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Markt - Frankreich

Französischer Markt normalisiert sich

Der französische Fahrradmarkt verzeichnete im Jahr 2021 einen Anstieg des verkauften Volumens. In Stückzahlen wurden fast 4 % mehr Räder verkauft, der Wert stieg dabei um mehr als 15 %. Der Absatz des klassischen Fahrrads ging in diesem Jahr um 2 % zurück, während der Absatz des E-Bikes um 28 % stieg. Angesichts der Wirtschafts- und Umweltkrise ist die urbane Mobilität ein Glücksfall für die Fahrradindustrie.

Frankreich ist im Bereich der Zweiräder keine Ausnahme. Es hat zwei Rekordjahre beim Verkauf von Fahrrädern erlebt. Die Union Sport et Cycle, in der die Akteure der Fahrradbranche (insgesamt 1.700 Mitgliedsunternehmen) zusammengeschlossen sind, hat zum 23. Mal in Folge ihre Studie über den Fahrradmarkt veröffentlicht. Und fast alle Indikatoren sind grün. Die Franzosen kauften im Jahr 2021 fast 2,8 Millionen Fahrräder, das sind 3,9 % mehr als im Jahr 2020. Zur Erinnerung: 2011 war mit 3 Millionen verkauften Fahrrädern ein historisches Jahr für den lokalen Markt. Die wichtigsten Kategorien sind heute E-Bikes (24 % des Marktes), Mountainbikes (25 %) und Kinderfahrräder (30 %). Zu den 2,8 Millionen neuen Fahrrädern kommen noch die gebrauchten Fahrräder, die auf Flohmärkten oder im Internet verkauft werden, und die wachsende Zahl von Verleihdiensten kommt ebenfalls noch hinzu. Die Ergebnisse einer Umfrage der Kleinanzeigen-Website Troc Vélo, einer Plattform, die zu Alltricks gehört, einer Tochtergesellschaft von Décathlon, bestätigen diesen Trend: 40 % der Befragten gaben an, dass sie sich für ein gebrauchtes Fahrrad interessieren.
In Bezug auf den Wert war 2021 jedoch ein historisches Jahr für Marken und Händler. Die wertmäßigen Verkäufe von Fahrrädern sprangen um mehr als 15 % auf 2,2 Milliarden Euro. Im Jahr 2019 waren die Verkäufe bereits um 13 % und im Jahr 2020 sogar um 27 % in die Höhe geschnellt. Zum Vergleich: Während 2011 ein Rekordvolumen verzeichnet wurde, betrug der Marktwert damals »nur« 843 Millionen Euro. In den vergangenen zwei Jahren ist der Markt wertmäßig um mehr als 40 % gewachsen. Wenn man Ersatzteile (Fahrradkomponenten), Zubehör (Gepäck, Pumpen, Schlösser, Fahrradständer, Bücher usw.) und persönliche Ausrüstung (Kleidung, Handschuhe, Helme usw.) zusammenzählt, setzt der französische Fahrradmarkt über 3,4 Milliarden Euro um. Die in Frankreich sogenannten Peripherieprodukte haben sich logischerweise ähnlich entwickelt und sind innerhalb eines Jahres wertmäßig um 12 % gestiegen.

Sprunghaft steigende Durchschnittspreise

»Die Rekordzahlen spiegeln einen grundlegenden Trend wider: Das Fahrrad ist mittlerweile in den Gewohnheiten der Franzosen verankert und zu einer echten Alternative zu anderen Verkehrsmitteln geworden«, freut sich die Union Sport et Cycle in ihrer Pressemitteilung. Kurz gesagt: Wer an Fortbewegungsmittel denkt, denkt an Elektrofahrräder. Es sind die E-Bikes, die fast allein den wertmäßigen Anstieg des Fahrradmarktes in Frankreich erklären. Die drei volumenstärksten Kategorien, nämlich E-Bikes, Mountainbikes und Kinderfahrräder, machen 59 %, 16 % bzw. 6 % des Wertes aus. Auch der Anstieg des Durchschnittspreises eines Fahrrads in Frankreich ist auf die E-Bikes zurückzuführen. Im Jahr 2021 betrug der Durchschnittspreis für ein Fahrrad (alle Fahrradtypen zusammengenommen) 794 Euro, gegenüber 718 im Jahr 2020 und 572 im Jahr 2019. Der Durchschnittspreis eines E-Bikes wird auf etwa 1993 Euro geschätzt, gegenüber 511 für ein Mountainbike und 157 für ein Kinderfahrrad.

Im französischen Fahrradmarkt spielt urbane Mobilität eine bemerkenswert große Rolle. Binnen eines Jahres stieg der Absatz von E-Bikes um 28 Prozent.

Neben der Inflation der Rohstoffkosten und den Lieferpro-blemen ist es tatsächlich der Durchbruch des E-Bikes und auch von Cargo-bikes als mögliche Alternative zum Auto, der sich in den Steigerungen des Durchschnittspreises niederschlägt. »660.000 E-Bikes wurden 2021 in Frankreich verkauft, gegenüber 515.000 im Jahr 2020, was einem Anstieg von 28 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht«, betont die Organisation. E-Bikes haben aufgrund ihrer Preise lange gebraucht, um sich durchzusetzen. Doch der aktuelle wirtschaftliche und ökologische Kontext sowie die Streiks im öffentlichen Nahverkehr haben sie ins Rampenlicht gerückt. In dem Moment, in dem die Verbraucher und Verbraucherinnen die Anschaffung als Investition in ein Fortbewegungsmittel und nicht mehr als Freizeitbudget denken, ist der Preis als solches kein Kaufhindernis mehr.

Alle Vertriebskanäle profitieren vom Marktwachstum

Abgesehen von den großen Lebensmittelmärkten (Rückgang des Volumens um 10 %) verzeichneten alle Vertriebskanäle im Jahr 2021 ein starkes Wachstum. Logischerweise findet sich die Bedeutung von E-Bikes auch in den verschiedenen Vertriebskanälen wieder. Die Strukturen unterscheiden sich deutlich von denen in Deutschland. Volumenmäßig entfallen 65 % des Gesamtmarkts auf die großen Multisportgeschäfte, wertmäßig 35 %. Im Gegensatz dazu machen spezialisierte Einzelhändler nur 21 % des Marktes nach Volumen, aber 58 % nach Wert aus. »Bei den Facheinzelhändlern sind 57 % der verkauften Fahrräder E-Bikes. 73 % ihres Umsatzes werden mit diesen Fahrrädern erzielt«, erklärt der Berufsverband. Denn je teurer ein Fahrrad ist, desto mehr werden Verbraucher und Verbraucherinnen nach Beratung suchen. Innerhalb von zehn Jahren ist der Anteil der Vertriebskanäle am Fahrradverkauf relativ gleich geblieben.

Zwei Veränderungen sind auffällig. Zum einen der recht starke Vormarsch des E-Commerce, der heute 5 % des Marktvolumens ausmacht (2011: 0) und 8 % des Wertes (diese Zahl bezieht sich nur auf Pure Player und nicht auf die Internetseiten der physischen Einzelhandelsgeschäfte). Zum anderen ist der Anteil der großen Lebensmittelgeschäfte am Fahrradverkauf drastisch gesunken. Im Jahr 2011 wurde noch jedes vierte Fahrrad in Supermärkten verkauft. Im Jahr 2021 betrug der Anteil der Supermärkte nur noch 7 % in Bezug auf das Volumen und 2 % in Bezug auf den Wert. Mit »Les grandes surfaces divers« (neue Akteure, die sich auf die Wartung von Autos oder den Vertrieb von kulturellen und elektronischen Produkten spezialisiert haben) sind auch neue Akteure aufgetaucht. Bei den klassischen Fahrrädern verzeichnete nur der Gravel-Markt einen starken Anstieg, allerdings auf niedrigem Niveau. Die Verkäufe von Gravelbikes stiegen um 92 % auf 37.325 Stück. Mountainbikes und Rennräder verzeichneten einen Rückgang von 12 % bzw. 8 %. Insgesamt sank das Verkaufsvolumen der klassischen Fahrräder um 2 % auf 2,13 Millionen. Bei den E-Bikes stieg der Absatz um 28 % auf 659.331 Stück.

Sanfte Mobilität ein Megatrend

Die grüne Revolution geht damit auch in Frankreich weiter. Das Fahrrad als Fortbewegungsmittel wird aus wirtschaftlichen Gründen und wegen seiner Einfachheit immer beliebter. Freiwillige politische Maßnahmen, wie Prämien für den Kauf eines Fahrrads, die Einrichtung von Radwegen oder auch von sicheren Parkplätzen an Bahnhöfen, begleiten diese Bewegung. Ein E-Bike kann ein zweites Auto ersetzen. Die letzte »Enquête mobilité des personnes« des französischen Ministeriums für den ökologischen Wandel zeigt, dass das Auto vor allem für durchschnittliche Strecken von 11,3 km und zu 41,1 % für Strecken von weniger als 5 km genutzt wird. Neben Fahrrädern wimmelt es in den Straßen der Großstädte auch von Tretrollern. Laut dem Verband der Mikromobilitätsexperten wächst der Verkauf von Elektrorollern weiterhin zweistellig und hat 2021 908.000 Stück erreicht, was einem Anstieg von 42 % entspricht. Die sanfte Mobilität (alles außer dem Auto), wie sie getauft wurde, hat noch viele Jahre vor sich. //

12. Dezember 2022 von Bruno Joly
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