt es eine kostenlose E-Bike-Karte, auf der 15 der schönsten Routen und Ziele verzeichnet sind. Laut Tourismusverband Kitzbüheler Alpen haben im Sommer 2011 bereits über 35.000 Gäste das Angebot genutzt.
Boot und Bike – für viele eine ideale Kombination
Aus Marketingsicht macht es Sinn, Reiseangebote entsprechenden Kategorien wie Aktivurlaub, Familienreise, Kreuzfahrt, Sporturlaub etc. zuzuordnen. Aber trifft das auch die Erwartungen der Kunden? Zumindest liefern diese Kategorien Anhaltspunkte. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die Angebote immer vielfältiger und »durchlässiger« werden. Cluburlaub auf dem Kreuzfahrtschiff? Familienurlaub mit Sporturlaub? Wandern und Wellness? Städtetrip mit Billigflieger und Fünf-Sterne-Hotel? Und das alles in Kombination mit dem Fahrrad? Für immer mehr Urlauber gar kein Problem.
Erfahrungen von Reiseanbietern im boomenden Segment der Flusskreuzfahrten zeigen beispielsweise, dass Urlauber immer mehr auch zu selbständigen Aktivitäten außerhalb des Schiffs tendieren. Neben den üblichen Angeboten, die Umgebung von Haltepunkten zu Fuß oder per Bus zu erkunden, werden auch individuelle Touren auf Fahrrädern immer beliebter. Zunehmend zieht es die Touristen auch komplett aufs Rad – immer mit der Option, die Strecke zum Beispiel bei schlechtem Wetter nicht fahren zu müssen, sondern bequem an Bord des Schiffes zurücklegen zu können.
Gerade bei Flusskreuzfahrern zeigt sich dabei auch eine Gewichtung, die der landläufigen Meinung von Fahrradtourismus eigentlich widerspricht. Viele entdecken die Kombination Rad und Schiffsreise erst, nachdem sie eine Flusskreuzfahrt unternommen haben. Die meisten reizt dabei der Perspektivwechsel. Statt vom Boot aus die Landschaft zu genießen, kann man sie mit dem Rad direkt »erfahren«. Sportliche Herausforderungen werden dabei nicht gesucht, sondern vielmehr die Möglichkeit, bequem, individuell und ohne Zeitdruck oder Gruppenzwang unterwegs zu sein. Die Hauptmotivation und der eigentliche Reiz liegt für die allermeisten darin, sich abseits vielbefahrener Straßen in der Natur zu bewegen, überall anhalten zu können, Besichtigungen zu machen und vor Ort einen guten Wein und regionale Spezialitäten zu genießen. Fahrrad fahren ist hier Mittel zum Zweck und soll den Genuss fördern und deshalb keinesfalls anstrengend sein.
Erlebnisse und Service im Komplettpaket
Mit Blick auf die demographische Entwicklung und dem Trend zu Gesundheit und Fitness bis ins hohe Alter kann für die Zukunft mit einer wachsenden Kundengruppe bei den Best Agern gerechnet werden, die bereits heute das Gros der Kunden bei Flusskreuzfahrten ausmachen. Genau auf die Bedürfnisse dieser Kundengruppe haben sich Unternehmen wie der österreichische Anbieter »Rad & Reisen« eingestellt. Als einer der Pioniere verfügt der Spezialist über mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Kombination von Rad- und Schiffstouren, die er entlang des Donauradwegs mit zwei Schiffen auf der Strecke von Passau nach Wien, bzw. von Passau nach Budapest und zurück anbietet.
Die Gäste an Bord eines Flusskreuzfahrtschiffes sind dabei durchaus bereit, mehr für die in der Regel einwöchige Reise zu bezahlen als bei einem Pauschalurlaub. Dafür bekommen sie auch ein umfangreiches Leistungspaket: So werden die vorab nach Körpergröße und Wunsch gebuchten Räder (Rücktritt, Freilauf oder ein E-Bike) jeden Morgen durch persönliche Betreuer mit einigen Tipps zur kommenden Tour bereitgestellt. Informationsmaterial zum Mitnehmen ist dabei genauso selbstverständlich wie Lenker- sowie Satteltaschen für die Tour, ein Lunchpaket und ausreichend Zeit zum Radeln. Erst am Nachmittag werden die Gäste wieder erwartet. Sollten sie sich verspäten, ist das auch kein Problem. Sie verpassen lediglich den Nachmittagskaffee. Genau hier liegt für viele Urlauber, die nach der ersten Reise oft zu Stammkunden werden, auch die größte Attraktivität: Das Hotel schwimmt immer mit, man hat seinen Stammplatz im Restaurant, eine fest zugeteilte Bedienung, Bordunterhaltung und abends ein gepflegtes Dreigang-Menü. Kein stetiges Ein- und Auspacken, kein Stress und trotzdem auf Erlebnisreise. Was will man mehr?
E-Bikes für die AIDA-Flotte
Eine völlig andere Kombination aus Schiff und Rad bietet die AIDA-Flotte. Auf allen derzeit acht Kreuzfahrt-Clubschiffen gibt es ein umfangreiches Angebot an Fahrradausflügen, auf denen die Gäste die angelaufenen Häfen aus einer neuen Perspektive erleben können. Wert gelegt wird auf bestes Material und ortskundige Bike-Scouts als Reisebegleiter.
Seit Dezember 2011 setzt die AIDASol als erstes der AIDA-Schiffe E-Bikes ein. Wichtig ist dabei nicht nur der Komfort, sondern auch, dass mit den sportlichen Elektrorädern Ziele angefahren werden, die sonst nicht, oder nur sehr mühselig per Fahrrad zu erreichen sind. Beste Aussichten ohne große Anstrengungen sind bei Touren mit bis zu 700 Höhenmetern damit garantiert.
Hochzufrieden zeigen sich die Gäste: »Ich bekomme das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht«, »So leicht bin ich noch nie die Berge hochgekommen«, »So macht Radfahren endlich wieder Spaß«, »Endlich kann ich meinen Mann abhängen bzw. bei ihm mithalten.«
Auch die ersten Erfahrungen der Scouts sind sehr positiv: »Die Pedelecs kommen selbst bei einigen anfangs skeptischen Gästen sehr gut an. Der starke Motor und das tolle Fahrgefühl werden immer wieder gelobt, ebenso die einfache und sichere Handhabung. Viele Gäste fahren teilweise auch ohne Motorunterstützung, weil sich die Räder so gut fahren. Auch die Optik der Räder gefällt den Gästen sehr gut. Das Handling bezüglich Aufladen des Akkus ist sehr einfach und die Räder sind morgens schnell fahrbereit.«
Junge Paare und Familien kombinieren gerne
Auch Sportreisen sind ein wachsendes Segment im Reisemarkt. Einige Anbieter setzen hier immer öfter auf die Kombination verschiedener Angebote. So hat der Kölner Spezialist für Segeltörns »Windbeutel Reisen« sich bereits vor einigen Jahren ein zweites Standbein geschaffen, indem er Aktivreisen für Familien in Sportcamps anbietet. Die Schwerpunkte des Angebots liegen beim Radfahren mit Mountainbikes (25 bis 50 km Länge und ca. 300 Hm), Wandern und Bergsport – oft kombiniert mit einem Badestop. Darüber hinaus gibt es je nach Destination noch viele weitere Angebote, zum Beispiel Segeln, Surfen, Tauchen und Kajakfahren. Selbst kleine Kinder werden so spielerisch an die Bewegung in der Natur herangeführt.
Aktivitäten als Single, Paar oder Familie stehen auch bei „Frosch Reisen« hoch im Kurs. Besonders beliebt ist in den Sommermonaten das Boot- und Bike-Angebot, das sich an eine eher sportlich orientierte Klientel wendet. Mit Mountainbikes geht es hier vom Boot aus ins Hinterland oder zu den Attraktionen der Küste. Auch hier heißt es nach den durchaus anstrengenden Touren wieder »ab ins schwimmende Hotel«. Vollpension, Baden, Schnorcheln oder auf Deck Faulenzen inklusive.
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