Neuer Fahrplan, weniger Fahrradmitnahme
Deutsche Bahn verdrängt Radreisende aus dem Fernverkehr
die enttäuschende Tendenz der vergangenen Jahre fort“, sagt Karsten Hübener, Bundesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs. Seit Mitte der 90er Jahre schwindet das Angebot der Fahrradmitnahme im DB-Fernverkehr deutlich, die Zahl der transportierten Räder sank von über 500.000 auf zuletzt rund 250.000 jährlich.
Mit dem kommenden Fahrplanwechsel sind zwar auf vereinzelten Strecken wie Karlsruhe – München oder Dresden – Stralsund einige neue IC-Verbindungen hinzugekommen. Insgesamt jedoch verschlechtert sich das Angebot für Reisende, die auf InterCity-Züge und deren reservierbare Fahrradstellplätze angewiesen sind: So verschwinden mit dem neuen Fahrplan etwa die letzten direkten IC-Verbindungen vom Ruhrgebiet und von Berlin in Richtung München. Auch wächst die Zahl der vom IC-Fernverkehr „abgehängten“ Städte: Jena, Hof, Ingolstadt, Görlitz und Chemnitz sind jetzt ebenso wenig per IC zu erreichen wie Cuxhaven, Aachen oder Siegen.
Ausdünnung des Zug-Angebots
Die Tendenz ist klar“, sagt Karsten Hübener: „Die Bahn ermöglicht die Fahrradmitnahme nur noch in einem jährlich kleiner werdenden ‚Restnetz’ und will Radreisende in umständlichere Regional- oder teurere Nachtzugverbindungen drängen.“
Die Ausdünnung des Zug-Angebots findet auch im Nachtverkehr statt. Unter der Dachmarke „CityNightLine“ (CNL) bleiben 2008 lediglich 19 der bisherigen 23 Nachtzug- und CNL-Linien erhalten. Künftig entfallen hier wichtige fahrradtaugliche Direktverbindungen wie Frankfurt/Main – Paris, Köln – Binz/Stralsund oder München – Mailand. „Reisende mit Fahrrad haben auch international immer öfter das Nachsehen“, bilanziert Hübener, nachdem nunmehr sechs Nachbarländer tagsüber vor allem mit ICE-Verbindungen erreichbar sind.
So wird ab dem 9. Dezember der bisher verkehrende EuroCity (EC) nach Dänemark durch ein ICE-Zugpaar Berlin – Hamburg - Kopenhagen/Aarhus ersetzt, das ebenfalls keine Radmitnahme ermöglicht. Auch Richtung Österreich wird die letzte EC-Verbindung über Passau durch einen ICE ersetzt. Die Fahrtzeit von Dortmund nach Wien verlängert sich nun durch mehrmaliges Umsteigen von bisher knapp 12 Stunden auf 13 Stunden 44 Minuten.
ICE für Radreisende öffnen
Abgesehen von zusammengelegten Falträdern ist die Mitnahme von Fahrrädern im InterCityExpress bislang nicht gestattet – und das, obwohl die Deutsche Bahn AG bereits mehr als zwei Drittel ihrer Fernverkehrsleistung mit dem ICE bestreitet. „Nun wird es höchste Zeit, auch den ICE endlich für die vielen Reisenden mit Fahrrad zu öffnen“, sagt Karsten Hübener, „schließlich ist dies auch der Wunsch des Bundesverkehrsministers“. Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte im Sommer ein entsprechendes Pilotprojekt gefordert, über das sein Ministerium seitdem mit der Bahn verhandelt.
Zudem zeigen gerade internationale Verbindungen, dass Hochgeschwindigkeitszüge auch fahrradfreundlich sein können: So plant die Betreibergesellschaft der zwischen Köln und Paris verkehrenden „Thalys“-Züge, während einer 2008 beginnenden Umbauphase Stellplätze für vier Fahrräder pro Zug einzurichten.
Positive Erfahrungen mit der Radmitnahme hat auch die französische Staatsbahn SNCF gesammelt, die seit Juni 2007 mit dem TGV die Strecke Paris – Stuttgart bedient. Hier können in jedem der Hochgeschwindigkeitszüge Stellplätze für vier Fahrräder reserviert werden. Ab Dezember fährt der TGV bis nach München.
Allerdings: Eine Reservierung der TGV-Fahrradplätze über die Buchungs-Systeme der Deutschen Bahn ist – trotz gegenteiliger Versprechungen – auch weiterhin nicht möglich. „Dieses sinnvolle Angebot wird von der DB boykottiert“, so Hübener. Auch die von der Bahn angekündigte Online-Buchungsmöglichkeit für Radstellplätze in den eigenen IC-/EC- und Nachtzügen lässt weiter auf sich warten: Zum kommenden Fahrplanwechsel soll dieses Angebot jedenfalls noch nicht eingerichtet werden.
Verknüpfte Firmen abonnieren
für unsere Abonnenten sichtbar.