Produkte in den Startlöchern
Frischer Wind aus der Start Up-Ecke der Eurobike
… eine entscheidende neue Qualität einbringen. Die Start Up der Generation 2023 haben oft einen hohen Grad an Professionalität – in der Entwicklung des Produkts, oft auch in der Herstellung, wie teils auch in der Vermarktung.
Wenn der Hundeschwanz am Lenker wedelt
Kvisp gibt dafür ein gutes Beispiel ab. Die niederländische Urban Dog Mobility B.V. hat einen Hundesitz dieses Namens entwickelt. Er füllt– anders als die meisten Hundekörbchen den Platz zwischen Fahrerin oder Fahrer und dem Lenker. Befestigt wird er am Steuerrohr mit einer Klemmhalterung und Bügel, wie man sie von den klassischen Kindersitzen für das Sitzrohr kennt. Der Sitzkorb selbst ist zweiteilig. Die äußere Halbschale ist aus steifem, aber elastischen Kunststoff, der dem Korb die Form gibt. Damit verbunden ist ein Innenkorb aus deutlich weicherem Kunststoff-Material, in dem ein kleiner Hund es sich gemütlich machen kann. Beide Schalen sind aus recyceltem Material. Der Abstand zwischen Oberkörper des Fahrers und dem Lenker definiert die Größe des Hundes. Co-Gründer Guido Oorschot meint, dass kleine bis mittlere Hunde auf nahezu jedem Rad mit Kvisp Platz finden, ausgenommen, wegen der gestreckten Körperhaltung, beim Rennrad.
Das weiche Kunststoffgelenk, das rechts und links Innen- und Außenkorb wie ein Niet verbindet, ist zusätzlich der Aufhänger für ein bewegliches, fein einstellbares Drei-Punkte-Gurtsystem, mit dem der Hund im Korb gehalten wird.
Laut Oorschot ist wegen der körperlichen Nähe erst mit Kvisp eine wirklich gemeinsame Fahrrad-Mobilität möglich. Die Videos auf der Homepage demonstrieren das tatsächlich recht überzeugend. Vor drei Wochen konnte Kvisp auf Kickstarter 200.000 Euro für den Start der Serienproduktion einsammeln. 169 Euro soll der Korb kosten.
www.kvisp.com
Digitale Selbstoptimierung
Smart Cyclo nennt Panayiotis Kyriakou seine Entwicklung. Sie soll, in Verbindung mit vielen verschiedenen Messdaten, die optimale, persönliche Leistungsspitze auf dem Rad ermitteln helfen. Herzstück ist dabei ein Gyroskop-Sensor an einem Brustgurt. Anders als der klassische Pulsmesser wird dieser Sensor am Rücken getragen. Er soll zuverlässig und genau die Haltung dokumentieren, die der Rücken des Fahrers beim Training im Detail eingenommen hat. Das Gyroskop erfüllt also unter anderem die Funktion eines Winkelmessers. Klar: je flacher die Haltung, desto aerodynamischer. Und damit – bis zu einem gewissen Grad – auch umso effizienter und schneller. In Zusammenspiel mit vielen anderen Daten, die Rennradfahrer ohnehin oft festhalten wie Puls, Pedaldruck und -frequenz, Zeit, Kilometerleistung etc. lässt sich anhand von vorher festgelegten Parametern – hier hat der Mitgründer und Mario Kyriakou seine Stärken – genau definieren, welche Körperhaltung, Stichwort: Aerodynamik, man für welche Strecke und welche zu erreichende Zeit braucht. Dass dies einen ganzen Wust an digitalen Daten voraussetzt, ist einleuchtend. Smart Cyclo managt das mit einer Handy-App, einer Webplattform und „intelligenten Sensoren“ wie dem Gyroskop.
So können alle Fahrtdaten mit der App und in Zusammenspiel mit einem Bike-Computer gespeichert werden und dann in die Plattform eingelesen werden, ähnlich wie das schon lange auf Plattformen wie Strava gemacht wird. Neu ist aber die sehr detaillierte Auswertung der Daten, vor allem in Bezug auf die Sitzhaltung des Fahrers. Außerdem können sowohl Indoor- als auch Outdoor-Fahrten gemessen und ausgewertet werden. Bei Letzteren ist es möglich, über die Karten- und GPS-Daten die Steigungen und Gefälle auf der Route mit einzuberechnen.
www.smart-cyclo.com
Unter dem Lenker stürmt's gewaltig
Windpuls, das Unternehmen von Christoph Feichtinger und Philipp Kitzmüller, schlägt in eine sehr ähnliche Kerbe, nähert sich dem Ziel aber von einer andren Seite: Sie haben ein Gerät entwickelt, das Windstärke, -Richtung, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Temperatur während des Fahrens messen und an ein Smartphone oder ein anderes Speichergerät aufzeichnen kann. Der GPS-Tracker ist dazu natürlich auch an Bord. Das Airdrop One kann an den Gopro- oder einem ähnlichen Halter am Lenker montiert werden und sieht aus wie eine Mini-Turbine. Nach der Trainingsfahrt – auch hier geht es vor allem ums Rennrad und speziell ums Zeitfahren – kann man anhand der eigenen Handy-App die Daten anzeigen lassen. Und zwar windunabhängig. Ein Algorithmus eliminiert auf Grundlage aller bekannten Daten und der Aufzeichnungen von Airdrop One den Einfluss des Wind einfach aus der Aufzeichnung.
Die ersten Geräte will das Start Up nach der Eurobike absetzen. Zu einem Preis von 599 Euro gibt es noch nicht alle Funktionen. Vollständig dürfte das System in Kürze um die 900 Euro kosten.
www.windpuls.com
Neigungsgruppe Kurvenfahren
Lastendreiräder mit Neigetechnik hatten in den letzten Jahren eine eigene Nische im Cargo-Sektor gebildet – mehr Flow auf kurvenreichen Strecken und mehr Kippsicherheit sind die Vorteile. Im Bereich sportliche Dreiräder dagegen gibt es kaum ein Pendant dazu. Das Zarabike von Michele und Vater Fabio Bovi steht da ziemlich auf einsamer Flur. Die Italiener haben das Trike zusammen mit der Technischen Universität Turin entwickelt. Der Neige-Mechanismus des Rads beruht auf ein ausgetüfteltes System. Die beiden Hinterräder sind an Einarm-Schwingen aufgehängt und werden beide angetrieben. Um ein schweres und möglicherweise anfälliges Differenzial zu vermeiden, baute Bovi je einen separaten Freilauf ein – so haben immer beide Räder Kraftschluss zum Antrieb, können aber bei Kurven den unterschiedlichen Radius ausgleichen. Die jeweilige Neigung wird durch das Kurvenlegen des Fahrers selbst gesteuert. Wie weit sich das Rad in die Kurve legen kann, ist vom Verbindungsdreieck der Schwingen geregelt. Dort wird – vom Lenker aus – die Neigung auch blockiert, zum Beispiel für einem U-Turn oder langsame Fahrt auf schwierigem Untergrund. Die Heckfederung (Rock Shox Gasdruck) dürfte einen Großteil der Fahrbahnstöße abmildern. Der Schalensitz ist mit einem Ventisit-Bezug für bessere Belüftung belegt, der ergonomisch geformte Untenlenker ist vielfach einstellbar.
Das dritte Rad, zwei separate Schwingen und Antriebe schaffen zusätzliches Gewicht. Trotzdem geht die unmotorisierten Version mit 27 Kilogramm für ein Trike in Ordnung. Angeboten wird das Zarabike auch mit dem italienischen Oli-Tretlagermotor mit 83 Newtonmeter und einer Batteriekapazität von 360 Wattstunden. Damit wiegt es um die 32 Kilo. Der geneigte Kunde muss 6.900 beziehungsweise 5.000 (ohne Antrieb) auf den Tresen legen.
www.zarabike.com
Rettung in High Quality
Mini-Tools gibt es wohl zu Tausenden auf dem Markt. Der Wettkampf innerhalb der Klasse dreht sich vor allem um eines: die Größe. Schließlich will man keinen Werkzeugkasten dabei-, aber trotzdem das passende Werkzeug in einer robusten Qualität haben, falls eine Schraube nachzuziehen oder eine gerissene Kette zu schließen ist. Die Schweizer Firma Daysaver geht mit sehr hochwertigen Qualitäten und originellen Ideen neue Wege. Natürlich geht es auch hier vor allem um Inbus- und Torx-Köpfe, die möglichst sicher untergebracht sein müssen. Dazu hat sich Daysaver kleine Bits aus hochwertigen Materialien fertigen lassen, die in einem Matroschka-Schachtelsystem ineinandergesteckt werden. Der Clou: Magnete verhindern, dass die Bits aus ihren genau gearbeiteten Fassungen fallen.
Startups sind sie genau genommen nur mit dem neuen Essential8. Hier sind an einer Werkzeugbasis in Form eines Inbusschlüssels acht verschiedene Bits untergebracht. Ergänzt werden kann das Werkzeug mit dem Reifenheber Coworker, der gleichzeitig einen Kettennieter, Ventilwerkzeug, einen Speichenschlüssel und einen Halter für ein Kettenschloss integriert. Auch ein Mount-Carrier ist lieferbar, der das Werkzeug am Flaschenhalter festhält. An Ideen fehlt es nicht: Ein sehr clean aufgebautes Tubeless-Tool zum Reifenflicken verschwindet dank speziellem Halter gut entnehmbar im Lenkerende des Rennrads oder Gravelbikes.
Der minimalistische Incredible kostet 45 Euro, mit Coworker ist man bei 74 Euro.
www.daysaver.com
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