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Kurt Schär
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Report - Shitstorm in den Medien

Interviews und Meinungen

Wir haben uns in der Branche bei Betroffenen umgehört und einige Stimmen gesammelt. Da weder die Verkaufssaison, noch die Gespräche zwischen Testern und Herstellern abgeschlossen sind, spiegeln sie den Stand der Dinge zum Redaktionsschluss wider.

Kurt SchärStefan Hübner

Kurt Schär, Geschäftsführer Biketec (Flyer)

{b}Die Marke Flyer ist in Deutschland sehr stark. Welche Auswirkungen hatte der Test der Stiftung Warentest auf den Umsatz?{/b}

Der Umsatzrückgang für die gesamte Branche und auch für uns war substanziell. Die Endverbraucher wurden durch den Test und die vielen negativen Aussagen in der Presse wirklich extrem verunsichert. Das ging so weit, dass nicht einmal mehr das Fachgeschäft für eine Beratung aufgesucht wurde. Viele potenzielle Kunden haben aufgrund der Testresultate und der negativen Kommunikation rund um den Test den Wunsch nach der Anschaffung eines E-Bikes gestrichen.

{b}Welche Maßnahmen hat Biketec ergriffen?{/b}

Wir haben jederzeit unseren Wissensstand offen kommuniziert. Den betroffenen Rahmen haben wir weit über den einschlägigen Norm-Tests in verschiedenen unabhängigen Prüfinstituten mehrfach nachprüfen lassen, mit sehr guten Ergebnissen, die uns höchste Qualität bestätigen. Unsere bereits vorher geplante Erhöhung der Rahmen-Garantie auf zehn Jahre haben wir rasch umgesetzt.

{b}Stiftung Warentest wird Intransparenz vorgeworfen. Konnte Biketec den Testaufbau inzwischen nachvollziehen?{/b}

Wir sind in stetigem Kontakt mit der Stiftung Warentest und haben auf Nachfrage nach und nach mehr Informationen erhalten bzw. unsere Erkenntnisse zum Testaufbau validieren lassen. So ist es uns allmählich möglich, den Testaufbau sowohl rechnerisch wie auch in der Praxis nachzuvollziehen.

{b}Befürchten Sie langfristige negative Auswirkungen auf mit »Mangelhaft« getestete Marken?{/b}

Die Gefahr ist in der Tat sehr groß. Die Erfahrung aus den anderen Branchen zeigt, dass selbst bei einer späteren Korrektur der Resultate immer etwas haften bleibt. Der Schaden für die Anbieter ist immens.

{b}Was sollte die Branche Ihrer Meinung nach künftig tun?{/b}

Die Branche produziert mehrheitlich gute Produkte und soll dies weiterhin tun. Sie hält sich dabei an die bestehenden Normen und Standards. Falls diese von den Fach-Gremien (in denen u. a. meines Wissens auch die Stiftung Warentest Einsitz hat) nicht als sinnvoll erachtet werden sollten, müssten diese gemeinsam neu definiert werden.

Malte Köttgen, Geschäftsführer Bike & Co.

{b}Wie hat Bike & Co auf den Test der ­Stiftung Warentest reagiert? Welche ­Maßnahmen wurden ergriffen?{/b}

Die Verbandshändler der Bike & Co waren und sind noch direkt von den Ergebnissen des veröffentlichten Tests betroffen. Die deutschen Pedelec-Kunden wurden durch den Test deutlich verunsichert und haben heute noch viele Fragen an den Fachhändler. Da die Testanordnungen weiter unveröffentlicht sind, hat die Fahrradbranche durch Stiftung Warentest und ADAC zwar den Schaden; Verbesserungsvorschläge und konkrete Lösungswege lassen sich hieraus aber nicht ableiten.
Wir haben die betroffenen Hersteller unverzüglich kontaktiert, um weitere Informationen, Zertifikate etc. einzuholen. Diese wurden dann laufend den Händlern zur Verfügung gestellt, sodass sie in ihren Kundengesprächen möglichst sachlich und objektiv die Faktenlage darstellen konnten. Fragen unserer Händler konnten wir telefonisch oder vor Ort durch unseren Außendienst schnell beantworten.

{b}Welche Auswirkungen ließen sich aus Sicht der Bike & Co auf den Handel feststellen?{/b}

Aufgrund der hohen medialen Verbreitung der Ergebnisse erhöhte sich der Beratungsaufwand für Pedelecs fast sofort deutlich. Konnten Rückfragen etwa zu Lenkerbrüchen noch zufriedenstellend beantwortet werden, führten andere Ergebnisse zu Skepsis bei den Kunden, die nicht selten zum Nicht-Kauf führte. Daneben reduzierte sich im Folgezeitraum die Kundenfrequenz im Segment Pedelec vielerorten spürbar. In der Folge gibt es nach wie vor eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Restbeständen im Handel.

{b}Wie haben die Hersteller und Verbände aus Ihrer Sicht reagiert? Gibt es noch Potenziale für Verbesserungen?{/b}

Hersteller und Verbände haben schnell und umfassend reagiert. Im Vergleich zur Position von Stiftung Warentest und dem ADAC in der allgemeinen Presse und der öffentlichen Wahrnehmung war die »Lautstärke« der Stellungnahmen jedoch geringer.

{b}Welche Konsequenzen zieht die Bike & Co aus den Tests?{/b}

In jedem Fall hat uns der Test gezeigt, dass die Verbände der Fahrradbranche – uns natürlich eingeschlossen – ihre Zusammenarbeit weiter intensivieren sollten, um mit einer Stimme auf kritisch-meinungsbildende Veröffentlichungen reagieren zu können. Auf diese Weise kann unseren Kunden schnell ein sachliches Feedback an die Hand gegeben werden und Objektivität möglichst erhalten bleiben.

Stephan Hübner, Geschäftsführer Rad und Tat

Stephan Hübner, Rad und Tat aus Kamen, der 2012 ein neues E-Bike Center eröffnete und im Verkauf auf eine kleine aber feine Auswahl starker Marken wie Flyer, Raleigh, Diamant und Riese & Müller setzt.

{b}Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hatte die schlechte Presse, bzw. der Test der Stiftung auf Ihren Verkauf?{/b}

Raleigh und Flyer sind meine Hauptmarken, mein deutliches Umsatzplus bei Raleigh wurde durch den Test massiv ausgebremst, Flyer-Kunden kamen eher entrüstet über den Test in den Laden. Die Mehrzahl glaubt nach wie vor ein Spitzenprodukt gekauft zu haben, aber es wurden auch Käufe zurückgestellt, wie Kunden von Freunden berichtet haben.

{b}Haben viele Kunden kritisch bei Ihnen nachgefragt?{/b}

Ca. sechs Wochen lang ging die halbe Beratungszeit für StiWa drauf, gefühlt sind viele Kunden nicht wiedergekommen. Wettbewerber und Kollegen mit anderen Marken haben die Ergebnisse genüsslich ausgeschlachtet.

{b}Fühlten Sie sich ausreichend von den Verbänden und Herstellern unterstützt?{/b}

Alle haben sich Mühe gegeben, aber der gemeinsame Aufschrei der Branche war nötig, notfalls ganzseitig in Bild, und ist nicht erfolgt. Übrig geblieben ist »teuer ist auch Schrott«, weil die Branche sich nicht hörbar gewehrt hat.

{b}Was sollte die Branche aus Ihrer Sicht anders, bzw. besser machen?{/b}

Eine schlagkräftige Lobby gründen, mit Geld und Power. Der nächste Test kommt bestimmt.

21. Oktober 2013 von Reiner Kolberg
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