Wirtschaftsgespräch am Vortag der Eurobike:
Fahrradbranche rechnet mit guten Wachstumschancen
Klaus Wellmann: Größte Eurobike der Geschichte
Messe-Chef Wellmann hatte allen Grund zur Freude. 5 % mehr Aussteller konnten in diesem Jahr in den 13 Hallen auf der Messe Friedrichshafen untergebracht werden. Allein mit der Integration des Zeppelin-Hangars in die Ausstellungsfläche konnten 4000 zusätzliche Quadratmeter gewonnen werden. „Es ist die größte Eurobike der Geschichte“, kündigt Wellmann an und weiter: „Die Eurobike ist die wichtigste Marken-, Image- und Orderplattform der Branche“.
Und auch was das Interesse für die Premiere des Demo-Days im 30 Minuten entfernten Eichenberg angeht, wurden die Erwartungen offenbar übertroffen: „Bei 70 Ausstellern mussten wir aus Platzgründen Schluss machen“, so Wellman. Zudem hätten sich 300 Journalisten akkreditiert.
Zum Abschluss warf Wellmann noch ein Blick zwei Jahre voraus. Zwei neue Messehallen werden dann zur Verfügung stehen zusammen mit einer erweiterten Infrastruktur. „Dann können wir die komplette Branche beherbergen“.
Christoph Goebel: Branche liegt im Plus
Der Grofa-Chef und Verbands-Vorsitzende Christoph Goebel hatte einige Zahlen mit nach Friedrichshafen gebracht. Nach Hochrechnungen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) stieg die inländische Produktion bis Juni 2007 im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum um 40.000 Fahrräder auf insgesamt 1,749 Mio. Stück.
Für die gesamte Inlandsanlieferung, also die deutsche Produktion plus die Zahl der importierten Fahrräder abzüglich der ins Ausland exportierten Fahrräder, beziehen sich die Zahlen nur auf die Monate Januar bis Mai: In diesem Zeitraum wurden 1,341 Mio. Fahrräder nach Deutschland importiert, 44.000 Räder mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig stiegen die Exporte um rund 56.000 Fahrräder auf 251.000 Stück. Zusammen mit den zwischen Januar und Mai in Deutschland produzierten 1,540 Mio. Einheiten rechnete Goebel eine Inhaltsanlieferung von 2.674 Mio. Fahrräder vor, was ein kleine Plus von 5.000 Rädern bedeutet.
Goebel sieht aber nicht nur die Industrie im Plus. Auch der Fachhandel hätte seine durchschnittlichen Erlöse steigern können. Und auch für die nächsten Jahren erwartet Goebel ein weiteres Wachstum. „Die Zeiten von Geiz ist geil sind vorbei“, so Goebel. Der durchschnittliche Verkaufspreis im Fachhandel liegt bei 440 EUR pro Rad und damit um 100 EUR höher als Durchschnitt aller Vertriebswege.
Mathias Seidler: Die Kunden haben wieder Kauflust
Derby-Geschäftsführer Mathias Seidler unterstrich die positive Einschätzungen seines Vorredners und sprach sogar von einer „Trendwende am deutschen Fahrradmarkt“. Nach dem schwierigen Jahr 2006 mit dem langen Winter, einer für den Fahrradverkauf schädlichen Fußball-WM und der Angst vor den Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung, hätte der Handel weniger vorgeordert. Diese Angst habe sich als unbegründet erwiesen, die befürchtete Konsumzurückhaltung sei nicht eingetreten. Im Gegenteil: „Die Kunden haben inzwischen Kauflust“, so Seidler und greifen gezielt zu wertigen Produkten. Davon habe auch der Fachhandel profitiert. Seidler nennt Zahlen: Seit 2003 sei der Fachhandelsanteil am Fahrradabsatz von 49 % auf mittlerweile 54 % angestiegen. Dank höherer Durchschnittspreise kann sich der Fachhandel somit über 70 % vom gesamten Fahrradumsatz sichern.
Einen zweigleisigen Trend sieht Seidler derzeit auf Herstellerseite: So habe es durch verschiedene Insolvenzen eine Konzentration bei Herstellern von niedrig preisigen Volumenmodellen gegeben, wobei sportliche Hersteller immer mehr die Chance nutzen, ihre Produkte global zu vermarkten. Dies sei ein Grund für das Wachstum der Eurobike. „Und dieser Trend steht erst am Anfang“, so Seidler.
Reto Aeschbacher: Realistisch vorordern
Für seinen Arbeitgeber Scott sprach Marketingleiter Reto Aeschbacher von einer differenzierten Saison. Während man vor allem in Osteuropa stark wachsen konnte, sei es in den angestammten Märkten aufgrund der Lieferengpässe schwieriger gewesen. Trotzdem erwartet Aeschbacher ein Wachstum im zweistelligen Bereich. „Biken ist in“, berichtet Aeschbacher. der das Fahrrand in vielen Bereichen auf dem Vormarsch sieht, z.B. im Tourismus. Trotz aller Euphorie mahnt Aeschbacher jedoch zu einer realistischen Vororder: „Die Händler sollten jetzt nicht vom einen Ende zum anderen gehen“.
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