Trotz Fragezeichen:
Scott setzt auch 2017 auf die Eurobike
{b}Im Nachgang der Eurobike sind in der Branche einige Namen von Unternehmen im Umlauf, die angeblich 2017 ihren Abschied von der Messe planen. Dabei fällt auch immer mal wieder der Name Scott. Wie ist denn euer Plan für die nächstjährige Eurobike? Seid ihr dabei?{/b}
Reto Aeschbacher: Wir wissen ehrlich gesagt gar nicht, woher diese Gerüchte kommen. Von unserer Seite wurde in dieser Richtung bislang jedenfalls nichts kommuniziert. Deshalb an dieser Stelle: Ja, wir werden auf der Eurobike 2017 sicher als Aussteller dabei sein. Wir haben das im Unternehmen durchaus intensiv diskutiert. Was uns aber schlussendlich bewegt, ist die Überzeugung, dass eine aufstrebende Branche wie die Fahrradbranche eine starke Leitmesse nicht nur verdient, sondern auch unbedingt braucht. Wir sind der Meinung, dass es wichtig ist, dass sich die Branche geschlossen auf solch einer Plattform darstellt.
{b}Ist da die Eurobike aus eurer Sicht weiterhin der richtige Ort und die richtige Plattform?{/b}
Reto Aeschbacher: Auch da ein Ja. Wir sehen zur Eurobike keine wirklichen Alternativen. Es haben zwar immer mal wieder andere Messeplätze versucht, der Eurobike den Status als Leitmesse abzulaufen. Schlussendlich hat sich aber immer Friedrichshafen durchsetzen können. Ich denke, ein Grund dafür ist, dass es der Eurobike bisher gut gelungen ist, an einem Standort alle wichtigen Player zu vereinen. Einerseits den Handel, aber eben auch die Fachmedien und die breiten Medien, Politik und Markteilnehmer aus anderen Branchen, den Tourismus, die OE-Produzenten. Da finden bisher viele unterschiedliche Akteure zusammen. Das kann nur mit solch einer Plattform gelingen.
{b}Trotzdem gab es – du hast es vorher angedeutet – auch bei euch Diskussionsbedarf, ob ihr weiter an der Eurobike teilnehmt. Was sind denn aus eurer Sicht, die Punkte die diese Diskussion ausgelöst haben? Was müsste in Friedrichshafen besser laufen?{/b}
Reto Aeschbacher: Die zuvor erwähnte vielfältige Struktur der Eurobike-Teilnehmer ist einerseits eine Stärke, aber auch ein Problem für die Messe. Über die letzten Jahre hat sich das so bei der Eurobike entwickelt, dass man neben der eigentlichen Funktion einer Fachmesse immer mehr zusätzliche Dinge darstellen wollte. Die Eurobike sollte nicht nur Messe sein, sondern eben auch Festival, Presse-Event, Tourismusplattform und so weiter. Das beinhaltet die Gefahr, dass irgendwann die eigentliche Hauptaufgabe einer Fachmesse zu kurz kommt. Und tatsächlich hat das Konflikte dahingehend ausgelöst, dass nicht mehr alle Marken diesen Spagat mitgehen wollten. Die Eurobike muss also einen Weg finden, gleichzeitig ihre Kernfunktion wieder zu stärken, ohne ihre Vielfalt bei den Messebesuchern zu verlieren.
Darüber hinaus ist auch der Eurobike-Termin für uns ein großes Fragezeichen. Unsere Antwort auf diese Frage lautet jedoch nicht, dass wir auch noch die nächste Hausmesse machen wollen, sondern dass wir mit den Machern der Messe zusammen daran arbeiten wollen, die Eurobike wieder richtig zu positionieren.
{b}Was wäre denn aus Sicht von Scott der richtige Zeitpunkt für die Eurobike?{/b}
Reto Aeschbacher: Wenn die Messe wieder ihre Hauptaufgabe darstellen soll in Form einer Plattform, auf der der Handel einen ersten Überblick über die Neuheiten erhält, dann muss sie deutlich früher stattfinden. Jede größere Marke fängt inzwischen ab Anfang Juli an, ihre Neuheiten zu präsentieren. Da ist die Eurobike mit ihrem Termin Anfang September definitiv zu spät und hat dadurch an Relevanz eingebüßt.
{b}Also wäre Anfang bis Mitte Juli für Scott der ideale Eurobike-Termin?{/b}
Reto Aeschbacher: Genau. Wir haben auch ganz klare Stimmen von unseren Partnern im Handel gehört, dass es nicht mehr darstellbar ist, auf zehn verschiedene Hausmessen zu gehen. Die Händler benötigen künftig wieder effizientere Wege, um die Neuheiten des nächsten Modelljahres sehen können. Und viele Händler wollen das inzwischen auch deutlich früher machen.
{b}Die Branche hat in den letzten Jahren ein starkes Wachstum erlebt. Wie passt das mit den gegenwärtigen kontroversen Diskussionen über die Eurobike zusammen?{/b}
Reto Aeschbacher: Ich glaube, es ist kein Zufall, dass die Zukunft der Eurobike gerade jetzt so intensiv in der Branche diskutiert wird. Vor dem Hintergrund einer etwas schwierigeren Saison in diesem Jahr werfen gegenwärtig viele Unternehmen einen kritischen Blick auf ihre Budgets. Auf der anderen Seite bin ich überzeugt, dass die Bike-Branche von der Eurobike als Darstellungsfläche für neue Trends bisher enorm profitiert hat. Ich denke da zum Beispiel an die neue Urban Mobility und an den E-Bike-Trend. Ich bezweifle sehr, ob diese Trends auch künftig so funktionieren würden, wenn jede Marke nur noch ihre eigene Hausmesse macht. Ich glaube kaum, dass dann zum Beispiel die ganz großen, wirklich relevanten Medien noch neue Trends aus dem Fahrradsegment wahrnehmen. Und da hat die Branche eine Verantwortung, die über die Frage hinausgeht, wie viele Händler ich an meinem Eurobike-Stand gesehen habe. Wir hoffen jedenfalls sehr, dass es noch andere Player im Markt gibt, die das auch so sehen und etwas dazu beitragen wollen, dass die Eurobike als starke Messeplattform für die Branche bestehen bleibt.
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