5 Minuten Lesedauer
VSF und Bico haben auf der Eurobike ihr neuestes Projekt "Die Fahrrad Akademie" vorgestellt. Die langfristige Absicherung des qualifizierten Fahrradfachhandels ist eines der Ziele der in Gründung befindlichen Gesellschaft.
i

Neugründung „Die Fahrrad Akademie“

VSF und Bico bauen Schulungsangebote massiv aus

Die weitere Professionalisierung des Fahrradfachhandels steht ganz oben bei den Zielen der neu gegründeten Fahrradakademie. Bico und VSF bündeln darin ihr gesamtes Schulungsangebot und öffnen es allen interessierten Fachhändlern.

Zwei Jahre ist es her, seit die Kooperation zwischen VSF und Bico vorgestellt wurde (velobiz.de berichtete) . „Jetzt sind wir so weit, dass wir ein gemeinsames Programm zeigen können“, erklärte während der erstmaligen Präsentation der Fahrradakademie auf der Eurobike VSF-Geschäftsführer Uwe Wöll. Dieses Programm verdient die Aufmerksamkeit des Handels, und zwar unabhängig von seiner Verbandszugehörigkeit: „Wir haben die Fort- und Weiterbildungsprogramme und die Schulungsprogramme für unsere Händler zusammengelegt.“ Was die beiden Handelsverbände bisher einzeln geleistet haben, wird künftig aus einer Hand kommen.

Dafür wurde beziehungsweise wird gerade eine eigene Gesellschaft gegründet: Die Fahrradakademie. Ziel sei es, dass sie in diesem Herbst fertig aufgestellt ist. Doch bereits jetzt steht der rechtliche Rahmen fest. Die zwei Gesellschafter, Bico und VSF, sind gleichberechtigt. Geschäftsführer dieser Akademie wird Stephan Fuchs, der sie von Marburg aus führen wird und seine Funktionen im VSF beibehält. Unterstützt in seinen Akademie-Aufgaben wird er von Bico-Mann Michael Welle. So soll die enge Zusammenarbeit zwischen Bico, VSF und all den eingebundenen Trainerinnen und Trainern, Schulungsanbietern und Beratern und nicht zuletzt den Händlern aufgenommen werden.

„Das ist keine Bico-VSF-Exklusivveranstaltung“

„Das Programm steht bereits. Wir haben es nun noch weiter ausgebaut“, erläuterte Wöll bei der Vorstellung den Anspruch. „Wir sehen es als eine unserer Kernaufgaben, die Händler für die Zukunft fit zu machen und zu befähigen. Dafür ist die Akademie genau der richtige Weg.“

„Wir wollen es richtig machen und wir wollen es breit machen“, ergänzt Bico-Geschäftsführer Jörg Müsse. „Die Zielgruppe ist der Fahrradfachhandel in der DACH-Region. Das ist keine Bico-VSF-Exklusivveranstaltung“, macht er deutlich. Bei der Begründung für diesen Schritt nennt er vergleichbare Argumente wie Wöll. „Wir denken, dass die Qualifizierung und Professionalisierung des Fahrradfachhandels existenzwichtig ist. Deswegen nehmen wir Verbände diese Aufgabe an, machen es aber nicht exklusiv für Mitgliedsbetriebe. Das wäre in unseren Augen nicht schlüssig und nicht zielführend.“ Alle Angebote werden bepreist sein. Es ist kein Geheimnis, dass die beiden Verbände ihre Mitgliedsbetriebe natürlich unterstützen. Auf Akademie-Ebene gibt es aber keine direkte Subventionierung. Indirekt gibt es sie natürlich schon, wenn Händler die Angebote der Akademie in Anspruch nehmen. Die Akademie als solche soll in absehbarer Zeit ein selbsttragendes Geschäftsmodell sein.

Industrie kommt mit ins Boot

„Ganz wichtig ist die Feststellung, dass die Fahrradwirtschaft ohne den Fachhandel auch für alle anderen nicht funktioniert. Darum braucht auch die Industrie den qualifizierten Fachhandel, deswegen nehmen wir sie mit ins Boot.“

Ganz konkret werden die „üblichen Verdächtigen“ angesprochen, die sich über verschiedene Levels engagieren können, das Spektrum reiche von „Unterstützer“ bis „Premium-Partner“, ergänzt Müsse. Bereits jetzt sei klar, dass von den großen Playern der Branche eine große Bereitschaft sichtbar sei, das Projekt zu unterstützen.

Alle bereits existierenden und funktionierenden Schulungsformate sollen in das Netzwerk der Akademie wo immer möglich mit eingebunden werden. „Eine Bosch- oder Shimano-Schulung wird es natürlich weiterhin geben, wir wollen da in keinen Wettbewerb treten, aber es wäre schön, wenn eine davon im Rahmen der Akademie stattfinden würde“, verdeutlicht Müsse. Ziel ist es, ein 360-Grad-Schulungsangebot zu bieten.

360-Grad-Angebote für alles, was der Handel braucht

Bei den konkreten Schulungsinhalten hat man sich vorgenommen, neben den bekannten Themen auch neue aufzunehmen. Beispiele sind von der Bundesagentur geförderte Programme für Quereinsteiger oder die Vorbereitung von Fahrradhändlern zur Sachkundeprüfung, um in die Handwerksrolle eingetragen zu werden und dann selbst ausbilden zu können. „Da ist noch viel Musik drin. Die Akademie wird ein zertifizierter Bildungsträger sein“, erklärt Müsse.

Bei den Formaten wird alles genutzt, was verfügbar, vorhanden und bewährt ist. Ob kleines Online-Tutorial, mehrtägiger Kongress bis zum Jahreskurs stehen je nach Sinn und Notwendigkeit alle Formen der Wissens- und Fähigkeitsvermittlung zur Wahl. Die Vermittlung einer technischen Information braucht andere Formate als der Deutschkurs, den es ebenfalls in der Akademie geben wird.

„Die Themen im Handel sind vielfältig und berühren sich stark, sodass der Anspruch ist, aus dem Alltag des Händlers heraus alle Themen anzubieten, die er braucht. Das ist Betriebswirtschaft, das ist Werkstatt, Verkauf, Digitalisierung, Marketing, rechtliche oder Führungsthemen“, sagt der künftige Geschäftsführer Stephan Fuchs. Deswegen ist ihm der Begriff des 360-Grad-Angebots wichtig, weil er den eigenen Anspruch unterstreicht. Doch bis dahin sind noch ein paar Schritte zu gehen. „Es werden noch nicht alle Angebote im November fertig sein. Das ist ein Prozess. Wir sind schon jetzt sehr weit und dabei, die bereits bestehenden Programme aufeinander abzustimmen. 2025 kommen wir dann mit einem Programm zu den Händlern. Das ist die Zielmarke“, erklärt Fuchs.

„Neben der Schulungs- wird es auch eine Beratungskomponente geben“, ergänzt Müsse. „Jedes Thema, das der Fahrradhändler im Tagesgeschäft oder darüber hinaus zu lösen hat, sollte entweder durch Qualifizierung oder Beratung über die Akademie lösbar sein. Das ist der Anspruch.“ Gemeint sind dabei Themen wie steuerliche Fragen, Rechtsberatung, Nachfolge und auch Erfa-Gruppen-Arbeit. „Es wird Erfa-Gruppen, organisiert in der Akademie, geben“, erklärt Müsse. „Wir haben uns also einiges vorgenommen.“

16. Juli 2024 von Daniel Hrkac
Velobiz Plus
Die Kommentare sind nur
für unsere Abonnenten sichtbar.
Jahres-Abo
115 € pro Jahr
  • 12 Monate Zugriff auf alle Inhalte von velobiz.de
  • täglicher Newsletter mit Brancheninfos
  • 10 Ausgaben des exklusiven velobiz.de Magazins
Jetzt freischalten
30-Tage-Zugang
Einmalig 19 €
  • 30 Tage Zugriff auf alle Inhalte von velobiz.de
  • täglicher Newsletter mit Brancheninfos
Jetzt freischalten
Sie sind bereits Abonnent?
Zum Login