Branche in Krisenstimmung
E-Scooter-Verleiher vor dem Aus?
So berichtete bereits vor einer Woche der Nachrichtendienst Bloomberg, dass aufgrund einbrechender Nutzerzahlen der Verleiher Lime vor großen Herausforderungen steht und seine Geschäftstätigkeit in Europa weitestgehend einstellen will. In den USA und weiteren Ländern wird die Aktivität ebenfalls eingeschränkt. Die Aussage einer dort zitierten Quelle, dass Lime nur noch über liquide Mittel für drei Monate Geschäftsbetrieb verfüge, wurde vom Unternehmen nicht kommentiert. Dass durch Corona auch für Verleiher große Probleme entstanden sind, zeigen etwa die Nutzerzahlen in Paris. Im größten Markt Europas für Lime fiel die Zahl der Leihen kurz nach dem Shutdown auf 300 am Tag, ein Verlust von 98 % der Nutzer. Bereits im Januar, also vor der Krise, gab es bereits eine erste Kündigungswelle, die 100 Mitarbeiter betraf, um sich besser aufzustellen, nun stehen weitere Einschnitte bevor.
Branchenweite Krisenstimmung
Nicht viel besser sieht es bei vielen anderen Anbietern aus, wie das Handelsblatt gestern feststellte. So kündigte Bird-Chef Travis van Zanden am Wochenende an, 30 Prozent der Belegschaft entlassen zu müssen. Immerhin hat das Unternehmen eine letzte Finanzierungsrunde abschließen können und so genügend Mittel bis ins Jahr 2021 zur Verfügung. Dennoch ist die Geschäftstätigkeit in Europa zunächst heruntergefahren. Da die Übernahme von Circ noch nicht zu lange her ist, dürfte zu erwarten sein, dass der hiesige Markt wieder bespielt wird, auch wenn es daran erste Zweifel gibt.
Auch Voi hat Ende vergangener Woche den Geschäftsbetrieb für Endkunden in Deutschland eingestellt. Stattdessen will man wie andere Anbieter auf absehbare Zeit vor allem Menschen in systemrelevanten Berufen eine (kostenlose) Mobilitätsoption bieten. Dennoch werde derzeit geprüft, ob Kurzarbeit für die Belegschaft beantragt werden kann.
Seit dem weitgehenden und globalen Shutdown hat die Branche nahezu komplett die Verleihtätigkeit eingestellt. Einzig Tier verleiht noch seine Räder in Deutschland. Wie sich der Markt weiter entwickeln wird, bleibt offen. Die Befürchtung besteht, dass das ganze Jahr ein Totalausfall wird, weil die Kunden nicht der Hygiene an den E-Scootern vertrauen. Die Hoffnung besteht darin, dass nach der Krise der öffentliche Nahverkehr weiter gemieden wird und dann geliehene E-Scooter eine dankbar angenommene Alternative sein können.
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