Zwischenbilanz vor dem Start der Eurobike
Fahrradbranche freut sich über ein belebtes Geschäft im ersten Halbjahr
Sommerliche Temperaturen im Frühjahr haben der Fahrradbranche im ersten Halbjahr 2011 ein lebhaftes Geschäft verschafft. So konnte ZIV-Geschäftsführer Siegfried Neuberger in Friedrichshafen vor den versammelten Journalisten von einer gestiegenen Inlandsanlieferung – das ist die Zahl der produzierten Räder in Deutschland abzüglich der Exporte addiert mit den Importen – berichten. Insgesamt kamen im ersten Halbjahr 2011 2,9 Mio. Fahrräder und E-Bikes auf den Markt, das sind 2,1 % mehr als im Jahr zuvor. Gleichzeitig stieg die Produktion in Deutschland um 3 % auf 1,73 Mio. EUR. Auch wurden wieder mehr Fahrräder importiert: Hier sprach Neuberger von einem Plus von 4 % auf 1,83 Mio. Stück. Interessant hier: der Durchschnittswert dieser Räder steigt weiter an – und zwar um rund 10 % auf 215 EUR. 2008 waren es im Vergleich noch knapp 145 EUR. Zudem hat Deutschland auch als Fahrradexportland an Bedeutung gewonnen: 660.000 Räder wurden in andere Länder aus Deutschland geliefert, das ist ein Plus von 10 %.
Eine Triebfeder für die positive Entwicklung waren neben dem schönen Wetter vor allem in den Monaten März bis Juni das starke Wachstum bei E-Bikes. Für das laufende Jahr geht der ZIV von insgesamt 300.000 verkauften Elektrofahrrädern aus. „Ein realistischer Marktanteil für die Zukunft sind 10 bis 15 % - also 400.000 bis 600.000 Stück“, wagte Neuberger eine Prognose. Ein Wermutstropfen nennt Neuberger bei dieser Entwicklung: „Leider hat der steigende Absatz von E-Bikes bisher noch nicht zu einem Wachstum des Gesamtfahrradmarktes geführt. Offensichtlich entscheiden sich die Käufer statt für ein City- oder Trekkingfahrrad für ein E-Bike.
Für das Gesamtjahr sieht die Schätzung vom ZIV nicht ganz so positiv aus: Juli und August seien schwächer verlaufen, so dass man für das Gesamtjahr mit einer Inlandsanlieferung auf Vorjahresniveau rechnet.
Betriebswirtschaftliche Auswirkungen des E-Bike-Trends
Von einem besonders enttäuschenden Juli sprach VDZ-Geschäftsführer Thomas Kunz bei seinen Ausführungen zur aktuellen Situation des Fahrradhandels. Dies hätte dazu geführt, dass die bis dahin aufgelaufenen teilweise stattlichen Zuwächse von bis zu 10 % wieder aufgezehrt wurden. Zudem habe es sehr unterschiedlichen Firmenkonjunkturen gegeben, die vom Wettbewerbsverhalten und von den örtlichen Standortbedingungen abhängig waren. Auch seien die Entwicklung der Zweiradumsätze im Osten und Süden Deutschlands in diesem Jahr unterdurchschnittlich gewesen.
Insgesamt rechnet Kunz bis dato bei klassischen Fahrrädern mit einem Umsatzminus von 10 %, Zubehör, Kleidung und Werkstatterlöse schätzt der VDZ knapp unter dem Vorjahresniveau. Umsatzzuwächse bei E-Bikes hätten dies jedoch ausgeglichen, so dann man beim VDZ von einem Umsatzergebnis des Fachhandels auf Vorjahresniveau ausgeht.
In seinem Bericht wies Kunz auf die Chancen für den Fachhandel durch die anhaltende positive Entwicklung bei E-Bikes hin. Jedoch machte er auch auf die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen aufmerksam. So sei die Handelsspanne durch den größeren Umsatzteil de hochpreisigen Elektrofahrräder, die knapper kalkuliert werden müssten als klassische Fahrräder, gesunken. Die Rentabilität des Fachhandels wurde in diesem Zusammenhang noch zusätzlich dadurch belastet, weil E-Bike-Käufer häufig noch nicht sehr lange genutzte Fahrräder in Zahlung geben würden. Dies führe zudem zu einer höheren Kapitalbindung in den Unternehmen und einem rückläufigen Lagerumschlag „mit allen hiermit verbundenen Risiken“. Und einen dritten Punkt nannte Kunz: „Die zunehmende Vielfalt der Produkte erfordert neben größeren Verkaufsräumen auch zusätzliche Investitionen in das Warenlager, die Werkstattausstattung und vor allem die Ausbildung der in diesem Sektor tätigen Personen.
Die Folgen für den Handel formulierte Kunz so: „Der Handel wird in seinem Einkaufsverhalten zielgerichtet agieren müssen und zunehmend auch auf kurzfristige Nachbestellungen zurückgreifen wollen.“
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