Wegbereiter vieler Trends
Fahrradbranche trauert um Hans Schauff
Wie seine Familie bekannt gab, ist der langjährige Chef und Inhaber des Familienunternehmens aus Remagen bereits am 23. September verstorben.
Die Fahrradbranche war Schauff quasi schon in die Wiege gelegt: 1933 in Köln geboren, wuchs Hans Schauff in der Rahmenfabrik und dem Fahrradgeschäft seiner Eltern Hans und Barbara Schauff auf. Nach der Schule studierte Hans Schauff zunächst Maschinenbau an der RWTH Aachen und stieg im August 1959 in den elterlichen Betrieb ein, der zu diesem Zeitpunkt nicht nur als Fahrradhersteller bereits überregional bekannt war, sondern auch lackierte und vormontierte Rahmen an Grossisten und andere Fahrradhändler lieferte. Sogar Mopeds liefen damals bei Schauff vom Band.
Die Weichen für das spätere, auch international geprägte Bild von Schauff wurden bald nach dem Eintritt des Juniorchefs ins Familienunternehmen gestellt: In den 1960er Jahren begann der Export zunächst in das nahe gelegene Ausland, vor allem nach Benelux und Skandinavien, später auch in die USA. Die Exportkunden drängten damals übrigens auf die Verwendung von japanischen Fahrradteilen. Schauff darf sich demnach zum Beispiel rühmen, einer der ersten Importeure von Shimano, nämlich seit 1964, in Europa zu sein.
Mit seiner Ehefrau Ute besuchte Hans Schauff Fahrradmessen in aller Welt. Nicht nur IFMA und Spoga, sondern auch Mailand, Paris, Amsterdam, Tokyo und New York standen regelmäßig im Terminkalender der Schauffs. Auf diesen Messen wurden nicht nur Aufträge mit neuen Kunden abgeschlossen, sondern auch neue Trends aufgefangen, wie zum Beispiel das Klapprad und der Highriser in den 60er Jahren oder das "10-speed" Rennrad und das BMX in den 70ern. Als eine der größten Errungenschaften Schauffs galt zudem seine Entdeckung des Mountainbike-Trends in den frühen 80ern.
Gleichzeitig lag Hans Schauff der Radsport immer sehr am Herzen. Zahlreiche Teams und Einzelfahrer auf der Straße, der Bahn, Triathlon, BMX und MTB wurden von Schauff gesponsert.
Eine besondere Beziehung verband Hans Schauff zudem auch mit dem afrikanischen Kontinent. Bereits während seines Studiums war er Praktikant in Südafrika, dessen Land und Leute ihn nicht mehr loslassen sollten. Nach dem Ende der Apartheit 1994 kehrte er zuerst zu Messen in Südafrika zurück, wo er sich rasch einen Kundenkreis mit Rennrädern im "Zebra"-Design aufbauen konnte. Nach und nach engagierte sich Schauff auch in lokalen Hilfsorganisationen, die Schulen und Schüler mit Fahrrädern ausstatteten, zunächst in Südafrika, ab 2002 auch in Namibia.
Die Liebe zu Afrika erlosch auch in den letzten Jahren seines Lebens nicht. Zeitweise verbrachte er dort nicht nur seinen Ruhestand, sondern unterstützte dieses Frühjahr auch die erste l'Eroica Southafrica mit Anekdoten aus der Hochzeit des Stahlrennrades zur Freude der Rennfahrer vor Ort und der angereisten Europäer auf Englisch und Italienisch.
Mit Hans Schauff verliert die Branche nicht nur einen wichtigen Wegbereiter vieler Trends, die bis heute im Fahrradmarkt wirken, sondern auch einen Menschen, der mit seiner offenen und herzlichen Art viel Sympathie erntete.
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