Fahrradmarkt 2020 – Teil 2
Fahrradfachhandel steigert Umsätze, hat aber auch Sorgen
Dass der Fahrradhandel im vergangenen Jahr zu jenen Einzelhandelsbereichen gehörte, die nach Beendigung des Lockdowns, deutlich zulegen konnten, ist unbestritten. VDZ-Geschäftsführer Thomas Kunz fasste dies bei der traditionellen Wirtschaftspressekonferenz, die in Berlin durchgeführt und online an die Pressevertreter übertragen wurde, in Zahlen. So habe der Fahrradfachhandel den durch den Lockdown erlittenen Umsatzverlust nach der Wiedereröffnung innerhalb von zwei Wochen zum Großteil aufholen können. Dies sei angesichts der zu berücksichtigenden Zutrittsbeschränkungen, den umfangreichen Hygienemaßnahmen und den langen Wartezeiten vor den Geschäften jedoch eine große Herausforderung gewesen, so Kunz. Aber es wurden auch neue Lösungen gefunden: Händler mit eher beschränkten Verkaufsflächen hätten zunehmend auf die Beratung per Termin umgestellt. Durch die hohen Verkaufszahlen sei ein weiterer Engpass im Bereich der Werkstattleistungen entstanden. In der Folge konnten zum Teil sehr lange Wartezeiten auf einen Reparaturtermin beobachtet werden.
Rohertragsentwicklung rückläufig
Trotz aller positiven Signale im Markt weist Kunz auf eine Entwicklung hin, die der VDZ-Geschäftsführer mit Sorge beobachtet. Und zwar der Rückgang des prozentualen Rohertrags. Anders gesagt: Der Fachhandel steigert zwar seinen Umsatz, kann diesen Umsatzzuwachs gleichzeitig jedoch nicht in eine Ertragssteigerung ummünzen. Zu den Gründen sagt Kunz: „Ausschlaggebend hierfür dürfte der relativ stark gestiegene und insgesamt dominante E-Bike-Umsatzanteil sein, die Zuwächse im Service- und Zubehörbereich können diesen Trend offensichtlich nicht kompensieren. Dies dürfte für die zukünftige Rentabilitätsentwicklung von Bedeutung werden."
Zur Umsatzentwicklung im Fahrradfachhandel nannte Kunz folgende Zahlen: Der Gesamtumsatz über alle Sortimente und Bereiche hinweg erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 35 %. Wachstumsmotor waren die E-Bike-Umsätze mit einem Plus von 65 %. E-Bikes erzielten dabei einen durchschnittlichen Verkaufspreis von 2975 EUR (brutto). Zum Vergleich: Fahrräder ohne Motor kamen auf durchschnittlich 630 EUR (brutto). Im Bereich Bekleidung, Zubehör, Helme und Teile betrug das Umsatzplus 15 %. In der Werkstatt wurde 16 % mehr Umsatz erzielt.
Stationärer Fachhandel führend
Während der stationäre Fachhandel beim Verkauf von Fahrrädern weiterhin die maßgebliche Anlaufstelle ist (67 % stückmäßiger Anteil) hat der Online-Verkauf, getrieben auch durch die Corona-bedingten Schließungen und Kontakteinschränkungen, auch im Fahrradsegment an Bedeutung gewonnen. Der ZIV hat in diesem Jahr bei seinen Erhebungen erstmals den Bereich Internetversand aufgeteilt und weist die Online-Verkäufe des Fachhandels explizit aus. Diese betragen laut ZIV im vergangenen Jahr 6 %. Reine Internetversender konnten 22 % für sich verbuchen. Weiter an Bedeutung verlieren beim Fahrrad- und E-Bikeverkauf SB-Warenhäuser, Baumärkte und Discounter. Dieser Vertriebskanal kann nur noch 6 % der Fahrrad- und E-Bike-Verkäufe für sich verbuchen.
Ausblick
Für die anlaufende Saison rechnet der VDZ mit einer Fortsetzung des erhöhten Fahrradabsatzes und des positiven und nachhaltigen Trends. Kunz erklärte dabei: „Der Fahrradfachhandel ist gut vorbereitet und verfügt über volle Läger. Industrie und Handel haben alles in Bewegung gesetzt, um eine möglichst gute Warenversorgung in der kommenden Fahrradsaison zu gewährleisten.“ Gleichzeitig erneuerte der VDZ-Geschäftsführung in Richtung Politik nochmals eine generelle Öffnung der Fahrradgeschäfte – und zwar unabhängig von Inzidenzwerten. „Eine frühere Öffnung würde eine Entzerrung des bevorstehenden Ansturms auf die Fahrradgeschäfte vermeiden“, so Kunz.
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