Wirtschaftspressekonferenz in Berlin
VDZ-Chef Kunz mit kritischen Tönen in Richtung Industrie
Auch wenn beim Fahrradverkauf rein mengenmäßig im Vorjahr die Ergebnisse aus dem Jahr 2009 um 4 % verfehlt wurden, kam der Fahrradfachhandel im vergangenen Jahr beim Umsatz ungefähr auf Vorjahresniveau ins Ziel. Nach hohen Vorlagen aus dem Jahr 2009 (mit einem Plus von 6 %) und dem späten Saisonstart nach einem langen Winter sei dies durchaus positiv zu beurteilen, so der VDZ-Chef. Geholfen habe dabei das Geschäft mit E-Bikes, was zu ansteigenden Durchschnittspreisen geführt hätte. Auffällig seien auch die sehr unterschiedlichen Firmenkonjunkturen gewesen. „Während einige Unternehmen erhebliche Rückgänge zu verzeichnen hatten, konnten andere auch deutliche Zuwächse erzielen“, so Kunz.
Bewegung bei E-Bikes
Nicht wenige Handelsbetriebe hätte bereits 10 % und mehr ihrer stückzahlmäßigen Fahrradverkäufe mit E-Bikes erzielt, sagt Kunz. Man erwarte, dass dieser positive Entwicklungstrend weiter anhalte. Gleichzeitig merkte Kunz an, dass in SB-Märkten E-Bikes bereits schon deutlich unter 1000 EUR angeboten und verkauft werden. „Die Preisentwicklung zeigt einen leicht rückläufigen Trend“, so Kunz.
Das Geschäft mit Rennrädern gestalte sich bei nachlassender Nachfrage immer schwieriger und in der nördlichen Hälfte Deutschlands nehme der Absatz der Mountainbikes und anderer sportlich ausgerüsteter Räder ab, während im Süden die Umsätze in diesen Segmenten stabil blieben. Positiv hätten sich hingegen Trekking- und vor allem Cityräder entwickelt, was dafür spreche, dass immer mehr Bürger auch im Alltag aus Umwelt- und Kostengründen kürzere Wegstrecken mit dem Fahrrad bewältigen würden.
Kritik an den Lieferanten
In seinem Bericht ging Kunz auch auf die steigende Zahl der regionalen Messen und Hausmessen der Lieferanten ein. Kunz: „Der Fachhandel wünscht sich, dass die Lieferbereitschaft der Industrie vor allem bei ‚Trendprodukten’ auch über die ganze Saison hin verbessert wird. Das Erfordernis der frühen Vororder ohne realistische Nachordermöglichkeit belastet in zunehmendem Maße die Liquidität der Unternehmen. Das hat umso mehr Bedeutung, als die Produkte immer hochwertiger und damit teuerer werden und die Kapitalbindung in den Warenbeständen ständig zunimmt“.
Mit kritischen Augen betrachtete Kunz auch die steigenden Zahl der Regionalmessen: Diese stünden ja immer auch den Endverbrauchern offen. „Es gehen neben der Werbewirkung für das Fahrrad nicht selten auch Marktstörungen aus, wenn seitens der Aussteller, die nicht aus dem Handel kommen, an die Endverbraucher direkt verkauft wird“, gab Kunz zu bedenken.
Und eine weitere Sorge des Handels machte Kunz deutlich: „Auch scheint der Vormarsch großer, filialisierender Fachmärkte nun auch in der Fahrradbranche die Entwicklung im mittelständischen Fachhandel zu beeinflussen“.
Positiver Ausblick
Trotz dieser Einflüsse ist der VDZ positiv gestimmt, was die künftige Nachfrage nach Fahrrädern und die dazugehörigen Produkte und Dienstleistungen anbelangt: „Die zunehmend hochwertiger werdenden Produkte der Branche und der heraus resultierende Bedarf an fachlich qualifizierter Dienstleistung wird auch künftig dafür sorgen, dass der Fachhandel im Fahrradmarkt, anders als in vielen anderen Einzelhandelsbranchen, einen überdurchschnittlich hohen Marktanteil halten kann."
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