5 Minuten Lesedauer

Markt - Onboarding

Einführung in die Fahrradbranche

Viele neu geschaffene Positionen in der Fahrradbranche werden mit Personen besetzt, die bisher noch gar nicht viel mit dem Thema zu tun hatten. Wie bringt man bisher Branchenfremden die Eigen- und Besonderheiten der Fahrradwelt nahe?

Die Fahrradwirtschaft hat sich auch vor Corona schon prächtig entwickelt, sodass ein stetig wachsender Bedarf an neuem Personal angemeldet und auch befriedigt wurde. Vom sogenannten Fachkräftemangel ist allerdings auch die Fahrradbranche nicht verschont geblieben, ganz im Gegenteil singt sie dieses Klagelied schon länger als die meisten anderen Wirtschaftszweige. Der Mangel an kundigen Werkstattmitarbeitern etwa begleitet sie schon seit Jahren.
Es gibt jedoch neben dem Personal, das direkt mit Fahrrädern zu tun hat und entsprechend nahe am Thema ist, auch neue Mitarbeitende, die zunächst keine entsprechende Fahrrad-Vorbildung mitbringen müssen, um in ihrem Beruf »gut« zu sein. Zu denken ist an Bereiche wie Marketing, Management und manche Verwaltungstätigkeit. Die Stellen mit fahrradbegeisterten Menschen zu besetzten, klappt aber immer weniger. Gleichzeitig profitieren auch die neuen Kollegen und Kolleginnen sehr wohl von profunden Fahrradkenntnissen.
»Wir haben immer öfter bei Gesprächen mit neuen Mitarbeitern in den Unternehmen festgestellt, dass sie nicht nur uns nicht kennen, sondern auch das Fahrrad und die Branche nicht kennen«, lautete eine wesentliche Beobachtung von Gunnar Fehlau, die ihn dazu bewegte, dies ändern zu wollen. »In den letzten 20 Jahren haben wir diesen Gesprächspartnern dann oft in Telefonaten wesentliche Einblicke vermittelt.« Inzwischen ist aber ein so großer Bedarf vorhanden, dass umfassendere Lösungsansätze nötig sind.

Bootcamp für »die Neuen«

»Es wurde immer klarer, dass die Ressourcen an neuen Mitarbeitern aus der Fahrradwelt erschöpft sind. Und ehrlicherweise muss man sagen, dass es mittlerweile viele Themenfelder gibt, wo man sagen muss, dass die Branche da bisher auch nicht viele Leute selbst hervorgebracht hat«, erklärt Gunnar Fehlau. »Wir sind keine Branche, die besonders viele brillante Marketer, Data Scientists oder Programmierer hervorgebracht hätte«, stellt Gunnar Fehlau nüchtern fest. Diese Mitarbeitenden wurden bis vor Kurzem nicht gebraucht und entsprechend auch nicht branchenintern ausgebildet.
»Wer früher in der Fahrrad-Produktentwicklung war, der war in der Regel ein Hardcore-Fahrradmensch«, sieht Fehlau, sonst wäre man nicht in diesem Bereich gelandet. »Wenn es heute aber um den Chip und die Software geht, dann wird auf einmal ein Skillset abgefragt, das man in der Fahrradbranche gar nicht findet. Die Anzahl derer, die durch Zufall über dieses Skillset verfügen und in der Freizeit Amateurrennen gefahren sind, die sind auch schon lange in der Branche. Jetzt geht es um Leute, die überlegen, ob sie zu Mercedes oder zu Riese & Müller gehen.« Und für diese neuen Leute hat er das Portal und Seminarprogramm Bootcamp.bike entwickelt.
»Unsere Kompetenz ist das Fahrrad-erklären«, sagt Fehlau. Dies will man nun den entsprechenden Kreisen anbieten. Dabei ist ihm klar, dass er mit dem Bootcamp-Angebot keine großen Hallen füllen wird: »Wir machen kleine Gruppen, es geht ja auch darum, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen.« Der Plan sieht vor, pro Quartal mindestens ein Seminar abzuhalten mit jeweils zehn bis zwölf Personen.
Das Bootcamp ist von vornherein auf eine Zielgruppe von jährlich ein paar Hundert Personen zugeschnitten. Diese Menschen sollen im Seminar ein Onboarding erfahren, das sie schnell mit der Fahrradwelt vertraut macht, ein erstes Netzwerk schafft und ihnen einen Überblick ermöglicht, der sie zu produktiven Mitarbeitenden macht, da sie dann das Fahrrad mit den Augen des Insiders sehen.

Umfassendes Programm für Branchenneulinge

Doch was wird dort eigentlich geschult? Insgesamt gibt es zehn Module, die schon einzeln unendlich tief sind. Das Ziel ist es, ein möglichst umfassendes Bild vom Fahrrad und der Branche zu bieten. »Rosinen und Teig. Das macht den guten Kuchen«, lautet hier die Devise von Fehlau, der neben nerdigen Themen auch alle handfesten Punkte auf den Tisch bringen will. Neben einführenden Themen wie der Geschichte des Fahrrads gehören dazu auch wirtschaftliche Aspekte wie der Fahrradmarkt in den verschiedenen Ländern, technische Themen wie die Produktion eines Fahrrads und ganz basal die Kenntnis der verschiedenen Fahrradtypen und ihrer Nutzerinnen und Nutzer. Ein großer Mehrwert dürfte sein, dass man von den verschiedenen Akteuren in der Branche nicht nur hört, sondern sie auch gleich kennenlernen kann über verschiedene Bonus-Vorträge.
Ein Kompaktseminar findet kurz nach dem Jahreswechsel 2023 »für die volle Fahrraddosis« statt. Da der Jahresbeginn immer auch der Start in neue Karrierestationen ist, erwartet Fehlau hier besonderen Bedarf. Die Neueinsteiger sollen dann innerhalb kürzester Zeit mit den Themen der Fahrradwelt vertraut sein.
Fähiges Personal ist überaus wichtig, genauso wichtig ist es, dieses dann optimal an seine neuen Aufgaben heranzuführen. Das dürfte das größte Win-Win-Ergebnis eines solchen Bootcamps sein.

1. Juli 2022 von Daniel Hrkac

Verknüpfte Firmen abonnieren

bootcamp.bike GmbH
Nur für Abonnenten
News
Nur für Abonnenten
Kommentare
Nur für Abonnenten
Stellenmarkt
Velobiz Plus
Die Kommentare sind nur
für unsere Abonnenten sichtbar.
Jahres-Abo
115 € pro Jahr
  • 12 Monate Zugriff auf alle Inhalte von velobiz.de
  • täglicher Newsletter mit Brancheninfos
  • 10 Ausgaben des exklusiven velobiz.de Magazins
Jetzt freischalten
30-Tage-Zugang
Einmalig 19 €
  • 30 Tage Zugriff auf alle Inhalte von velobiz.de
  • täglicher Newsletter mit Brancheninfos
Jetzt freischalten
Sie sind bereits Abonnent?
Zum Login