Report - E-Bike-Helme
Was macht einen Helm zum E-Helm?
Vor dem Gesetz gelten Pedelecs (mit Unterstützung bis max. 25 km/h) als Fahrräder. Somit finden auch alle einschlägigen Verkehrsregeln entsprechend Anwendung. Eine Helmpflicht besteht für Pedelec-Nutzer also ebenso wenig wie für Radfahrer. Natürlich empfiehlt es sich aus Sicherheitsgründen dennoch, einen Helm zu tragen – unabhängig davon, ob man mit oder ohne elektrische Unterstützung unterwegs ist. Die Anforderungen an den Helm unterscheiden sich eigentlich nicht allzu sehr zwischen Pedelec-Nutzern und anderen Radfahrern. Die durchschnittlich etwas höheren Geschwindigkeiten und Beschleunigungswerte bei Pedelecs begründen technisch noch keine eigene Helmkategorie. Dennoch führen einige Anbieter spezielle Pedelec-Helme in ihrem Programm.
Optik
Pedelec-Fahrer haben – von E-Mountainbikern abgesehen – im Allgemeinen andere Ansprüche an ihre Helme als sportlich orientierte Radfahrer. Das gilt insbesondere für die Optik: Bei Pedelec-Helmen spielt ein stylisher Look durchaus eine größere Rolle als etwa bei Mountainbike-Helmen. Das lässt zumindest das Angebot an E-Bike-Helmen vermuten. Sofern die einzelnen Marken überhaupt eine eigene Kategorie für Pedelec-Helme führen, kommt es hier durchaus zu Überschneidungen mit dem Urban- oder Lifestyle-Segment. Denn auch mit E-Bike-Helmen werden fast ausschließlich City- und Trekking-Radfahrer angesprochen.
Von der technischen Ausstattung her nehmen sich die jeweiligen Helme nicht viel, unabhängig davon, ob sie als City- oder Pedelec-Modelle daherkommen. Im E-Bike-Segment wird der Sicherheitsaspekt häufig noch stärker betont als in anderen Bereichen, was sich bei den Helmen dann in einem größeren Schutzbereich am Nacken und an den Schläfen zeigt. Auf die Sichtbarkeit im Straßenverkehr wird ebenfalls großer Wert gelegt. So setzt beispielsweise die – wie Bell und Giro – zum Vista-Outdoor-Konzern gehörende Marke Bollé auf reflektierendes Material bei den Urban-Helmen. Spezielle Pedelec-Helme führt Bollé nicht.
Sichtbarkeit
Anders als Abus. Der deutsche Sicherheitsspezialist hat seinen E-Bike-Helm einfach gleich »Pedelec« genannt. Er setzt auf ein »rundes, dezentes Design mit tief heruntergezogenem Schläfen- und Nackenbereich«. Für die Sichtbarkeit sorgt hier ein integriertes LED-Rücklicht. Aufs gesehen werden kommt es auch beim Uvex City Light an. In diesen Urban-Helm sind insgesamt vier unter der Außenschale liegende LED-Bänder eingebettet – zwei blaue vorne und zwei rote hinten. Auch Uvex hat wie Bollé keine eigens ausgewiesenen E-Bike-Helme im Programm.
Limar bietet bei seinen Top-Helmen ein Zusatz-Feature an: Ein LED-Sicherheitslicht kann hinten auf dem Verstellsystem befestigt werden. Einige Modelle sind zudem mit reflektierenden Materialien ausgestattet. Das gilt jedoch nicht für die Helme aus der Urban/Skate-Kollektion von Limar, die als »ideal für E-Bike« beworben werden.
Die Norm
Der »Pedelec« von Abus erhält für die kommende Saison ein Update, das dann schlicht »Pedelec+« heißt. Entscheidender Unterschied zum Vorgänger-Modell ist, dass die neue Variante, die Anfang dieses Jahres eingeführte niederländische S-Pedelec-Norm NTA 8776 erfüllt. Diese Norm gilt allerdings – noch – nicht auf europäischer Ebene und damit auch noch nicht in Deutschland.
Dennoch haben auch einige andere Helmanbieter einen oder mehrere Modelle im Programm, die sich nach der niederländischen Norm richten. So führt Cratoni in der Saison 2018 innerhalb seiner Pedelec-Kategorie sechs Helme, von denen drei die niederländische Norm erfüllen. Zwei richten sich sogar nach der europäischen Motorradhelm-Norm ECE-R 22.05. Der Vigor, bereits 2015 mit einem Eurobike Award ausgezeichnet, ist nach beiden Normen zertifiziert. Zusätzlich erfüllt der neue C-Pure, den Cratoni in die Lifestyle-Kategorie einordnet, die NTA-8776-Norm. Die Grenzen sind also fließend.
MIPS
Die schwedische MIPS-Technologie in Helmen soll beim Aufprall die auftretenden Rotationskräfte dämpfen und somit das Gehirn besser schützen. Helmhersteller, die auf diese insbesondere häufig bei Kinderhelmen angewendete Technologie zurückgreifen, empfehlen die jeweiligen Erwachsenen-Modelle gerne auch für die Benutzung auf Pedelecs. Dazu gehört etwa der US-amerikanische Anbieter Nutcase, dessen Modell Metroride MIPS auch für Pedelec-Fahrer geeignet sei. Etwas klassischer im Design als die bunten Nutcase-Helme präsentiert sich der Urban-Helm Camden MIPS von Giro, der übrigens wie viele Stadthelme der anderen Anbieter ebenfalls über ein eingebautes Rücklicht verfügt.
Die Helmhersteller gehen das Thema E-Bike-Helm also unterschiedlich an. Eine technische Unterscheidung zwischen Pedelec- und »normalem« Fahrradhelm ist nicht notwendig. Viele Pedelec-Fahrer dürften ein passendes Modell unter den City- und Urban-Helmen der jeweiligen Anbieter finden. Für E-Mountainbiker ist ein handelsüblicher MTB-Helm erst recht ausreichend. Dass Marken wie Abus oder besonders Cratoni dennoch spezielle Pedelec-Helme im Programm führen, ist aus ihrer Sicht nichtsdestotrotz sinnvoll. Dabei geht es insbesondere um Marketingaspekte: E-Bikes sind nach wie vor im Trend. Das lässt sich auch auf E-Bike-Helme übertragen, ob sie nun darüber hinaus eine Existenzberechtigung als eigenständige Helmkategorie besitzen oder nicht.
Eine ähnliche Strahlkraft kann die niederländische S-Pedelec-Norm NTA 8776 erreichen. Sie hat zwar in Deutschland – noch – keine rechtliche Bedeutung. Ein Helm, der nach ihr zertifiziert ist, verspricht aber bereits einen besonderen Schutz. So lassen sich auch Normerfüllungen zu Marketingzwecken einsetzen. Denn gedacht ist die neue niederländische Norm ja eigentlich für S-Pedelec-Nutzer, die man in Deutschland jedoch weiterhin mit der Lupe suchen muss.
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