Onlinemarketing - Händlerwebseiten
Die beste Rad-Website der Welt
Was ist eigentlich der Sinn einer eigenen Website? Wenn @Mosa.Safari12 auf TikTok mit einem banalen Mechaniker-Video 236.000 Videoabrufe verzeichnet und 15.000 Likes bekommt, dann könnte man schon auf die Idee kommen, dass Social Media für die Inspiration in Sachen Fahrrad und E-Bike einen besonderen Stellenwert hat.
Wenn Rose Bikes 219.000 Follower auf Instagram hat, ist das die perfekte Heimat für Content. Wenn die ganz großen Fahrradhändler die Top-Plätze in der Google-Suche besetzen, wenn Marken wie Fischer und Jeep munter Produkte auf Amazon feilbieten und Decathlon jedes denkbare Radthema mit Inhalten besetzt, dann stellen sich kleinere Händler und Marken zu Recht die Frage, wie viel Aufwand man in die Pflege der eigenen Homepage stecken sollte und welche Technik man dafür benutzt.
Jahrelang galt die eigene Website als gesetztes Pflichtprogramm. Sie zählt zu owned Media, jenen Digitalplattformen also, auf denen man machen kann, was man möchte. Man ist nicht abhängig von den Launen von Meta, Google, Amazon oder TikTok. Man kann direkten Kontakt zu den Menschen herstellen und sogar eigene (1st Party) Daten sammeln.
Eine Frage des USP
Was bringt die potenzielle Kundschaft dazu, eine Website aufzusuchen? »Mindestens 76 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten schauen sich die Online-Präsenzen von Unternehmen an, bevor sie persönlich vor Ort vorbeischauen«, sagt Björn Lorenzen. Er ist Vice President EMEA bei Yext, einem Dienstleister, der Firmen dabei hilft, vor allem lokal im Digitalen sichtbar zu sein. Bei kleineren Händlern und Marken ist es naheliegend, dass der lokale Bezug eine große Rolle spielt. Das gilt für alle Situationen, in denen schon ein sehr konkreter Bedarf existiert, sei es an Rädern, Zubehör oder auch Beratung, Verleih und Service.
Eine Google-Suche nach »E-Bike in Gummersbach kaufen« kombiniert Thema und Ort. Wer hier in den Ergebnissen auftauchen möchte, muss passende Inhalte in der Website haben. Das Team von Bike-Atac macht genau das: »Wir, Bike-Atac e. K., sind ein junger, neuer Fahrradladen mitten in Gummersbach.« So lautet der erste Satz auf der Website und Google versteht ihn.
Das reicht aber noch nicht für durchschlagenden Erfolg oder zumindest digitale Sichtbarkeit. Wer Wert auf die lokale Komponente legt, sollte unbedingt auch seinen Eintrag in Google My Business pflegen, auch wenn er nicht direkt zur eigenen Website gehört, denn der entscheidet über die Anzeige des eigenen Ladens in Google Maps. Und das ist nicht nur ein interessantes Hilfsmittel für die Kundinnen und Kunden, von denen heute über die Hälfte eine Website mit dem Smartphone aufruft. Die Anzeige von Maps nimmt auf der Suchergebnisseite fast die Hälfte der Fläche ein, sobald Nutzende nach einem Ort suchen.
Außerdem sollte man immer auf digitales Kunden-Feedback reagieren. »So sollten Unternehmen darauf achten, ihre Online-Bewertungen zu pflegen und diese zu beantworten. Damit liefern sie den Suchmaschinen neben dem Inhalt der Unternehmens-Website wichtige Zusatzinformationen«, meint der Suchmaschinenspezialist Lorenzen.
Bike-Atac verzichtet auf weitere Inhalte, die mit Gummersbach zu tun haben. Da kann man mehr tun. Inhalte mit lokalem Bezug unterscheiden kleine Händler von großen Onlineshops. Sie schaffen eine gewisse Form der Zusammengehörigkeit zwischen den ortsansässigen Kunden und Kundinnen und dem Laden. Ein flankierender Blog mit Bike-Touren in der Region, Ausflugszielen oder Hinweisen auf Veranstaltungen sorgt für mehr lokalen Bezug und erzeugt zusätzlich Inhalte für Social Media ohne den ganz großen Aufwand.
Velo.de bietet einen einfachen Online-Kalender zur Terminauswahl im Selfservice an.
Das gilt übrigens auch für kleinere Marken. Auch hier kann es für die Kunden relevant sein, einen Anbieter aus der Region zu wählen. Sei es aus Lokalpatriotismus oder sei es, weil man dort die Bikes testen kann, bevor man kauft.
Das große Bild: Kundennähe
Mit der Nähe vor Ort hat der Händler etwas zu bieten, was die Versender nicht leisten. Gleiches gilt für das Thema Service. »Warum geht kein Händler direkt auf seine Stammkunden zu und bietet ihnen jetzt schon Wartungstermine für den Winter an oder vielleicht sogar die Einlagerung der Räder?«, wundert sich Marcus Diekmann, Ex-CEO von Rose Bikes.
Tatsächlich haben Händler dieser Tage alle Hände voll zu tun. Man kann das auf den Google-Bewertungen lesen, wo sich zahlreiche Kunden über mangelnden Service beschweren. »Wir machen die Türe für Disruption so weit auf«, sagt Diekmann. Er erwartet, dass sich zum Beispiel Direktversender wie Canyon oder VanMoof zusammenschließen und gemeinsam mobile Servicecenter betreiben. Das Geschäft sollte man sich nicht entgehen lassen.
Gegen den überfallartigen Kundenansturm im Laden kann ein Online-Kalender helfen. Ein System wie Calendly lässt sich einfach in die Website einbauen. Damit können Betriebe festlegen, in welchen Zeiträumen Termine zur Verfügung stehen und das Tool organisiert sich selbst. Vielleicht lohnt auch mal der Blick über den Branchen-Tellerrand hinaus. Zum Beispiel in die Dienstleistungsbranche schlechthin: Kosmetik. Beauty and Mors aus Köln verkauft den Kundinnen und Kunden online eine Leistung und diese wählen dann einen Termin. Was wäre, wenn nicht nur Vor-Ort-Termine auf diesem Weg »verbindlicher« für beide Seiten werden, sondern wenn man auch digitale Beratung verkauft? Der Preis für eine Viertelstunde Verkaufsberatung E-Bike wird auf den Kauf eines Produktes im Laden angerechnet. Digitale Hilfe beim Einstellen der Kettenschaltung ist Kunden immer einen Zehner wert, wenn sie dafür nicht in den Laden kommen müssen.
Das Praktische an solchen Angeboten ist: Man kann sie einfach testen und behalten, wenn sie von Kunden angenommen werden. Der technische Zusatzaufwand hält sich in Grenzen. Eine gute, handelsübliche Webcam reicht.
Auch in diesem Fall begleitet man die eigene Positionierung über entsprechende Inhalte. Pflegetipps für die Wintereinlagerung, Auswahlkriterien beim E-Bike-Kauf oder die Montage einer neuen Beleuchtung geben perfekten Content für den eigenen Blog und Social Media her. Filmt man per Smartphone, wie der eigene Monteur Reparaturen ausführt und erläutert, so könnten das auch Inhalte für einen Youtube-Kanal oder TikTok sein.
Der Fokus auf Versicherungsangebote passt sehr gut in das Werteversprechen von VanMoof: »Kümmere dich um nichts«.
Bei Marken sind die Inhalte anders, aber das Prinzip bleibt gleich. Dort wo der USP sitzt, wird der kommunikative Schwerpunkt gesetzt. Schauen Sie sich die Positionierungen großer Direktversender an. Sushi offeriert »Moderne E-Bikes zu einem unschlagbaren Preis«, Ampler E-Bikes nimmt Bezug auf einen konkreten Pain Point beim Kunden: »leicht und bequem«, Cowboy fokussiert auf die Stadt als Einsatzgebiet und VanMoof macht »Peace of Mind« zum inhaltlichen Thema. Nicht nachdenken, die App übernimmt.
Ein weiteres Modul für die Website, mit dem man noch mehr Kundennähe erzeugt, ist der Onsite-Chat. Bei BOC wird dieser eingesetzt. BOC unterscheidet zwischen Betriebszeiten und nach 17 Uhr. Während der Betriebszeiten stehen Service-Mitarbeiter auch im Chat zur Verfügung und beantworten Fragen. Nach Betriebsschluss wird ein Chat-Bot eingeschaltet, der automatisch auf die häufigsten Nutzerfragen reagiert, den passenden Inhalt in der Website zeigt oder zur Kontaktaufnahme per E-Mail auffordert.
Natürlich will man nicht, dass jede Frage jedes Nutzers beim Service landet. Daher ist ein Chatbot eine sinnvolle Entlastung, vor allem, wenn es um Standardfragen geht. Man kann den Chat auch so konfigurieren, dass er erst eingeblendet wird, wenn die Userin eine Weile auf der Website unterwegs ist.
Allerdings ist der Website-Chat nur die zweitbeste Lösung. Alternativ könnte man einfach auch über Whatsapp mit der Kundschaft kommunizieren. Das bietet beiden, Kundinnen und Mitarbeitern, mehr Flexibilität. Sie können die Kommunikation in der Hosentasche einfach mitnehmen, und auch eine Video-Übertragung ist möglich. »80 % der Chats zwischen Kunden und Unternehmen finden über Whatsapp statt, Onsite-Chat macht gerade mal 2 % aller Chats aus, den Rest teilen sich Instagram, Telegram und iMessage«, erklärt Matthias Mehner. Sein Unternehmen Messengerpeople integriert Whatsapp in die Kundenkommunikation. Einer seiner Kunden ist Rose Bikes. Ex-CEO Diekmann sagte im Interview mit Messengerpeople: »Service ist die große Chance für den Einzelhandel. Es muss über die starren Konstrukte wie Öffnungszeiten und Ladenberatung hinaus agiert werden. Beratung über Whatsapp ist genau das: schnell, einfach und persönlich.«
Der Shop
Am 19. Juli hat Google bekannt gegeben, E-Commerce auf Youtube signifikant ausbauen zu wollen. Damit zieht die Videoplattform gleich mit allen anderen Social Networks, wo es längst Einkaufsmöglichkeiten gibt. Das charmante an diesen Lösungen ist, dass der User das jeweilige Netzwerk nicht verlassen muss, um zu kaufen. Weniger angenehm ist, dass der direkte Kontakt zum Kunden ein Stück weit verloren geht.
Braucht es also überhaupt noch einen eigenen Onlineshop? Wenn man ohne Shop dennoch verkauft, spricht die E-Commerce-Szene vom »Headless Commerce«. Hierfür wird zum Beispiel die eigene Warenwirtschaft direkt an Google angeschlossen und die eigenen Angebote erscheinen als Google-Shopping-Anzeigen. Es handelt sich also nach wie vor um E-Commerce. Nur fehlt das eigene Frontend.
Auf dieses zu verzichten, hat aber auch einen entscheidenden Nachteil. Will ein Bestandskunde, der den Namen des Shops oder die entsprechende Marke kennt, einfach nur ein zusätzliches Produkt oder ein Zubehörteil kaufen, landete er bei einem Headless-Ansatz immer auf Seiten, wo auch starke Konkurrenz unterwegs ist. Das muss nicht sein.
Inzwischen haben sich die etablierten Shop-Systeme so weiterentwickelt, dass es nur wenige Argumente dafür gibt, eine eigene Shopsoftware programmieren zu lassen. Die Integration neuer Module – vom Zahlungsanbieter bis zur 3D-Visualisierung – ist im Eigenbau so aufwendig, dass man das den Profis überlassen sollte, die das zentral für ein Shop-System und somit gleichzeitig für Zehntausende von Shop-Betreibern machen.
Shopware ist gerade für kleinere und mittlere Unternehmen eine spannende Wahl, weil der Setup-Aufwand überschaubar und die Preisstaffelung fair ist. Wer gerne am Rechner tüftelt, kann mit der Community Edition die Software sogar kostenlos nutzen.
Jan Kopf aus dem schwäbischen Heubach hat vor Kurzem seinen Shop auf Shopware umgestellt. Der Impuls kam, als er seinen Laden wegen Corona schließen musste. »Durch sein übersichtliches User Interface hat Shopware uns ›Anfängern‹ ermöglicht, schnell in die Bedienung des Onlineshops zu finden«, sagt Kopf. Und während Kopfs MyBikeStore.de wie ein klassischer Onlineshop daherkommt, zeigt Urwahnbikes.com wie viel emotionaler man einen Shopware-Shop auch noch gestalten kann.
Die Basics
Es ergibt also durchaus Sinn, eine eigene Website zu betreiben und eventuell einen eigenen Shop anzuschließen. Analog zu oben kann man auch nur »Services« im Shop anbieten, von der Reparatur über die Mobilitätsgarantie bis zum Leasing.
»80 % der Chats zwischen Kunden und Unternehmen finden über Whatsapp statt.«
Matthias Mehner, Messengerpeople
Unverzichtbar auf der eigenen Website ist ein klarer Bezug zum eigenen USP, sei es der Preis, der Service, die lokale Nähe, die einzigartige Kompetenz. Das kann man schon auf einer Web-Visitenkarte realisieren wie bei Bike-Atac Gummersbach. Nur sollte man inhaltliche Themen niemals als reine Bilder hinterlegen, denn die kann Google nicht lesen. Wenn man grafische Aufbereitungen verwendet, in denen Text vorkommt, so sollte man auf jeden Fall den gleichen Text etwas ausführlicher noch unter das Bild schreiben.
Ein einfaches Blog-System wie Wordpress kann man gut für solche Seiten benutzen. Allerdings sollte man sich damit auseinandersetzen, wie man Wordpress-Inhalte so optimieren kann, dass Google sie noch besser erkennt. Der große Vorteil an einem Blog-System wie Wordpress ist, dass man neue Inhalte mit sehr wenig Aufwand einpflegen kann. Man braucht dafür nur die Login-Daten und einen Rechner mit Internetanschluss.
Wordpress hat selbst einen kleinen Onlineshop als Zusatzmodul namens Woo-Commerce integriert. Der ist nicht schön, aber er funktioniert für die ersten Gehversuche. Wer Online-Produkte oder Services verkaufen will, macht es aber eher umgekehrt: Er wählt zum Beispiel einen Shopware-Shop und ergänzt das Blog-Modul.
Der Chatbot entlastet den Service durch Standardantworten. Eine sinnvolle Ergänzung ist die Beratung per Whatsapp. Auch dort kann man Chatbots einsetzen.
Das ist kostenlos, aber durchaus funktional. Achtung: Wichtige Inhalte sollten nicht nur als »Blog-Beiträge« sondern auch als Seiten angelegt und in die Navigation gehängt werden. Suchmaschinenoptimierer lieben zum Beispiel »Frequently asked questions« oder Kaufratgeber.
Wer einen Blog oder Social Media betreibt (wichtig zu wissen: Mit Instagram und Facebook erreicht man vor allem Bestandskunden, kaum Neukunden!), der sollte auf seiner Website auch einen Newsletter anbieten. Shopware hat kein eigenes Newsletter-Werkzeug, bietet aber Schnittstellen zu den bekannten Tools wie Rapidmail oder Mailchimp. Um möglichst viele Anmeldungen zu erhalten, kann man auf die Idee kommen, einen Shop-Gutschein anzubieten. Diese Praxis hat sich bewährt. Ob sich die Nutzer dann wieder abmelden, hängt eben davon ab, wie gut die Inhalte sind und in welcher Frequenz gesendet wird.
Natürlich gehören Adresse, Öffnungszeiten, Anfahrtsbeschreibung, Telefonnummer und E-Mail-Kontakt auf die Website. Zusätzlich gehören diese Daten auch in Google My Business. Für jeden Bestandskunden, der Ihren Laden kennt und schätzt, aber eben nur die aktuellen Öffnungszeiten haben möchte, ist das ein wichtiger und einfach zu realisierender Service.
Und wer es ernst nimmt mit der Kundennähe, der macht sich intensiv Gedanken darüber, wie User eine Website navigieren. Sie klicken nicht nur Menüpunkte, sondern geben einfach auch Fragen in die Suche ein. »Kund*innen müssen sich so nicht mehr durch sämtliche Menüpunkte klicken, sondern können Fragen wie ›Schwarzes Mountainbike mit 22 Zoll Rahmen und 29 Zoll Reifen unter 1000 Euro‹ in die Suchleiste eingeben – und bekommen dann passende Ergebnisse angezeigt«, erklärt Yext-Manager Lorenzen. Wiederum gilt: Die Großen setzen die Standards.
Und noch zwei Tipps zum Schluss: Es sollte heute keine Website mehr live geschaltet werden, die nicht »responsive« ist, sich also auf unterschiedliche Bildschirmgrößen anpasst. Bei manchen Onlineshops kommen schon fast drei Viertel der Nutzerinnen und Nutzer mit dem Smartphone auf die Seite, es ist nicht mehr zeitgemäß, diesen eine Desktop-Version anzuzeigen.
Es ergibt zudem Sinn, seine Website bei einem Anbieter zu betreiben, der mit Grünstrom arbeitet. Die Großanbieter Strato und 1&1 zählen dazu, es gibt aber auch jede Menge kleinere Anbieter, die man durch eine einfache Google-Suche mit »Green Hosting« findet. Schließlich verursacht grundsätzlich jeder Aufruf einer Webseite CO2-Emissionen. Je besser ein Angebot optimiert wurde, umso geringer fällt dieser aus und umso schneller lädt die Seite. Das wiederum ist gut für die Sichtbarkeit in Google. //
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