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Daumen hoch für Taiwans Fahrradindustrie.
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Starkes Lebenszeichen aus Taiwan

Taichung Bike Week endet mit hervorragenden Zahlen

Zum Abschluss der 15. Austragung konnte die Taichung Bike Week starke Zahlen vermelden: Bei den Ausstellern wie bei den Besuchern wurde ein zweistelliges Wachstum registriert. Dies spiegelt auch die aktuellen Trends in der Branche wider: Der E-Bike-Trend und die Handelskriege kommen insbesondere Taiwan zugute und sorgen für eine satte Portion Zuversicht. Ein Stimmungsbericht.

Daumen hoch für Taiwans Fahrradindustrie.Die Taichung Bike Week fand zum 15. Mal statt.Herzstücke für E-Bikes, die in Europa zusammengebaut werden.

Vor fünf Jahren herrschte in Taiwans Veloindustrie Katzenjammer: Gegen die tiefen Lohnkosten in China, Kambodscha und Vietnam konnte die Inselnation wenig ausrichten. Dazu kam die schleppende Nachfrage gerade in zentralen Absatzmärkten wie der EU und den Vereinigten Staaten. Prompt kam die Handelskammer Taiwan nicht darum herum, sinkende Stückzahlen und Umsätze beim Export von Fahrrädern zu verkünden. Viele der Schlüsselakteure der taiwanischen Fahrradindustrie trugen selbst aktiv zum Trend zur Auslagerung bei, indem sie fleißig in genau diesen Ländern investierten - sei es wegen der tiefen Lohnkosten oder dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in Taiwan.

Inzwischen haben die Strafzölle der EU und der Vereinigten Staaten gegen die Volksrepublik China tiefgreifende Folgen für die globalen Zulieferketten der Fahrradindustrie. So sind die Exporte von E-Bikes aus China in die EU im ersten Halbjahr 2019 um über 90 Prozent eingebrochen. Primär profitieren Vietnam und Kambodscha von dieser Entwicklung, aber viele der dortigen Fabriken befinden sich im Besitz von Taiwanern. Zudem konnte Taiwan die Exporte von E-Bikes, die eine höhere Wertschöpfung als konventionelle Velos aufweisen, im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem Vorjahr selbst um spektakuläre 131 Prozent steigern.

Aufbruchstimmung in Taiwan

Auch bei der 15. Austragung der OEM-Messe Taichung Bike Week - nächstes Jahr geht diese vom 13. bis zum 16. Oktober über die Bühne - war diese Aufbruchstimmung deutlich zu spüren: Die insgesamt fast 500 einfach gehaltenen Stände in den drei Hotels Splendor, Tempus und Evergreen Laurel waren ausgebucht, und auf Seiten der Aussteller wie der Besucher wurde ein sattes Plus von je 15 Prozent registriert. Entsprechend gut war die Stimmung abends nach langen Tagen mit vielen Sitzungen - schließlich bedeutet jede dieser Sitzungen Aufträge und Umsatz. Als Global Marketing Director von Tektro/TRP zeigte sich Dirk Belling sehr zufrieden mit der Taichung Bike Week: „Wir hatten an den drei Tagen 118 Meetings - 28 Prozent mehr als vor einem Jahr.“

Damit sprach Belling vielen aus der Seele. Steve Fenton, Besitzer des Laufrad-Herstellers ProLite und Mitinitiator der Taichung Bike Week, betonte die Effizienz der Veranstaltung: „Mit Kosten von unter 5000 USD generiere ich hier an drei Tagen einige Millionen Umsatz.“

Fertigungsstätten im Umbau

Der Appetit der Fahrradindustrie in Taiwan ist so richtig geweckt. Das wurde vergangene Woche auch anlässlich einer viertägigen Medientour durch verschiedene Fabriken rund um Taichung deutlich. Die nötigen Investitionen werden allerorten getätigt, um den Anteil von E-Bikes an der Fertigung weiter zu steigern. Ob Rahmen- und Komponentenbauer oder Assemblage-Fabriken: Alle wollen sich ein anständiges Stück vom wieder wachsenden Kuchen sichern.

Der Rahmenbauer Sunrise fertigt am Hauptsitz in Taiwan bis zu 80 Prozent Rahmen für E-Bikes. Und liefert praktisch alle E-Bike-Rahmen aus Aluminium, die für Mittelmotoren von Bosch vorgesehen sind, gleich nach Europa zur Assemblage weiter. Im Vergleich zum Vorjahr wurde der Maschinenpark im Sunrise-Hauptquartier nochmals deutlich aufgestockt und eine neu erstellte Werkhalle bezogen, während die Aktivitäten in China markant reduziert wurden: Die Fabrik in Kunshan wurde abgestoßen, das Werk in der Region Shenzhen liefert inzwischen eher Rohrsätze und im Gravity Casting-Verfahren produzierte Rahmenteile an die Fertigungsstätten in Taiwan und Vietnam.

Beim Assemblage-Spezialisten Fritz Jou, dessen Fabrik technisch auf dem neusten Stand ist, will man das E-Bike-Geschäft schon im kommenden Jahr massiv ausbauen. „In diesem Jahr haben wir rund 30 Prozent E-Bikes und 70 Prozent konventionelle Velos zusammengebaut. Für kommendes Jahr streben wir ein Fifty-Fifty an, und der Anteil der E-Bikes wird weiterwachsen“, blickt Ute Huang voraus. Auch beim Federungsspezialisten X-Fusion spielen E-Bikes eine zentrale Rolle bei den Plänen, das Erstausrüstungsgeschäft im mittleren Preissegment deutlich auszubauen. Bis auf die Tauchrohreinheit fertigt X-Fusion inzwischen sämtliche Teile der Federgabeln unter dem eigenen Dach.

31. Oktober 2019 von Laurens van Rooijen
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