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Report - Beleuchtung

Die Erleuchtung der Kundschaft

Sogar für E-Bikes mit guter Grundausstattung bietet der Beleuchtungsmarkt inzwischen lohnende Upgrades. Wie gut sich diese verkaufen lassen, hat auch der Fachhandel in der Hand.

Der Sprung in das LED-Zeitalter war einer der stärksten Umbrüche, die die Hersteller von Fahrradbeleuchtung bisher erleben durften. Frontscheinwerfer und Rücklichter sind heute heller und leistungsfähiger als je zuvor. Die Firmen in dieser Komponentensparte zeigen sich aber weiterhin innovativ. Die Lichtanlagen moderner Fahrräder und vor allem E-Bikes beherbergen schon heute zukunftsweisende Technologien. Gegenwärtige Highlights bieten weit mehr als nur Licht im Dunkel. Alps Alpine bietet mit dem Ride Safety System RS 1000 eine mit dem Smartphone koppelbare Kamera, die in das Rücklicht integriert ist. Sie fungiert als digitaler Rückspiegel und erkennt Gefahren mithilfe künstlicher Intelligenz. Auch Garmin hat das Radar Varia im Angebot, welches Kamera und Rücklicht kombiniert. Mit der Street-Screen-Technologie, die Trelock auf der letztjährigen Eurobike präsentierte, dürften bald E-Bikes der Oberklasse Informationen auf die Straße vor ihnen projizieren. Dass diese Innovation nicht als einzige an den Automobilbereich, genauer gesagt an Head-up-Displays erinnert, zeigt, wie fortschrittlich die Lichthersteller bereits sind. David Gedanitz, Head of Marketing bei Supernova, ordnet ein: »Wir haben mittlerweile Scheinwerfer, die schon längst mit Autoscheinwerfern konkurrieren und teilweise sogar heller sind.« Nicht nur die Beleuchtungsstärke, auch die Qualität der Ausleuchtung habe sich verbessert, so Gedanitz, der als Beispiel den Matrix-Reflektor aus dem Scheinwerfer M99 anführt. »Wir haben einen angenehmen homogenen Lichtteppich, auch für die Nah- und für die Fernausleuchtung.«

Sehen statt nur gesehen werden

Besonders gut verkaufen sich auch bei Supernova die Frontleuchten mit Fernlicht. In Zukunft will die Firma keine neuen Produkte mehr ohne dieses Feature herausbringen. Bei moderner Fahrradbeleuchtung geht es ums Sehen, nicht nur ums Gesehenwerden. Dennoch erfreut sich auch die Funktion Tagfahrlicht großer Beliebtheit.

Modernes Fernlicht kann mit Scheinwerfern aus dem Kfz-Bereich mithalten. Damit verschiedene Leuchten vergleichbar sind, fotografiert Trelock die Lichtkegel.

Vor allem E-Bikes, die die Lampen aus ihrem Akku speisen können, kommen diese Trends zugute. Bei Fahrrädern mit Dynamos stehen nur wenige Watt an Leistung zur Verfügung. Dennoch sagt Sebastian Feßen-Fallsehr von Busch und Müller: »Die Entwicklung von den E-Bikes färbt natürlich auch auf die Dynamo-Fahrräder ab.« Der Standard habe sich insgesamt deutlich erhöht, so Feßen-Fallsehr. Die Leuchten seine viel heller als früher, Rücklichter ohne Standlicht gebe es kaum noch.
Nicht alle Innovationen im Beleuchtungsbereich haben Gemeinsamkeiten mit Autos oder Motorrädern. Die Trelock Vision etwa ist eine 100-Lux-USB-Lampe, die sich gut verkauft. Verkaufstreibend bei diesem Modell ist zum einen die Level-Funktion, die dafür sorgt, dass der Gegenverkehr nicht geblendet wird. Der Scheinwerfer signalisiert über LEDs oder über das Leuchten-Display, ob die Lampe zu hoch, passend oder zu niedrig arretiert ist. Der große Akku des Modells lässt sich auch als Powerbank nutzen, um externe Geräte mit Strom zu versorgen.
Auch bei Hersteller SON aus Tübingen kann die Frontleuchte als Stromquelle dienen. Genauer gesagt, zeigte das Team um Wilfried Schmidt auf der vergangenen Eurobike einen Aufbau, bei dem ein Edelux-Scheinwerfer als Puffer-Akku fungiert und so vom Nabendynamo produzierten Strom mit bis zu 10 Watt abgeben kann. So lässt sich dann beispielsweise ein Smartphone laden.

»Der Kunde greift im After-Market genau nach seinem Wunschprodukt.«

David Gedanitz, Supernova

Auch Trelock sieht den großen Trend des Fernlichts, der für Pendler und Pendlerinnen, aber auch im Segment der E-Mountainbikes sehr gefragt ist. Der optische Trend, dass alles möglichst klein sein sollte, sei mit dem Aufkommen dieses Segments in der Vergangenheit geblieben, erklärt Brand-Managerin Katrin Dröge-Berzedjou. Vielfach steht jetzt die Design-Prämisse der Integration im Vordergrund. Rücklichter werden in die Sattelstütze oder Scheinwerfer in den Rahmen integriert. Auf diesen Trend blicke man bei Trelock auch kritisch, so Dröge-Berzedjou. Defekte Lichter, die OEM-individuell sind, könnten ein Ersatzteilproblem mit sich bringen.
Aktuell sieht die Trelock-Managerin durch den Gravel-Trend eine zunehmende Bedeutung von Akku-Beleuchtung. Um den Bedürfnissen des sportlichen Segments gerecht zu werden, bietet Trelock Adapter für Garmin-/oder GoPro-Halter an. Der Platz am Cockpit ist schließlich begehrt.

Bremslicht und Standlicht sind nur einige der Funktionen, die ein Rücklicht erfüllen kann. Alps Alpine integriert eine Kamera und künstliche Intelligenz.

Innovationen gibt es am Lichtmarkt also viele. Ein Selbstläufer ist auch dieser im Moment nicht, meint Feßen-Fallsehr von Busch und Müller. »Der Markt ist turbulent. Am Point of Sale läuft es weiter gut ab, aber in der Industrie dahinter ist eine verhaltene Kaufbereitschaft zu erkennen. Dies zieht sich durch alle Segmente.« Gerade der Nachrüstmarkt sei entscheidend für die Hersteller, sagt Supernova-Mann Gedanitz. »Der Kunde greift im After-Market genau nach seinem Wunschprodukt.« Das könnte auch daran liegen, dass die Beleuchtung bei der Wahl des richtigen Fahrrads für viele zunächst eher eine untergeordnete Rolle spielt. Der richtige Moment, um Beleuchtung aktiv zu vermarkten, sei aber im aktiven Fahrradverkauf, so Gedanitz. Inzwischen lassen sich gute Leuchten auch im Sommer gut an die Kundschaft bringen, auch weil sie leasingfähiges Zubehör sind.

Augen und Hände ansprechen

Der Lichtteppich, den moderne Scheinwerfer projizieren, lässt sich im Fachgeschäft schlecht ausrollen. Dieses Problem hat die Branche schon früh erkannt. Supernova bietet deshalb ein Dealer-Display als Blickfang an. »Beleuchtung aus einer Verpackung zu verkaufen, ist sehr schwierig, weil man sich keine klare Vorstellung machen kann.« Das Display hat Räder und die Bestseller sind an diesem montiert. Man kann die Leuchten anfassen oder den Taster fürs Fernlicht testen.
Auch Busch und Müller gibt den Händlern gerne Mittel an die Hand, die dabei helfen, die Produkte zu präsentieren. Der Kunde kann zum Beispiel einen Lenker in die Hand nehmen und sieht, wenn er sich durch den Laden bewegt, wie das Kurvenlicht funktioniert. »Wir setzen da aufs Begreifen, wortwörtlich. Der Kunde muss etwas in der Hand haben. Oder er muss eine Kiste sehen, in der ein Rücklicht montiert ist, das dann eine Vollbremsung oder eine leichte Bremsung simuliert.« Als Blickfang bietet Busch und Müller außerdem Beach-Flags mit dem Logo des Händlers zum Einkaufspreis an.
Trelock legt Wert darauf, die Produkte nicht nur erfahrbar, sondern auch vergleichbar zu machen. »Wir versuchen das über Lichtbilder zu lösen. Dafür haben wir auf Postern, der Webseite oder im Katalog die Lichtkegel der Produkte abfotografiert«, sagt Katrin Dröge-Berzedjou. Auch Testgewinne bei der Stiftung Warentest wirken im Werbematerial sehr gut. »Wir bieten auch Lichtschulungen an für unsere Fachhändler. Wir besuchen sie dann direkt und schulen zu den neuesten Produkten, die wir haben, und zur Lichttechnik im Allgemeinen. Meiner Meinung nach sollte jeder Fachhändler seinem Kundenstamm zum Herbst hin einen Licht-Check anbieten.«

Häufig falsch eingestellt

Auch Supernova empfiehlt, diese Dienstleistung zu vermarkten. Die korrekte Montageposition ist sehr wichtig. Supernova erklärt sie deshalb immer auf der letzten Seite der Anleitung, die nach dem Aufmacher die meiste Aufmerksamkeit bekommt. Wenn ein Radfahrer den Gegenverkehr blendet, so Gedanitz, liegt das zu mehr als 70 Prozent an falsch eingestellten Frontscheinwerfern. In diesem Herbst wird Supernova im Rahmen einer Partnerschaft mit Bike24 in den Stores der Firma in Dresden und Berlin einen Licht-Check-up und etwaige Installationen kostenlos anbieten. Wer an den Geschäften vorbeifährt, bekommt neben dem Einstellservice auch Tipps, wie sich aus der bestehenden Beleuchtung mehr herausholen lässt. Die Leuchte statt an der Gabel am Lenker zu montieren, kann zum Beispiel die Reichweite erhöhen.

Fahrradbeleuchtung ist in den letzten Jahren deutlich heller geworden. Ein Matrixreflektor sorgt für einen homogenen Lichtteppich.

Die korrekte Einstellung des Scheinwerfers ist ein niedrigschwelliger Einstieg in ein Verkaufsgespräch. Die Hell-Dunkel-Grenze markiert an der vorderen Seite des Lichtteppichs markant das Ende des ausgeleuchteten Bereichs. Diese Grenze gilt es, auf die passende Entfernung einzustellen. Je schneller ein Fahrzeug fährt, desto weiter entfernt sollte der Lichtkegel der Frontleuchte enden.
Sogar eine adaptive Einstellung, erklärt Sebastian Feßen-Fallsehr, die den Scheinwerfer je nach Geschwindigkeit anhebt, sei denkbar, aber durch die StVZO verhindert. Auch bei anderen Herstellern gibt es gehemmtes Innovationspotenzial, sagt Katrin Dröge-Berzedjou: »Wir haben zum Beispiel eine Warnlicht-Funktion entwickelt. Wenn ein E-Bike-Fahrer stürzt, erkennt der Scheinwerfer automatisch den Sturz und beginnt zu blinken wie ein Warnlicht. Diese Funktion ist leider aktuell in der StVZO nicht reguliert. Wir arbeiten mit Unterstützung des ZIV und des DVR daran, dass sinnvolle Funktionen, die den Verkehrsteilnehmer zusätzlich sicherer fahren lassen, in Zukunft in die Gesetze aufgenommen werden.« //

27. Oktober 2023 von Sebastian Gengenbach

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