Gegenwind für Fahrrad XXL
Kieler Fahrradgeschäfte wehren sich gegen Fachmarkt-Ansiedlung
Dort wo früher preisgünstige Möbel verkauft wurden, soll künftig ein Fahrrad-XXl-Fachmarkt mit einer Verkaufsfläche von rund 7000 qm entstehen. Dafür sollen die Räumlichkeiten des ehemaligen Sconto-Marktes umgebaut werden. Dieser war erst im Dezember 2021 eröffnet worden und kam direkt neben Möbelhändler Höffner gelegen wirtschaftlich nie in die schwarzen Zahlen.
Investor hinter diesem Projekt ist offenbar der Krieger-Konzern, zu dem die Marken Höffner wie auch Sconto gehören. Die 10.000 Mitarbeiter des Konzerns arbeiten auch bei Möbel Kraft, Möbel Mahler, Online-Händlern wie sofa.de und Design24. Nicht zuletzt verfügt der Krieger Konzern wohl auch über eine Beteiligung bei Fahrrad XXL.
Sollte der Wechsel von Möbel zu Fahrrad gelingen, sollen die Mitarbeitenden des Sconto-Marktes übernommen werden. Wie der Blog Kielaktuell berichtet , soll dies mit verblüffend wenig Aufwand geschehen: Die Krieger-Vorständin Edda Metz habe bei einer Präsentation vor dem Kieler Bauausschuss erklärt, dass eine Umschulung des Personals von Möbel auf Fahrrad unnötig sei, da die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ja nur verkaufen sollen, und das könnten sie schon. Auch sonst verstieg sie sich wohl zu eigenwilligen Aussagen zur Tätigkeit der lokalen Fahrradhändler.
Doch dass aus der Sconto-Fläche eine Fahrrad-XXL-Filiale wird (geplanter Name sei XXL Konrad, benannt nach dem Sohn von Kurt Krieger), ist noch keine ausgemachte Sache. Gegen diese Ansiedlung regt sich der Widerstand von ortsansässigen Fahrradhändlern, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen.
So haben sich nun 14 Fachgeschäfte zusammengetan und an die Kieler Ratsversammlung gewandt. Hintergrund dafür ist ein geplantes Gutachten zur Verträglichkeit des Vorhabens, das der Investor in Auftrag geben will und als Grundlage für die notwendige Zustimmung des Rats dienen soll.
Einer der treibenden Kräfte, dies zu verhindern ist Maximilian Schay, Geschäftsführer der Küstenradgruppe. In einem Facebook-Post erklärt Schay zu dem konzertierten Widerstand gegen das Projekt: „Wir wehren uns nicht gegen Wettbewerb. Auch wir Händler stehen untereinander in einem Wettbewerb. Wir glaube aber gleichzeitig daran, dass Monopole oder übergroße Konzerne einem gewachsenen Ökosystem nicht gut tun. Deshalb fordern wir die Mitglieder der Kieler Ratsversammlung dazu auf, die Beauftragung eines durch Möbel Höffner bezahlten Gutachtens abzulehnen.“
Schay rechnet vor, dass aktuell alle Kieler Fahrradhändler zusammen auf eine Verkaufsfläche von 4500 Quadratmetern kämen. „Die massive Erweiterung der bestehenden Verkaufsfläche in Kiel würde empfindliche Folgen für die über Jahrzehnte organisch gewachsene Fahrrad-Handelslandschaft haben“, so Schay.
Medienberichten zu Folge soll bereits am morgigen Mittwoch in der Wirtschaftskammer über das Gutachten entschieden werden.
Verknüpfte Firmen abonnieren
für unsere Abonnenten sichtbar.