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Handel - Zubehör und Service im Winter

Gut vorbereitet in die kalte Jahreszeit

Mehr Radpendler, mildere Temperaturen und trotzdem sehr viel Matsch und Regen: Das Fahren in der dunklen Jahreshälfte bietet Chancen für den Handel. Gerade bei E-Bikes gibt es noch viel ungenutztes Potenzial.

Wenn die dunkle Jahreshälfte anbricht, bietet gerade das E-Bike gute Gelegenheiten für Händlerinnen und Händler, bei Service, Zusatzverkauf und Kundenbindung zu punkten. »Früher wurde allgemein im Winter mehrere Monate lang wirklich wenig Rad gefahren, das hat sich aber mit milderem Wetter und der neuen Mobilität geändert«, sagt Daniel Neuroth, Leiter der Service-Werkstatt bei Riese & Müller im hessischen Mühltal. So werde das Winterfest-Machen von E-Bikes gerade durch weniger weiße Wintermonate für Radfahrende und den Handel relevanter. »Es wird mehr gefahren, und das dann eben auch viel bei Regen und bei Feuchtigkeit, und damit wird die Pflege des Rads im Winter umso wichtiger«, sagt Neuroth. Allgemein gilt: Moderne E-Bikes sind robust gebaut, sie erhalten ihre Funktion auch im Winter und sind damit eine ideale Mobilitätslösung. Man muss sich allerdings auch um sie kümmern.

Dauerthema durch Bike-Leasing

Das deckt sich mit den Erfahrungen anderer Praktiker. Beispielsweise spricht Ralf Rein, Brand Ambassador des unabhängigen Fachhändler-Verbundes E-Motion, von einem »wichtigen Thema« mit Blick auf die Kundschaft. »Wenn man sich nicht kümmert, hat man keine dauerhafte Freude an den Rädern«, sagt Reins. Für den Handel erwächst daraus ein Thema, das im regelmäßigen Kontakt mit den Mobilitätskunden wichtig wird. Mit Blick auf möglichen Verschleiß und winterliche Bedingungen für Dauerfahrerinnen lasse sich schon im Verkaufsgespräch die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass sowohl die Werkstattleistungen als auch die Pflege zu Hause wichtige Aspekte seien, um die hochwertigen Produkte langfristig mit Freude und ohne Funktionseinbußen zu nutzen. »Gerade durch Bike-Leasing verändert sich auch das Nutzungsverhalten, immer mehr Menschen nutzen die Räder tatsächlich für das ganzjährige Pendeln. Damit wird die Pflege im Winter auch ein Beratungsthema im Geschäft«, sagt Reins.

»Empfehlenswert ist auch, das Dauerlicht am E-Bike zu nutzen.«

Daniel Neuroth, Riese und Müller
Grundsätzlich lässt sich das Winterthema gut nutzen, um auf ein paar Grundregeln der Radpflege, der Ganzjahres-Mobilität und des Werkstatt-angebots hinzuweisen. »Keines der
Themen ist neu. Eine ordentliche Inspektion deckt all die Punkte ab, auf die es beim E-Bike-Fahren im Winter ankommt«, sagt Reins von E-Motion. Eine reine Winter-Inspektion gebe es bei den angeschlossenen Händlern noch nicht. Vielleicht könne das eine Idee sein, um das Thema, analog zum Pkw-Werkstatt-Service, zusätzlich ins Bewusstsein der Kundschaft zu rücken. Allerdings ist es bei Dauereinsatz mit dem Fahrrad nicht mit einem Check vor dem Einbruch des kalten Wetters getan. Vielmehr gibt es ein paar Aspekte, auf die die Verbraucher dauerhaft achten sollten.

Licht und Luft im Winter wichtig

Zum einen ist da das Licht: Das Thema gelte natürlich nicht nur bei E-Bikes, aber mit dem Dauer-Einsatz und teilweise hochwertigen verbauten Anlagen stellen sich neue Fragen. »Es sollte wirklich korrekt eingestellt sein, damit man gut sieht, aber vor allem auch niemanden blendet«, sagt Daniel Neuroth von Riese & Müller.

Mildere Winter und bessere E-Bikes sorgen dafür, dass heute ganzjährig mehr gefahren wird als früher, beobachtet der Leiter der Riese-&-Müller-Service-Werkstatt Daniel Neuroth. Mehr Schlechtwetterfahrten bedeuten aber auch mehr Wartungsaufwand.

Die Funktionen des Lichts lassen sich in der Werkstatt prüfen, reinigen sollten die Anwender ihre Leuchten allerdings regelmäßig selbst. Wenn viel Niederschlag und gegebenenfalls auch Salz an die Lampen kommen, streut das Licht anders. Das sollte man regelmäßig kontrollieren und eben die Scheinwerfer putzen. »Empfehlenswert ist auch, das Dauerlicht am E-Bike zu nutzen«, sagt Neuroth. Bei Riese & Müller werden Räder standardmäßig mit Dauerlicht ausgeliefert, womöglich programmiere ein Händler das allerdings um. Für den Winter sei es auf jeden Fall geboten, wieder auf dauerhafte Beleuchtung zu wechseln.
Ein weiteres Dauerthema ist die Bereifung. Viele E-Bikes sind mit Alljahres-Reifen unterwegs. Doch damit ist das Problem sicherer Fahrt bei glitschigen Straßen nicht automatisch gelöst. »Zum einen ist der Abrieb immer ein wichtiger Aspekt, zum anderen bieten spezielle Profile bei dauerhaft feuchten Bedingungen einen besseren Grip«, sagt Ralf Reins von E-Motion. Grundsätzlich gilt vor allem der Hinweis, dass die Kundschaft einen Blick auf den Luftdruck werfen solle. Daniel Neuroth aus der Riese-&-Müller-Werkstatt empfiehlt, den Reifendruck abhängig vom Fahrergewicht deutlich unter dem Maximum zu belassen. Dass man im Winter allerdings das E-Bike auf Schnee-Reifen mit Spikes umstellt, halten die Praktiker für unangemessen. Solche Bereifung sehe man mitunter bei Rädern, die aus Skandinavien zum Service in die hessische Werkstatt geschickt werden, sagt Neuroth. Aber hierzulande gebe es keinen Dauerfrost und damit auch keine Notwendigkeit für Spikes.

»Bei Nässe und Streusalz auf der Straße kann unheimlich viel kaputtgehen.«

Ralf Reins, E-Motion

Höchstens über ein zweites Set Winterräder könne man nachdenken, allerdings sei das ein erheblicher Kostenfaktor: schließlich brauche man dann ja nicht nur die teuren Spezialreifen, sondern auch Laufräder und womöglich sogar eine zweite Rohloff-Nabe.

Riemenantrieb für Dauerfahrer

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Lackschutz. »Bei Nässe und Streusalz auf der Straße kann da unheimlich viel kaputtgehen«, sagt Ralf Reins von E-Motion. Da hilft nicht nur Säubern, sondern auch das Behandeln des Rahmens mit Spezialspray. Natürlich ist vor allem der Antrieb anfällig. Die regelmäßige Kettenpflege sollte ein Dauerthema im Handel sein, der Verkauf hochwertiger Schmiermittel für diese Teile gehört wie die angemessene Beratung dazu zu den wichtigsten Elementen der Winterfürsorge. »Wenn jemand wirklich viel im Winter unterwegs ist, lässt sich auch über das Umrüsten von Ketten- auf Riemenantrieb nachdenken«, sagt Daniel Neuroth von Riese & Müller. Grundsätzlich sei die Pflege aller beweglichen Teile am E-Bike im Winter sehr wichtig und erfordere deutlich mehr Aufwand sowie Behandlung mit Schmiermitteln als im Sommer. Das geht mit der Nässe und Feuchtigkeit einher.

Fahrer Berlin mit Winterprodukten

Es gibt aber auch spezielle Produkte, die für den Betrieb von E-Bikes im Winter angeboten werden, etwa bei Fahrer Berlin. »Wir haben vor allem eine Lösung gefunden, die die Reichweiten erhöht«, sagt Geschäftsführer Philipp Elsner-Krause. Fahrer Berlin hat eigene Neopren-Überzüge für Akkus und auch Motoren entwickelt, seiner Ansicht nach »ein sehr sinnvolles Produkt« – und da stimmen die Werkstatt-Praktiker zu. Solche Überzüge lassen sich leicht montieren und demontieren, waschen und halten den Akku wärmer, um die Betriebstemperatur zu erhöhen und damit die (durch Kälte vorübergehend eingeschränkte) Akku-Laufzeit zu verlängern. Bei kühleren Temperaturen ist es immer sinnvoll, die Akkus im Warmen zu lagern und sie dann so geschützt am Rad zu montieren.

Mit dem richtigen Zubehör, hier von Fahrer Berlin, lässt sich das E-Bike für die kalte Jahreszeit vorbereiten.

Durch den Neopren-Überzug bleibt die Temperatur des Akkus geschützt, was die möglichen Fahrtzeiten erhöht.
Anfangs war Fahrer Berlin mit dieser Lösung Vorreiter. Mittlerweile fluten vor allem Fernost-Produkte, die direkt übers Netz vertrieben werden, diesen Markt. Dadurch geht man bei Fahrer davon aus, dass das Geschäft mit den Neopren-Überzügen schwieriger wird. Gleichwohl differenziert sich das Unternehmen von den Import-Billigprodukten. Man setzt laut Philipp Elsner-Krause auf Neopren der höchsten Qualitätsstufe, was sich in der Isolierung, Dichte und Langlebigkeit der Cover zeige. Auf diesen Aspekt weist Elsner-Krause besonders hin.
Ein weiteres Produkt, das besonders für die Wintertauglichkeit von E-Bikes relevanter wird, sind die Schutzblech-Verlängerungen. Diese Aufsätze mit dem Namen »Latz-E« sorgen dafür, dass Pendler in regnerischen, kalten Zeiten ohne nasse Hosenbeine und Schuhe durch die Stadt pendeln. »Beim E-Bike kommt noch hinzu, dass Motor und Akku sowie die weitere Technik deutlich weniger verschmutzen«, sagt Elsner-Krause. Das ist ein Detail, das aber sehr guten Absatz findet. Bei Fahrer Berlin verkauft man mittlerweile mehrere Tausend Stück im Jahr von diesen Teilen. Auch hat das Unternehmen Cover für Lenker und Rahmen für die Einlagerung im Winter im Programm, die sich beispielsweise in feuchten Carports gut nutzen lassen.
Sollten Menschen zwischen Oktober und der Frühlingssonne ihre E-Bikes tatsächlich einmotten wollen oder für längere Zeit aufs Fahren verzichten, gibt es vor allem ein wichtiges Thema: den Erhalt des Akkus, damit dieser nicht an Kapazität einbüßt. »Man sollte ihn dauerhaft vom Rad abnehmen und nicht ganz entladen, aber auch nicht ganz vollladen«, sagt Daniel Neuroth. Das rät er auch Menschen, die etwa das E-Bike für die Fahrt zum Büro nutzen: Dort sollte der Akku abgenommen werden, wenn das Rad bei weniger als fünf Grad Celsius draußen steht. Geht es um längeres Lagern, sollte man den Akku zudem besonders vorbereiten. Zwischen 40 und 70 Prozent Ladezustand sei angemessen, um die Batterie über längere Zeit schonend aufzubewahren. Das ist ein Hinweis, den Händler der Kundschaft immer wieder geben können, damit die Premium-Räder auch dauerhaft ihren Wert erhalten und die Konsumenten nicht an der Wertigkeit der Ware zweifeln. Hochwertige Akkus zeigten auch über längere Zeiträume keine Entladungs-Erscheinungen, wenn sie richtig aufbewahrt werden, sagt Neuroth. Das heißt aber auch: Die Packs gehören nicht in den kalten, feuchten Schuppen, sondern idealerweise in einen trockenen, geschützten Raum. //

30. Oktober 2023 von Tim Farin

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