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Die Tapei Cycle Show fand zum ersten und vorerst letzten Mal im Herbst statt.
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Abschlussbericht

Taipei Cycle Show: Experiment misslungen, Patient lebt

Das Experiment mit dem Herbsttermin hat bei der Taipei Cycle Show gemischte Gefühle hinterlassen: Die Eckzahlen der 31. Austragung sehen auf den ersten Blick zwar erfreulich aus, sind aber wesentlich einer stärkeren Öffnung gegenüber Endverbrauchern verdankt. Die stärkere Positionierung der Messe aufs Erstausrüstungs-Geschäft hat somit nicht funktioniert.

Die Tapei Cycle Show fand zum ersten und vorerst letzten Mal im Herbst statt.An den Tagen mit Endverbrauchern füllten sich die Gänge sehr.An den Tagen mit Endverbrauchern füllten sich die Gänge sehr.

Als zweitgrößte Fahrrad-Fachmesse der Welt steht auch die Taipei Cycle Show vor der Herausforderung, trotz Internet als Informationsquelle und eigener Veranstaltungen der großen Hersteller eine Daseinsberechtigung zu behalten. Als Organisatorin der Messe setzte Taiwans Außenhandelskammer (TAITRA) für die nunmehr 31. Austragung auf eine zweigleisige Strategie: Mit der Verschiebung des Termins vom März auf Ende Oktober sollte einerseits die Bedeutung fürs Erstausrüstungs-Geschäft gesteigert werden. Andererseits setzte TAITRA unter dem Titel „Taipei Cycle +“ auf eine Stärkung der digitalen Schiene: In der Halle 3 des World Trade Centre stellten meist junge, einheimische Unternehmen Lösungen und Ideen zu den Themen Digitalisierung, Konnektivität und Internet of Things vor. Zudem diskutierten über 300 Teilnehmende im Rahmen der SwiCity-Konferenz Ansätze zur Fahrrad-Stadt der Zukunft.

Äpfel, Birnen und 50 Prozent Wachstum

Zahlen sind die harte Währung der Messemacher, und diese sehen auf den ersten Blick nicht einmal so schlecht aus für die diesjährige Austragung der Taipei Cycling Show: Die Anzahl gezählter Eintritte gab TAITRA mit 33.885 an. Das wäre im Vergleich zu 2017, als an drei Tagen 22.113 Fachbesucher gezählt wurden, eine spektakuläre Zunahme um rund 50 Prozent. Nur: 2017 waren Endverbraucher nur am Samstag zugelassen und wurden nicht mitgezählt. Dieses Jahr waren sie am Freitag und Samstag willkommen und gingen in die Statistik ein. Dazu passt, dass die Anzahl der internationalen Besucher gegenüber dem Vorjahr markant abnahm: Wurden 2017 noch 7.776 gezählt, waren es dieses Jahr nur noch 4.932 - oder 35 Prozent weniger. Das passt schon weit besser zum Eindruck, welche die Messe in der Nangang Exhibition Hall an den ersten beiden Tagen hinterließ. Die Anzahl der Aussteller gab TAITRA mit 1150 an, wobei nicht weniger als 120 Aussteller erstmals in Taipeh am Start waren - darunter im Pavilion von Conebi auch der deutsche Teile-Spezialist Reverse Components.

Erklärungsversuche

Eine Erklärung für diese Abnahme ist die Tatsache, dass die Taipei Cycle Show mit dem Oktober-Termin in Konkurrenz zur etablierten Taichung Bike Week trat. Diese verschob prompt ihren Termin ihrerseits von Mitte Oktober auf Ende September. Während nur wenige Hersteller wie Sram daraufhin auf einen Auftritt an der Taipei Cycle Show verzichteten, stellte diese Situation ausländische Besucher faktisch vor ein Dilemma: Sollten diese einen vollen Monat in Taiwan bleiben, innerhalb eines Monats zwei Mal die weite Reise nach Taiwan auf sich nehmen oder sich für eine der beiden Veranstaltungen entscheiden? Offensichtlich haben viele ausländische Fachbesucher sich gegen einen Besuch der Messe in Taipeh entschieden. Diejenigen, welche dennoch nach Taiwan reisten, stammten zu großen Teilen aus Asien. Auch die Vereinigten Staaten waren gut vertreten, während aus europäischer Sicht nur Deutschland auf Rang 8 und England auf Rang 10 den Sprung in die Top10 schafften.

Verstärkte Orientierung auf Asien und Pazifik

Der Versuch, die Messe wieder vermehrt im Erstausrüstungs-Geschäft zu verankern, muss somit als gescheitert betrachtet werden. Dazu passt, dass der Termin der nächsten Austragung der Taipei Cycle Show wieder auf Ende März verschoben wurde. Damit wird die Konkurrenzsituation mit der Taichung Bike Week entschärft - und die bewährte Funktion der Messe als Leitmesse für die indopazifischen und asiatischen Märkte wieder gestärkt. Das bedeutet allerdings auch, dass die Messe für Europa an Relevanz verliert - mit Ausnahme von europäischen Herstellern, die genau diese Märkte ins Visier nehmen. So waren dieses Jahr mit Thule und Basso zwei bekannte Marken erstmals in Taipeh am Start und von der Messe und den dort geknüpften Kontakten sehr angetan. Dass außer dem japanischen erstmals auch ein koreanischer Pavilion im Nangang Exhibition Center anzutreffen war, passt zur Stärkung der Positionierung der Messe in Asien.

Auch die Tatsache, dass dieses Jahr Endverbraucher erstmals an zwei Messe-Tagen willkommen waren und auch für den Demo Day aktiv umworben wurden, passt zu dieser Ausrichtung. Am Tag vor der eigentlichen Messe stellten beim Demo Day 25 Aussteller aus sechs Ländern (Taiwan, China, Korea, Singapur, Australien und dank Magura auch Deutschland) Produkte von insgesamt 40 Marken aus - im Vorjahr waren das noch 20 Aussteller und 30 Marken gewesen. Aber Branchengrößen wie Giant, Merida, Shimano oder Fox blieben auch der zweiten Austragung des Demo Day fern, die wie die Premiere auf dem Gelände der Hua-zhong Campsite am Ufer des Xindian-Flusses über die Bühne ging. Während sich bis zum Mittag erst knapp 700 Besucher für Testfahrten registriert hatten, zog der Event am Nachmittag trotz auffrischender Winde und drohenden Regens viele Endverbraucher an: Am Ende wurden gegen 1.000 registrierte Besucher gezählt, während es bei der Premiere rund 800 gewesen waren.

Zurück zum Bewährten als Erfolgsrezept?

Unterm Strich bleibt ein zwiespältiger Eindruck zurück: Seitens vieler Aussteller wurde die schwache Frequentierung an den ersten beiden Tagen bemängelt, als nur Fachbesucher zur Taipei Cycle Show zugelassen waren. Dazu passt die Abnahme der internationalen Besucher. Die kommunizierte, starke Zunahme der Gesamtbesucherzahlen dürfte vor allem auf Endverbraucher zurückzuführen sein. Angesichts des im Volumen begrenzten taiwanesischen Marktes ist dies kein Erfolgsrezept für eine Messe dieses Formats. Insofern ist die Rückkehr zum bewährten Datum im Frühjahr zu begrüßen. Es bleibt abzuwarten, ob in weniger als fünf Monaten mehr internationale Besucher den Weg nach Taiwan finden werden - und ob die Messe so ihre Funktion als zentrales Schaufenster für die indopazifischen und asiatischen Märkte behaupten kann. Schließlich hat die Messe Friedrichshafen mit der Asean Bike ein Konkurrenzformat ins Leben gerufen (velobiz.de berichtete), das bereits ein halbes Jahr früher über die Bühne geht und somit Distributoren und Einkäufern besser in den Kalender passen dürfte.

14. November 2018 von Laurens van Rooijen

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