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Die  jungen Wilden
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Report - Berliner Szene-Läden

Die jungen Wilden

Das Fahrrad erlebt in Großstädten eine Renaissance. Für viele junge Menschen ist das Fahrrad zu einem Statussymbol geworden, mit dem man sich nicht einfach nur fortbewegt, sondern das auch die Lebenseinstellung des Besitzers repräsentiert. In diesem Umfeld sprießt eine neue Fahrradladen-Kultur: Junge Menschen, die in klassischen Radläden nicht finden, was sie suchen, eröffnen ihr eigenes Geschäft mit ihren ganz eigenen Konzepten. Was machen sie anders und warum? Vier Berliner Radläden und ihre Besitzer im Portrait.

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Ein entrindeter Baumstamm dient als Wegweiser. »Vatti, 11m« und »Budike, 40m« weisen auf eine gute Nachbarschaftsatmosphäre hin. »Cikago Bude« steht auf dem grünen Schild, das direkt auf die Eingangstür weist.
Mitten im Laden steht ein Montageständer, davor in gebeugter Haltung Robert Boede, 34 Jahre alt. Er schraubt an einem Diamant-Rad aus den 1960er Jahren. Über ihm leuchten vier hellweiße Neonröhren, angeordnet im Quadrat und nach außen mit Holz abgeschirmt. Angezogen wird der Blick jedoch von dem alten Holzfelgenrad, das wie ein Heiligenschein über dem Montageplatz thront. »Willst Du ’n Tee oder ’n Kaffee?«, ertönt eine Stimme hinter dem Tresen hervor. Sie gehört Robert Busch, 31, dem Kompagnon von Robert Boede.
Rob und Bob, wie sie sich nennen, betreiben seit zwei Jahren in Berlin die Cikago Bude in der Ebertystraße 9. Ihre Spezialität und Leidenschaft: die Restauration alter, gebrauchter Fahrräder aller Art. Ganz gleich, ob jemand ein schnittiges Rennrad aus den 60er Jahren wieder fit für lange Ausfahrten haben will oder ein alltagstaugliches Stadtrad im Vintage-Style sucht: In der Cikago Bude wird man fündig.
Das »Atelier für Montage und Finish« – »den Namen haben wir von einem unserer großen Vorbilder entlehnt«, erklärt Bob – liegt an der Grenze der zwei Berliner Stadtbezirke Prenzlauer Berg und Friedrichshain. In einem typischen Berliner Altbau haben sie ihren Laden angemietet: ein großer, durch zwei Schaufenster erhellter Verkaufsraum zur Straße hin, nach hinten raus ein schlauchförmiger Raum, der als zweiter Ausstellungsraum genutzt wird, Küche, Bad. Und ein Keller für feurige Bastelarbeiten, etwa die Reparatur eines gerissenen Stahlschutzbleches.
In einem Keller hatte auch alles angefangen: Robert »Bob« Boede baute im Keller seiner Wohnung für Freunde und Familie Räder um – aus alten und neuen Teilen, je nach dem was schon vorhanden oder gewünscht war. Neben seinem Job in einem Fahrradladen. »Den Gedanken, einen eigenen Radladen aufzumachen, hegte ich schon lange«, sagt Bob. »Aber mir fehlte das organisatorische Talent, das Rob mitbringt.« Rob, damals noch mitten in seinem Geographie-Studium, war oft mit von der Partie und half beim Schrauben. Mit der Zeit verfestigte sich der Gedanke in ihren Köpfen, die Werkstatt aus dem Keller in oberirdische Räume zu verlegen. Nach Robs Studienabschluss machten sie aus dem Gedankenspiel Realität.
Beiden war von Anfang an klar, dass sie keinen üblichen Radladen wollten, in dem »zehn Damen- und zehn Herren-Trekkingräder, ein paar City- und Klappräder und vielleicht noch ein zwei Mountainbikes stehen. Das ist nicht der Stil den wir mögen und vertreten«. Zum einen gibt es davon einfach schon zu viele. »Zum anderen wollten wir vermeiden, in irgendwelche Marken-Abhängigkeiten zu rutschen«, so Rob. Dieser Kreislauf aus Vorordern und Saisonmodellen, die einen zwingen, Kredite aufzunehmen, die vorbestellten Räder den Sommer über unbedingt zu verkaufen, im Herbst dann die Reste zu Dumpingpreisen raus zu werfen, damit man ja das Geld – und den Platz – drin hat für die neuen Modelle und die Abbezahlung der Kredite... »Das alles zwingt dich dazu, dem Kunden alles aufzuschwatzen, was du im Laden hast, aber nicht das, was für ihn das Beste ist.«
In diesen Teufelskreis wollten sie nicht geraten, der verderbe letztlich die Freude an der Arbeit und sorge dafür, dass man vergisst, worum es eigentlich geht: Das Fahrrad und den Spaß, dieses zu fahren. »Deshalb machen wir hier lieber das, was auch uns Spaß macht«, sagt Rob. Und das ist eben das Restaurieren und Umbauen alter Räder oder der Aufbau eines Neurades nach Kundenwunsch. Keines sieht aus wie ein anderes und immer sind sie nach den Bedürfnissen und Vorstellungen der Kunden individuell zusammengestellt.
Überall im Laden finden sich Bücher zur Radgeschichte: Von »Die Räder der Sieger« über »The Golden Age of Handbuilt Bicycles«, »Die Strafgefangenen der Landstraße« und »Klassiker des Radsports« bis hin zu den aktuell erschienen »Bicycle Diarys« von David Byrne. Eine gewisse Vorliebe für edle italienische Rennrösser ist deutlich spürbar, nicht zuletzt durch die Vintage-Trikots und Rennradmützen im Laden. L’Eroica ist ein fester Termin im Kalender der Cikago Bude. »Aber wir restaurieren nicht nur Räder für solche Zwecke«, erklärt Bob. »Die schlanken Stahlrahmen aus den 1960er, 1970er und 1980er Jahren eignen sich für fast jeden Einsatzzweck, man muss eben die Ausstattung anpassen.« Quellen für das entsprechende Material gibt es unzählige, manchmal bringen sie die Räder auch aus Italien mit, wenn ihnen dort etwas Passendes über den Weg läuft. Aufpassen müsse man lediglich, dass man nur von vertrauenswürdigen Leuten Teile annimmt. »Deshalb schicken wir auch immer mal wieder jemanden weg, der uns nicht eindeutig nachweisen kann, wie er an den Rahmen oder das Rad gekommen ist.«

Eine Marke im Aufbau: 8bar

Szenenwechsel: Kreuzberg, Forsterstraße 4. Das uralte schmiedeeiserne Türgitter quietscht und rumpelt und Stefan Schott, 28, fummelt mit einiger Geduld und Kraft daran herum, bis es tut, was es soll – sich öffnen. Dann endlich steht der gebürtige Bamberger in seinem kleinen Showroom. Der Raum hält, was das quietschende Türgitter versprochen hat: Die Wände sind nur zum Teil weiß getüncht, frei gelassen von frischer Farbe sind einige Rechtecke und Quadrate, in denen Stefan Schott seine Produkte wie Gemälde präsentiert. Die nach hinten in den Hausflur führende Holztür ist unlackiert, das Holz unterschiedlich nachgedunkelt. In die Rückwand ist ein hoher Rundbogen eingefügt. Zwei Scheinwerfer strahlen das knallrot-schwarze Fixie über der Hintertür an, die Assoziation zu einer Apsis liegt nahe. Doch hier wird nur einem Gott gehuldigt: dem puristischen Fahrrad.
Die edlen, minimalistisch ausgestatteten Fixies und Singlespeed-Räder mit ihren glatten und scharfen Linien stehen in starkem Kontrast zu dem rustikalen Einrichtungsstil, wirken beinahe deplatziert und ziehen gerade deshalb die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. »8bar« steht auf jedem Teil in klaren, schnörkellosen Linien.
Stefan Schott hat Projektmanagement studiert und danach zwei Jahre lang bei einer Baufirma als Projektentwickler gearbeitet. Planen und Organisieren liegt ihm im Blut. »Und ich wollte immer schon selbstständig arbeiten, mein eigener Chef sein und meine eigenen Projekte realisieren«, sagt er. »Ich habe nur auf die richtige Idee gewartet.«
Und diese fand ihn vor gut 1 ½ Jahren: Der leidenschaftliche Radfahrer, der früher selbst in Auswahlmannschaften um die Deutsche Meisterschaft fuhr, schraubte seine Räder am liebsten selbst, baute sie sich so zusammen, wie sie ihm gefielen und passten. Dann kamen immer mehr Freunde, die sich ein Rad von ihm zusammenstellen ließen. »Dabei merkte ich immer deutlicher, wie schwierig es ist, aus den verschiedenen Produkten mit ihren vielen unterschiedlichen Labels ein Rad zusammenzustellen, das auch optisch stimmig war.« Immer öfter störten ihn die »80 verschiedenen Labels«, die dann plötzlich an einem Rad prunkten. Und dann stand sein Entschluss fest: Er würde seine eigene Marke kreieren, mit einem schlichten Logo. Edles Design gemischt mit minimalem Branding und exklusiven Farben, das waren seine Zielvorgaben für sein eigenes Rad. In die Entwicklung des Rahmens ließ er sein ganzes Knowhow aus seiner eigenen sportlichen Karriere einfließen. »Warum Fixie? Weil das die beste Methode ist, sich in der Stadt fortzubewegen«, erklärt Stefan Schott. »Man kommt in diesen wunderbaren Flow, der einen durch die Straßen trägt, beinahe fliegen lässt. Am meisten Spaß macht das bei den Nightrides, wenn man durch die erleuchteten, leeren Straßen Berlins kurbeln kann, ohne von Autofahrern bedrängt zu werden.«
Dass das Fixiefahren derzeit ein Hype besonders in Großstädten ist, weiß er nur zu gut und vergleicht es mit dem Skateboarden, das u.a. in den frühen 90ern große Aufmerksamkeit erfuhr: »Jeder wollte Skateboard fahren oder lief mit so einem Ding unterm Arm geklemmt durch die Stadt. Das hat sich wieder relativiert, aber es gibt immer noch jede Menge Leute, die die Dinger fahren und immer noch Menschen, die Skateboards entwickeln und verkaufen. Ich möchte mit 8bar eine Marke aufbauen, die auch nach dem Hype weitergefahren wird, einfach weil die Qualität und das Knowhow dahinter stimmen. Das ist keine Sparte in meinem Portfolio, die nach zwei Saisons ausgeschöpft ist und dann wieder verschwindet, sondern das ist meine Kompetenz. Und die wird sich durchsetzen, auch über den Hype hinaus.« Sein Ziel für dieses Projekt drückt sich auch in der Zweideutigkeit seines Markennamens aus: 8bar [sprich: »achtbar«].
Die Eröffnung für seinen Showroom feierte Stefan Schott am 13. Januar diesen Jahres. Geöffnet hat er bisher allerdings nur sonnabends. »Den Laden habe ich hauptsächlich als Anlaufpunkt, damit ich meinen Kunden die Produkte live zeigen und sie Probefahren lassen kann.« Als Fahrradhändler sieht er selbst sich allerdings nicht: »Ich baue Fahrräder und verkaufe sie bisher nur im Direktvertrieb«, erklärt er. »Ich sehe mich also eher als Hersteller und der nächste Schritt wird für mich sein, eine gute Vertriebsstruktur für meine Räder aufzubauen. Erste Anfragen von Fahrradläden - auch über die Grenzen Deutschlands hinaus - habe ich bereits.«

»Selber bauen« als Konzept: TotemBikes

Ein ebenfalls sehr junger Laden ist TotemBikes. Inhaber Patrick Laible, 31, feierte seine Einweihung zwar schon an Silvester. »Aber eigentlich war das mehr noch eine Einzugsparty«, sagt er mit einem Grinsen im Gesicht. Regelmäßige Öffnungszeiten gibt es bisher nicht. Seine Geschäftsräume hat er in der Schnellerstraße 54 angemietet, am Rande Berlins im Stadtteil Schöneweide. Das Besondere daran: Hier arbeitet er nicht nur, sondern wohnt dort auch. Nach vorn raus führen der Verkaufsraum und ein zweiter Raum, der als Büro und Besprechungsraum dient, nach hinten raus liegt der Wohnbereich.
Noch ist der Verkaufsraum mit seinen abgezogenen Holzdielen recht leer. Eine zusätzlich eingezogene Zwischenetage, die etwa das hintere Drittel des Raumes einnimmt, bietet Lagerfläche für die ersten Rahmen, die er zum Verkauf anbieten will. Einige Regalbörde erstrecken sich an den Wänden, darin in erster Linie Bücher und Zeitschriften rund ums Fahrrad und Fahrradkultur. Hier finden sich nicht nur die Radmagazine Rouleur, Privateer und fahrstil, sondern auch Bücher wie »Bicycling Science«, »The Paterek Manual« und »Bicycle Builder’s Bonanza«. Erste Hinweise, welcher Leidenschaft hier gefrönt wird. Über eine Luke im Boden erreicht man den Keller, der sich unter den beiden vorderen Räumen erstreckt und in dem eine Werkstatt und weitere Lagerflächen eingerichtet sind.
Studiert hat Patrick Laible Werkstoffwissenschaften. Nachdem er seine aktive Ruderkarriere beendet hatte – ein Riemen im Verkaufsraum kündet noch von diesen Zeiten –, suchte er sich ein neues Hobby: Radfahren. Er richtete sich in seiner Wohnung ein Zimmer als Werkstatt ein und nach und nach wurde der Maschinenpark immer umfangreicher. Gemeinsam mit einem Studienkollegen verbrachte er Stunden dort. »Das erste Eigenbauprojekt war eine Nabe, die wir aus einem Aluminiumblock drehten, um damit am Nachtmountainbikerennen Schlaflos im Sattel teilzunehmen«, erinnert er sich. Das ist nun fünfeinhalb Jahre her und seit dem hat sich das Selberbauen zu einer Passion entwickelt. Nicht nur eigene Rahmen hat er geschweißt und gelötet, auch die Soft- und Hardware für eine Goldsprintanlage und eine Zeitnahme für Radrennen konstruierte er selbst. »Besonders bei den Arbeiten an den Fahrradrahmen stellte ich fest, wie schwer es ist, an geeignetes Material für den Rahmenbau zu kommen, wenn man nicht gleich ganze Container benötigt«, erläutert Patrick Laible die Geburt seiner Geschäftsidee. Einen Importeur, der Rohre, Muffen und Anlötteile von verschiedenen Anbietern vertreibt, gibt es in Deutschland nicht. Über das von ihm gegründete Rahmenbauforum fand er Gleichgesinnte, für die er fortan zum Selbstkostenpreis Gemeinschaftsbestellungen in England organisierte und durchführte. Als er dann nach einem Jahr einmal zusammenstellte, wie viel Material auf diese Weise durch seine Hände floss, keimte die Idee, das Ganze auf größere Füße zu stellen. Hinzu kamen die regelmäßigen Anfragen von Freunden und Bekannten nach Reparaturen an Rahmen, die sie gern auch selbst durchführen würden – nur eben in seiner Werkstatt. »Nach und nach entstand das Konzept für meinen Laden: Zum einen wollte ich natürlich das Rohmaterial für den Rahmenbau anbieten, von Rohren aller Art über Muffen und Anlötteilen, bis hin zu Loten und Flussmitteln, die für den Rahmenbau benötigt werden. Und zwar möglichst von allen Herstellern, die es auf dem Markt gibt.« Schließlich sei die Rahmenbauszene in Deutschland stark am Wachsen. Immer mehr Rahmenbauer hätten überquellende Auftragsbücher, die Angebote für Rahmenbaulehrgänge mehren sich, immer mehr Menschen wollen ein wirklich individuelles Fahrrad für sich. Um dieses Bedürfnis zu stillen, baut er derzeit einen Onlineshop auf, über den die Rahmenbaumaterialien zu erwerben sein werden.
»Zum anderen möchte ich denen, die sich selber ein Rahmen bauen wollen, aber keine eigene Werkstatt haben, einen Ort zur Verfügung stellen, an dem sie genau das tun können.« Deshalb bietet er seine vollausgestattete Rahmenbauwerkstatt auch zur Miete an. In erster Linie richte sich dieses Angebot an all jene, die über Vorkenntnisse verfügen, also bereits einen Rahmenbaukurs absolviert haben. »Aber auch ohne ausführliche Vorkenntnisse kann man zu mir kommen, dann bauen wir den Rahmen eben gemeinsam.«
Räder, die nicht den Siegel »handmade« tragen, will Patrick Laible in seinem Laden ebenfalls anbieten. »Aber auch dabei spezialisiere ich mich eher auf Spartenprodukte wie Liegeräder und Tandems. Normale Läden für Brot und Butter-Räder gibt es in Berlin schon genug, in diese Kerbe muss ich nicht auch noch schlagen.«

Maxime Individualaufbau: Goldsprint

Ähnlich sieht das Alexander Ingendorf, 28, der seit rund zwei Jahren seinen Laden Goldsprint betreibt. In gewisser Weise ist er auch »Geburtshelfer« für TotemBikes, denn für ihn hatte Patrick Laible die Goldsprintanlage entworfen, konstruiert und programmiert. »Der Goldsprint ist ein Event, das es mir angetan hat«, erklärt Alexander Ingendorf die Namensgebung seines Ladens. Deshalb bietet er dieses auch in regelmäßigen Abständen an: Zuletzt auf der Berliner Fahrradschau, wo er mit Dock11 und Subtil Bikes das »Rock’n’Roller Racing« auf die Beine stellte.
Seine Karriere als Fahrradhändler begann für ihn, wie bei so vielen anderen auch, im elterlichen Keller. Neben seinem Studium der Geschichte – Nebenfächer: Politik und BWL – arbeitete er in einem Radladen und bastelte in seiner Freizeit weiter, um Räder für sich selbst und für Freunde zu bauen. Die fertigen Räder zeigte er auf seinem Blog »Singlespeed Berlin«. Auch bei ihm wurde die Nachfrage irgendwann so groß, dass er das besser als Gewerbe neben seinem Studium laufen lassen wollte. Das war die Geburt seines Ladens Goldsprint. In der Plesserstraße 3 im Bezirk Treptow zeigte er anfänglich vor allem seine eigenen Räder. »Für mehr fehlte anfangs einfach das Geld«, gesteht er. Doch auf seinem Blog, der mittlerweile unter dem Namen Goldsprint firmiert, waren ja auch all die anderen Räder zu sehen, die er zusammengestellt hatte. »Die Resonanz auf meine Aufbauten war so gut, dass ich mittlerweile meinen Laden gut füllen konnte. Das hätte vor zwei Jahren keiner gedacht.« Räder, die er zusammengestellt hat, fahren mittlerweile nicht nur kreuz und quer durch Berlin, sondern auch in München, Hamburg und anderen Großstädten. »Viele finden mich über meinen Blog, sind von meinen Aufbauten begeistert und Mailen mich dann an, weil sie auch ein Rad von mir wollen.« Meist gibt es ein Erstgespräch im Laden. »Aber manchmal schicken mir die Leute auch einfach ihre Maße und vertrauen mir den Rest an. ‚Ich hab ja auf Deinem Blog gesehen, dass Du es drauf hast’, heißt es dann.«
So sind seine beiden großzügigen Verkaufsräume mittlerweile gut bestückt. Der Schwerpunkt liegt auch hier auf Fixies, Singlespeeder und ihre farbenfrohen Komponenten. »Berlin ist dafür ein dankbares Pflaster«, sagt er. »Aber das heißt nicht, dass ich nicht auch Räder mit Schaltung oder Schutzblechen aufbaue.« Er selbst fährt sehr gern Mountainbike und plant, sich auch in diesem Bereich breiter aufzustellen. »Wichtig ist mir nur, dass meine Kunden wirklich das bekommen, was sie wollen und mit einem breiten Grinsen meinen Laden verlassen.« Individualaufbau heißt seine Maxime. Ob das nun heißt, ganz puristisch ohne alles auszukommen, oder vollgefedert mit Schaltung aus dem Laden zu rollen: »Alles geht, aber eben immer mit der eigenen Note als individueller Aufbau. Ein Rad von der Stange wird es hier nicht geben«, so Alexander Ingendorf.
Eine eigene Rahmenlinie, gelabelt mit Goldsprint, hat er auch aufgelegt. Mittlerweile gibt es drei verschiedene Modelle: Einen gemufften und einen ungemufften Stahlrahmen in verschiedenen Größen, und ganz neu auch einen Aluminium-Rahmen, alle in einer moderaten Bahngeometrie: »Für Einsteiger ins Fixie-Fahren, denn besonders in diesem Bereich gibt es viel Mist auf dem Markt«, erklärt er. »Ich will deshalb Rahmen anbieten, die bezahlbar und von sehr guter Qualität sind.«
Seine Detailkompetenz ist das Pfund, mit dem er wuchert. »Ein Brot und Butter Laden kann das gar nicht leisten. Da muss man in so vielen Bereichen bewandert sein, dass man für die Details, die für die Insider selbstverständlich sind, einfach keinen Kopf mehr hat.« Sein Produktportfolio ist so ausgefallen, dass er Konkurrenz kaum fürchtet. Oft besorgt er auch außergewöhnliche Rahmen oder Komponenten, die es in Deutschland nicht gibt. Und wenn doch mal einer mit einem Teil ankommt, dass er irgendwo billiger erstanden hat, ist das für ihn auch kein Problem. »Dann sind die Montagekosten eben höher...«

15. März 2012 von Claudia Pirsch
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