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Frank Puscher führte zwei Tage lang gekonnt durch das Programm beim velobiz.de Summit
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Velobiz.de Summit 2018

Premiere im Doppelpack

Erstmals traf sich die Fahrradbranche Ende November zum zweitägigen velobiz.de Summit. Neben Marketing- und Vertriebsthemen ging es in Schweinfurt auch um die Forderungen der Branche an Politik und Verbände.

Den Marketing-Tag von velobiz.de gibt es nicht mehr und auch der Vertriebstag wurde beerdigt. Entstanden ist daraus die zweitägige Veranstaltung velobiz.de Summit, durchgeführt im Konferenzzentrum von Sram in Schweinfurt. Knapp 80 Teilnehmer aus Vertrieb, Geschäftsleitung und Marketing von zahlreichen namhaften Herstelllern und Händlern lauschten den Vorträgen von Branchenprofis und branchenfremden Experten. Abends genoss man das von Jobrad gesponsorte BBQ und nutzte die Gelegenheit für vertiefende Gespräche und Networking.

Der erste Tag stand ganz im Zeichen des Marketings. Nils Brings und Daisy Walzel von der Kanzlei DWF machten den Auftakt und unterrichteten das Publikum über spannende Nachrichten in Sachen Rechtsprechung im Bereich Marketing. Sie betonten die Möglichkeiten und Grenzen vergleichender Werbung und zeigten auch, wie viel Unklarheiten noch in Sachen Datenschutz und DSGVO herrschen. „Selbst die Übergabe einer Visitenkarte könnte theoretisch unzulässig sein“, erläuterte Walzel schmunzelnd.

Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad ging auf die extrem diversifizierte Medienlandschaft ein und schrieb den Unternehmen ins Stammbuch, man möge sich auch mit Kanälen wie Instagram auseinandersetzen, wenn man junge Zielgruppen erreichen will. Nach Fehlau ging Johannes Ellenberg auf die Bühne und erläuterte, wie Startups sich Problemen nähern und wie die bestehende Industrie von diesem Absatz lernen kann. „Ein Startup ist wie ein Wollknäuel. Um es zu entwirren, nutzt kein Plan, man muss einfach irgendwo ziehen“.

Nach der Mittagspause fokussierte Heinrich Strößenreuther die mangelnde Lobbyarbeit der Fahrradbranche. Obwohl flächendeckend klar sei, dass das Fahrrad einen wichtigen Beitrag zu Gesundheit und Umweltschutz leisten kann, genießt man in der Politik kaum Aufmerksamkeit.

Der Journalist und langjährige Marketing-Kenner Frank Puscher betonte in seinem Vortrag, dass nur ein Unternehmen, das eine markante „Persönlichkeit“ entwickeln kann, langfristig neben den großen Online-Plattformen bestehen könne.

Danach analysierte Buchautor Nils Hey die Beziehung zwischen Unternehmen und deren Agenturen kritisch, aber humorvoll. Und zum Schluss des ersten Tages betonte UX-Designer Steven Cook die persistente Wichtigkeit von Messen als sozialen und haptischen Brennpunkt. Cook betonte aber auch, dass Messegesellschaften mehr tun könnten, um dieses Miteinander zu fördern, statt nur Fläche zur Verfügung zu stellen.

Eigenständige Marken sind gefragt

Den zweiten Tag eröffnete Thomas Schwerdtner von Bidex. Er blickte zurück auf ein schwieriges, aber erfolgreiches Jahr, stellte aber fest, dass sich nach wie vor viele Unternehmen bei der Standardisierung der Produktdaten schwertun und das, obwohl die Kosten der Teilnahme am System gering sind.

Der zweite Tagesordnungspunkt galt erneut dem Thema Messe. Stefan Reisinger erklärte, dass die Eurobike sich alle Mühe gebe, auch den Veränderungen in der Branche Rechnung zu tragen, man es aber nicht allen recht machen könne. Diskussion brandete vor allem auch wegen der Terminwahl im Spätsommer auf. „Dann sind doch die Orders längst geschrieben“, kritisierte Richy Thomas, Country-Manager DACH beim schottischen Bikewear-Spezialisten Endura.

Vor der Pause nahmen sich erneut die Juristen Bings und Walzel die Radbranche vor. Bings erläuterte, dass die werbliche Kennzeichnung, wie sie von den sozialen Medien angeboten würde, deutschen Standards teilweise nicht entspricht. Und Daisy Walzel nahm vor allem das Thema Preisbildung und Kartellrecht ins Visier. Sie skizzierte einen Fall aus Lettland, wo die bloße Existenz einer Vermittlungsplattform für Fremdenzimmer schon als Preisabsprache gewertet wurde, weil die Angebotsbedingungen die Schwankungsbreite bei den Preisen begrenzten.

Nach der Mittagspause präsentierte Marcus Diekmann von der Accell Group eine schonungslose Analyse der Vertriebsschwächen in der Radbranche. Die Hälfte der stationären Händler werde sterben und richtig gut überlebe nur, wer eine starke eigenständige Marke wird. Zudem leide der gesamte Radmarkt darunter, dass die große Mehrheit der Endkunden die einschlägigen Marken kaum kennt.

Wasilis von Rauch analysierte für Jobrad erneut, dass die Politik eher Auto als Fahrrad fährt. Ein Gesetz zur steuerlichen Förderung von Elektromobilität ist so definiert, dass E-Bikes ausgenommen sind.

Im letzten Segment der zweitägigen Veranstaltung präsentierte Frank Puscher ein Füllhorn unterschiedlichster Handelskonzepte von internationalen Händlern. Der autonom die Stadtteile durchfahrende Supermarkt in China war nur ein Beispiel.

Den Abschluss machte Carsten Büttner. Er skizzierte die künftige Rolle der Einkaufsverbände wie Bike & Co und zeigte, wie man die anstehenden Themen vor allem auch im Bereich Digitalisierung in Angriff nimmt.

Unterm Strich präsentierte sich der erste velobiz.de Summit mit einem starken, vielfältigen Programm. Die Teilnehmerdichte ist noch steigerbar. Aber Veranstalter Markus Fritsch zeigte sich zufrieden: „Es ist immer schwierig, ein neues Format zu etablieren, zumal alle sehr viele Termine haben. Dafür hat das schon sehr gut funktioniert und wir machen das im nächsten Jahr wieder."

30. November 2018 von Frank Puscher

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