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E-Bikes waren der Verkaufsschlager des Jahres, der allerdings vielerorts noch von (...)
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Die meisten Händler sind 2008 im Plus:

Fahrradhandel stemmt sich gegen die schleppende Konjunktur

Fachhandel im Plus, Lage im Gesamtmarkt zumindest nicht schlecht. So ähnlich lässt sich der bisherige Verlauf des Fahrradjahres 2008 aus Branchensicht beschreiben. Während der Fahrradhandel sich erfolgreich gegen die insgesamt schleppende Einzelhandelskonjunktur stemmen konnte, berichtet die Fahrradindustrie nur von einem moderaten Absatzerfolg. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel.

E-Bikes waren der Verkaufsschlager des Jahres, der allerdings vielerorts noch von (...)(...) Modellen für die Radreise getoppt wurden.

Aus Sicht des Fachhandels ist die Saison insgesamt positiv verlaufen. Das meldet beispielsweise Markus Lehrmann, Geschäftsführer vom Verband des Deutschen Zweiradhandels, der den Umsatz des Fahrradhandels im ersten Halbjahr auf 5 % über dem Vorjahresniveau schätzt. Der Erfolg habe mehrere Bausteine, so der Einzelhandels-Lobbyist: Als besonders wichtige Impulse für Fahrradverkäufe nennt Lehrmann den zunehmenden Radtourismus sowie das generell sehr attraktive Marktangebot. „Die Fahrräder werden immer besser. Das schafft viele Kaufanreize“, so Lehrmann gegenüber velobiz.de. Dazu kommt, dass hohe Spritpreise und die Klimaschutz-Diskussion das Fahrrad beim Verbraucher wieder mehr als Verkehrsmittel in den Mittelpunkt rücken lassen. „Immer mehr Kunden kaufen Räder, um damit den täglichen Weg zur Arbeit zurückzulegen“, berichtet der VDZ-Chef.

Die positiven Rahmenbedingungen spüre der Handel aber nicht alleine an den Fahrradverkäufen, so Lehrmann: „Viele Kunden holen ihre alten Fahrrad-Schätzchen aus der Garage und lassen sie im Handel an den Stand der Technik anpassen.“ Das belebe auch den Umsatz mit Zubehör und Ersatzteilen.

Bico-Händler wachsen überproportional

Auch bei der Bico gibt es gegenwärtig wenig Grund zur Klage. Im Gegenteil: Mit einem durchschnittlichen Umsatzzuwachs von 8 bis 10 % haben sich die Mitglieder des Einkaufsverbands sogar deutlich über dem Branchenschnitt entwickelt, wie Geschäftsführer Helmut Sova im Gespräch mit velobiz.de berichtet. Als wichtigen Wachstumsfaktor auf Produktseite nennt der Bico-Chef E-Bikes, die allerdings bei den Verbandshändlern vom Erfolg bei Reiserädern und hochwertigen Trekkingrädern sogar noch in den Schatten gestellt worden seien. Und auch die Bico-Mitglieder hätten in der Kasse an steigenden Zubehör- und Werkstatt-Umsätzen gespürt, dass der Fahrradbestand in Deutschland „deutlich mehr genutzt wird“.

Planbarkeit wird immer schwieriger

„Ganz zufrieden“ sind auch die im VSF organisierten Fahrradhändler mit dem Saisonverlauf, wie Verbandsvorstand Albert Herresthal berichtet. Allerdings wird die Unwägbarkeit der Nachfrage aus Sicht des VSF immer mehr zum Problem: „Die richtige Ware zum richtigen Zeitpunkt im Laden stehen zu haben, wird immer mehr zum entscheidenden Faktor im Fahrradhandel, für den kaum eine Lösung absehbar ist“, sagt Herresthal. Die „starke Tendenz bei Händlern, wie auch Herstellern, mit möglichst kleinem Lagerbestand zu arbeiten“, sei eine Folge der unberechenbaren Nachfrage und gleichzeitig Auslöser neuer Probleme in Form massiver Lieferschwierigkeiten: „Teilweise waren schon im Februar einzelne Modelle total ausverkauft, obwohl die Saison wesentlich später anlief als im Vorjahr“, berichtet der VSF-Frontmann. Vor diesem Hintergrund teilt Herresthal die positiven Umsatzschätzungen seiner Verbandskollegen nur bedingt: „Unterm Strich dürften die bisherigen Umsätze in 2008 in etwa auf dem Vorjahresniveau liegen, eventuell sogar mit einem leichten Plus. Ob das am Jahresende reicht, um den weiterhin stark steigenden Aufwand im Handel zu decken, ist allerdings fraglich“.

Gesamtabsatz wächst nur moderat

Etwas verhaltener klingt auch das Saison-Fazit, das der Zweirad Industrie Verband (ZIV) für seine Mitglieder zieht: Lediglich einen „moderaten Zuwachs“ erwartet ZIV-Geschäftsführer Rolf Lemberg für die Fahrradanbieter in Deutschland. Eine Ausnahme stellen aus Verbandssicht wieder die E-Bikes dar, deren Absatz in diesem Jahr mit bis zu 100.000 Einheiten und somit um rund 55 % über dem Vorjahresniveau beziffert wird.

Als Gewinner des Fahrradjahres 2008 sieht der Industrie-Mann aber auch den Fachhandel: „Der Fachhandel scheint weiter im Fahrradmarkt Anteile zu gewinnen“, berichtet Lemberg. Im Gegenzug hätten branchenfremde Vertriebsformen, also beispielsweise Supermarkt-Discounter und Versandhäuser, weiter Marktanteile eingebüßt, was wohl auch als Indiz für das gestiegene Qualitätsbewusstsein der Verbraucher beim Fahrradkauf verstanden werden darf.

Einen Gesamtabsatz im Fahrradmarkt ungefähr auf Vorjahresniveau erwartet auch Fahrradanbieter Stevens, wie Unternehmenssprecher Volker Dohrmann berichtet. Gleichzeitig sieht sich die Hamburger Bike-Schmiede als Beweis, dass der Erfolg auf Industrieseite trotz verhaltener Konjunktur sehr unterschiedlich ausfallen kann: Bei Stevens verzeichnet man in diesem Jahr wieder einen Zuwachs der Stückzahlen im zweistelligen Bereich bei gleichzeitig weiter gestiegenen Durchschnittspreisen. Besonders stark nachgefragt waren leichte Trekkingbikes um 1000 EUR sowie Mountainbikes in Preislagen zwischen 1600 und 2200 EUR. „Unser Eindruck ist: Man setzt auf Qualität und gibt gerne mehr aus, wenn das Rad dafür ansprechend ausgestattet und hochwertig ist“, berichtet Dohrmann.

Als sehr erfolgreich verbucht auch Fahrradhersteller Kettler das Modelljahr 2008, der nach dem letztjährigen Marken-Relaunch von der Nachfrage teilweise überrollt worden sei, wie Kettlers Fahrrad-Chef Stefan Geiger erklärt. Verkaufshits wie das stylische Layana seien leider viel zu früh ausverkauft gewesen, sagt Geiger.

Und auch bei Accell Deutschland wird das Jahr 2008 als „wirklich außergewöhnlich gute Saison“ verbucht, wie Geschäftsführerin Susanne Puello berichtet. Der Absatz der Marke Winora und vor allem von Haibike hätte „überproportional“ zugelegt. Die Kehrseite waren aber auch hier vorzeitige Lieferschwierigkeiten im Frühling, die teilweise erst ab Anfang Juli behoben werden konnten. Ähnlich erging es auch der Accell-Sparte Hercules, bei der man wohl nach den zahlreichen Umstellungen im vergangenen Jahr noch nicht mit einem größeren Absatzerfolg gerechnet hatte.

Mobilitätszahlen im Nebel

Mit großer Spannung erwarten Fahrradlobbyisten und Marktteilnehmer gegenwärtig die Ergebnisse der Studie „Mobilität in Deutschland“, mit der das Bundesverkehrsministerium unter anderem ermitteln will, wie sich der Anteil des Fahrrads am Verkehrsaufkommen in den letzten Jahren verschoben hat. Die letzte derartige Umfrage fand schon vor einigen Jahren statt und bezifferte den Radverkehrsanteil damals auf gerade mal 9 %. Dass sich dieser Anteil vor allem in diesem Jahr bewegt haben dürfte, ist wohl jedem klar, der offenen Auges durch die Städte in Deutschland geht (bzw. radelt). Statistisch gesehen stehen in 81 % der Haushalte in Deutschland ein oder mehrere Fahrräder. Bei Paaren mit Kind(ern) ist sogar laut Statistischem Bundesamt in praktisch jedem Haushalt mindestens ein Fahrrad zu finden.

Da überrascht es vielleicht nicht, dass der Handel von einer gestiegenen Fahrradnutzung noch nicht so viel gespürt hat, wie etwa auch Herresthal vom VSF berichtet: „Betrachtet man den enormen Zuspruch, den das Fahrrad in den Medien, der Politik, also der öffentlichen Diskussion um Klima, Verkehr, Gesundheit und Freizeit findet, hat man schon das Gefühl, dass davon bisher noch nicht so viel im traditionellen Handel in Form von zusätzlichen Umsätzen ankommt. Wir sind aber optimistisch, dass sich mittelfristig hier noch mehr bewegen wird."

19. August 2008 von Markus Fritsch

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