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Probanden testen für den ADAC Kinderräder
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ADAC und Stiftung Warentest

Gemeinsamer Kinderradtest kritisiert einige Markenhersteller schwer

Neuer Test der beiden Kooperationspartner: Diesmal wurden 20-Zoll-Kinderräder auf dem Prüfstand im Labor und in der Praxis getestet. Die Prüfergebnisse sind insgesamt wenig schmeichelhaft und dürften wieder für viel Diskussionsstoff sorgen. Es gibt erste Reaktionen.

Die Testbewertungen im Detail.

Insgesamt zwölf Modelle von namhaften Markenanbietern und als preislicher Ausreißer ein Modell der französischen Sporthandelskette Decathlon wurden unter die Lupe genommen. Bewertet wurden neben den praktischen Fahreindrücken (45 %) auch die Faktoren „Eignung für das Kind“ (20 %) sowie „Handhabung“ (15 %), „Sicherheit und Haltbarkeit“ (15 %) und Schadstoffe (5%). Die Ergebnisse wurden soeben auch online veröffentlicht. Stiftung Warentest nutzt hier eine Bezahlschranke, während der ADAC seinen Testbericht mit allen Ergebnissen auf der Website kostenfrei zur Verfügung stellt.

Schlagzeilen für die Tagespresse

Im Ergebnis landeten gleich fünf Modelle im Testfeld abgeschlagen mit der abgewerteten Gesamtnote 5,0 auf der Verliererstraße – darunter je ein Modell der Marken Bulls, Raymon, S’cool, Winora und Woom. Nur drei 20-Zöller im Test erreichten das Ziel mit einem „gut“: Puky, Cube und Decathlon. Woher kommen die Unterschiede? Es lohnt ein Blick ins Detail.

Sicherheit/Haltbarkeit und Schadstoffe

In den praxisorientierten Kategorien lassen sich im Testergebnis kaum nennenswerte Ausreißer feststellen, weder nach oben hin noch nach unten. Bemerkenswert ist eine gewisse Alleinstellung in der Kategorie „Eignung für das Kind“ für Woom Bikes. Mit der Note 1,5 schneiden die Österreicher hier deutlich besser ab als die Konkurrenz. Dies ist größtenteils dem niedrigen Gewicht des Woom Bikes geschuldet.
Die Entscheidung, ob Testgewinner oder Testverlierer, fiel hingegen im chemischen Labor sowie auf den Prüfständen für Betriebsfestigkeit und Bremsen. Hier stellten die Prüfer bei fünf Probanden so starke Defizite fest, dass es für diese Kinderräder zu Abwertung auf „mangelhaft“ führte. Konkret genannt wird, dass bei drei Modellen die geforderten Mindestverzögerungswerte nicht erreicht wurden, zudem wurden einmal ein Riss der Sattelklemme und einmal Risse an der Tretkurbel festgestellt.
Ein Prüfkriterium, das bei Stiftung Warentest in den letzten Jahren offenbar immer mehr an Relevanz gewinnt, sind die Schadstoffe. Hier wurden bei sieben der zwölf Rädern moniert, dass polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (kurz PAK) oder der Weichmacher DPHP (kurz für Dipropylheptylphthalat) nachgewiesen werden konnte. Diese Stoffe sind zwar grundsätzlich nicht verboten, stehen aber im Verdacht, gesundheitsschädlich sein zu können.

Reaktionen

Die Testergebnisse wurden medienwirksam von beiden Organisationen ab Montagvormittag verbreitetet. Die Tagespresse hat diese Pressemitteilungen schnell aufgenommen und in eine wenig schmeichelhafte Berichterstattung umgesetzt.
Der Anfrage von velobiz.de zu einer Stellungnahme zu den angesprochenen Kritikpunkten ist als erstes Woom Bikes nachgekommen. Wenn weitere folgen, reichen wir sie an dieser Stelle als „Update“ der Meldung nach.

Woom Bikes

Woom Bikes verweist in seinem Statement zudem auf die Spitzenbewertungen in den Kategorien „Fahreindrücke“, „Eignung fürs Kind“ und „Handhabung“ hin, sowie auf das mit Abstand niedrigste Gewicht. Zu den Kritikpunkt bzgl. des Harrisses am Kurbelgewinde heißt es von Woom Bikes:
„Wir kennen dieses Fehlerbild nicht aus der Praxis. Alle unsere Komponenten werden selbstverständlich nach den herrschenden Industriestandards von renommierten und akkreditierten Testinstituten in Deutschland getestet. Die Kurbeln waren bis dahin nicht auffällig. Dem Testergebnis von Stiftung Warentest, das besagt, dass unsere Kurbeln unter Laborbedingungen nicht so lange halten wie gewünscht, stehen ganz andere Testergebnisse und – vor allem völlig andere Erfahrungswerte gegenüber. Was man auch wissen muss: Unterschiedliche Prüfinstitute, selbst die renommierten, akkreditierten Testinstitute in Deutschland, führen die Normtests mit geringfügig unterschiedlichen Testbedingungen und unterschiedlichem Testaufbau durch. Wie auch der deutsche Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) bestätigt, führt das immer wieder dazu, dass ein Produkt den gleichen Test bei dem einen Testinstitut besteht, beim anderen dann nicht mehr. Wie sich die Testverfahren so vereinheitlichen lassen, dass sie auch reproduzierbar werden, wird in Fachkreisen zurzeit heftig diskutiert. (…) Natürlich ist es ärgerlich, dass der Kurbeltest das Gesamtergebnis schmälert. Wir sehen das als einen Arbeitsauftrag an uns: wir schauen da ganz genau hin und unternehmen alles, um künftig nicht nur in der täglichen Praxis, sondern auch im Labor eine Spitzenwertung zu erradeln.”

16. Mai 2022 von Jürgen Wetzstein

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