Aktuelle Studie:
Steht der Fahrradmarkt in Europa vor einem Wachstumsschub?
Nach einem für alle Glieder der Wertschöpfungskette verrückten Jahr, in dem Fahrräder schon auch mal als das neue Toiletten-Papier bezeichnet wurden, stellt sich die Frage: Ist diese hohe Nachfrage nur ein kurzfristiges Phänomen, oder darf die Fahrradbranche dauerhaft mit mehr Volumen und höheren Umsätzen rechnen? Der Industrieverband Cycling Industries Europe (CIE) hat zusammen mit dem europäischen Branchenverband Conebi und der Velo-Lobby European Cycling Federation (ECF) eine neue Methode erarbeitet, um das künftige Marktvolumen auf Grund aktueller Trends sowie bereits getätigter oder angekündigter, pandemie-bedingter Investitionen in den Veloverkehr abzuschätzen.
Plus 47 %
Im Rahmen einer Online-Konferenz wurden am Mittwochmorgen die ersten Befunde präsentiert - und diese haben es in sich: Innerhalb der nächsten zehn Jahre erwarten CIE, Conebi und ECF, dass die Anzahl der jährlich verkauften Velos um rund 10 Millionen Einheiten auf 30 Millionen Stück anwachsen wird - ein sattes Plus von 47 Prozent. Dieses Wachstum kommt vor allem durch Verkäufe von E-Bikes zustande: Für diese sieht die Prognose ein enormes Wachstum der jährlichen Abverkäufe voraus, von 3.7 Millionen Stück im Jahr 2019 auf 17 Millionen Stück im Jahr 2030. Laut der am Mittwoch präsentierten Studie könnte die Marke von 10 Millionen verkauften E-Bikes schon im Jahr 2024 fallen.
Ein weiterer Befund der Studie ist, dass der Abverkauf konventioneller Velos in den kommenden Jahren nicht mehr so stark unter der Konkurrenz von E-Bikes leiden wird. Für die kommenden drei Jahren erwarten CIE, Conebi und ECF im nicht elektrisierten Segment eine Stabilisierung des Marktvolumens und danach eine weniger starke Abnahme als in den vergangenen Jahren. Und das, obwohl in zehn Jahren wohl weniger Velos ohne Hilfsantrieb verkauft werden dürften. Diese Prognosen beruhen auf der Annahme, dass weiter in die Infrastruktur investiert werden wird, um das Velofahren für alle sicherer zu machen. Allein seit März 2020 wurden in Europa insgesamt 2300 Kilometer Velospuren erstellt, wofür eine Milliarde Euro investiert wurde.
Um das prognostizierte Wachstum stemmen zu können, muss die Veloindustrie ebenfalls in den Ausbau ihrer Fertigungskapazitäten investieren. Der durch Antidumping-Strafzölle der EU verstärkte Trend zum „Reshoring“, also der Rückverlagerung der Produktion von China nach Europa zwecks Erhöhung der Flexibilität, Verringerung der Lieferzeiten und Vermeidung von Zöllen, dürfte daher noch eine ganze Weile anhalten. Gespannt sein darf man zudem, ob der Ausbau der Fertigungskapazitäten auch Investoren von außerhalb der Velobranche anlocken wird.
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