Übernahme und Verlagerung
Deutscher Carbon-Spezialist in amerikanischen Händen
Bisher stammen die meisten aus Carbon gefertigten Fahrradfelgen, die in den Vereinigten Staaten zu Laufrädern aufmontiert oder einzeln verkauft werden, von chinesischen Produzenten. Das wollen mit Boyd Johnson und Tony Karklins zwei US-Branchenakteure ändern - um Einfuhrzölle in der Höhe von 21 Prozent des Warenwertes zu vermeiden, aber auch, um flexibler, schneller und mit einem geringeren Öko-Fußabdruck produzieren zu können. Für die Übernahme des deutschen Carbon-Spezialisten Munich Composites haben Johnson und Karklins weitere Investoren an Bord geholt. Munich Composites entstand 2011 als Spin-Off der Technischen Universität München. Seit 2013 wurden Carbonfelgen für Fahrräder und andere Bauteile in einem patentierten, weit gehend automatisierten Flechtverfahren gefertigt. Die Kapazität der in Polen aufgezogenen Produktion betrug zuletzt rund 10.000 Felgen pro Jahr.
Laut der US-Branchenpublikation Bicycle Retailer & Industry News ist das Unternehmen Munich Composites von einem Konsortium aus den Vereinigten Staaten übernommen worden. Hinter diesem stehen als treibende Kräfte Boyd Johnson und Tony Karklins. Johnson ist Gründer und Geschäftsführer des Laufrad-Spezialisten Boyds Cycling, während Karklins als CEO und Mit-Besitzer der Cardinal Cycling Group bereits die Rahmen- und Teilefertigung von Time und Detroit Bikes übernommen hat. Beide eint das Ziel, die Produktion von Teilen aus Carbon in den Vereinigten Staaten zu stärken und auszubauen. Dass die neuen Eigentümer als Munich Composites SC auftreten, ist nur konsequent: Denn in Landrum, South Carolina soll eine Fertigung mit einer Kapazität von 30.000 Felgen pro Jahr aufgebaut werden. Zu diesem Zweck wurden offenbar bereits Maschinen von Munich Composites per Container in Richtung Vereinigte Staaten verschifft.
Das Geschäftsmodell von Munich Composites SC sieht keine Exklusivität vor. Stattdessen will das Unternehmen sich als Entwicklungs- und Produktionspartner für Laufräder mit Carbonfelgen im oberen Segment etablieren, die im Verkauf bei 2000. bis 2500 US-Dollar liegen sollen. Und produziert werden soll auf beiden Seiten des Atlantiks - einmal in Polen und einmal in South Carolina.
An der Sea Otter Classic werden in den kommenden Tagen zwei Anbieter Felgen präsentieren, die von Munich Composites mit entwickelt und produziert wurden: Der britische Laufrad-Spezialist Hunt Wheels arbeitet schon seit mehreren Jahren mit Munich Composites zusammen und wird eine neue Carbon-Felge präsentieren. Auch Boyd Cycling wird das Festival in Kalifornien nutzen, um erstmals eine zusammen mit Munich Composites entwickelte Mountainbike-Felge zu zeigen.
Verknüpfte Firmen abonnieren
für unsere Abonnenten sichtbar.