Roland-Berger-Studie:
Weltweiter Bike-Sharing-Markt soll kräftig weiter wachsen
rund 20 Prozent auf bis zu 8 Milliarden Euro ansteigen. Das dynamische Wachstum des Bike-Sharing-Marktes hat längst nicht nur große asiatische Anbieter auf den Plan gerufen, sondern ein regelrechtes Wettrennen ausgelöst. Die europäische Konkurrenz muss auf ihren Heimatmärkten zunehmend mit finanzstarken und global operierenden Wettbewerbern kämpfen.
"Bike-Sharing ist günstig, umweltfreundlich und für kurze innerstädtische Distanzen ideal – kein Wunder, dass es gerade in staugeplagten Metropolen boomt", sagt Roland-Berger-Experte Alexander Dyskin. Mit jeweils 2,3 Millionen, 1,7 Millionen und knapp 900.000 verfügbaren Leihrädern haben Peking, Shanghai und Shenzhen im weltweiten Ranking klar die Nase vorn, gefolgt von den europäischen Hauptstädten London (18.000), Paris (15.000) und Berlin (14.000).
Beflügelt wird die rasante Entwicklung durch die ungebrochen große Nachfrage nach kostengünstiger Mobilität und massive Investitionen: Über 3 Milliarden US-Dollar Risikokapital haben private Anbieter in jüngster Zeit aufgebracht, um nicht nur in China, sondern weltweit zu expandieren. Vor allem die asiatischen Marktführer, die im Gegensatz zu europäischen Anbietern freie, von festen Standorten unabhängige Systeme betreiben, drängen seit 2017 verstärkt auf den europäischen Markt. Lokale Marken geraten dadurch zunehmend unter Druck.
Konsolidierung: weniger Anbieter, mehr Nutzerfreundlichkeit
Das rasante Wachstum hat allerdings auch negative Aspekte. So sehen sich Bike-Sharing-Betreiber mit unerwarteten Verlusten durch gezielten Vandalismus konfrontiert. Andere Wettbewerber müssen wegen des Überangebots in einigen Städten einen ungeordneten Rückzug antreten. "Dass einige Anbieter wegen finanzieller Probleme wieder verschwunden sind, zeigt, wie angespannt die Atmosphäre im Markt ist", so Roland-Berger-Partner Schönberg. Er geht davon aus, dass sich der Markt in den nächsten Jahren konsolidieren wird, so dass pro Standort nur noch wenige, dafür qualitativ hochwertige Angebote verfügbar sein werden.
Was die verschiedenen Nutzungssysteme angeht, prognostiziert die Studie einen weiter steigenden Anteil freier Systeme. Sie kommen ohne feste Stationen oder Schlösser aus und Nutzer können über eine App an jedem Standort auf ein Fahrrad zugreifen. Um Diebstahl und Vandalismus bei dieser Art der Nutzung einzudämmen, rüsten immer mehr Anbieter ihre Räder mit GPS-Geräten aus.
Bike-Sharing als wichtige Schnittstelle im Mobilitätsmix der Zukunft
Wie die Studie zeigt, profitiert der Bike-Sharing-Markt vom global steigenden Umweltbewusstsein und dem Trend zur Sharing Economy. So zahlt eine wachsende Zahl an Nutzern lieber für die Dienstleistung Mobilität als für den Besitz des Fortbewegungsmittels. Dabei ist Fahrradfahren günstiger als ein Taxi oder eine Mitfahrgelegenheit und gleichzeitig flexibler als PKWs, die mehr Parkraum benötigen, oder öffentliche Transportsysteme, die nur festgelegte Strecken befahren. Weil sich die Nutzung eines Mietfahrrads außerdem gut mit anderen Verkehrsmitteln kombinieren lässt, besetzt Bike-Sharing in einem wachsenden Ökosystem verschiedener Nutzungsangebote und Mobilitätsdienstleistungen eine wichtige Schnittstelle. Der Nutzer kann etwa für die Langstrecke den Zug wählen und die letzten drei Kilometer dann via Fahrrad am PKW-Stau vorbei an sein Ziel gelangen. Bestenfalls bucht er alle Fahrten im Vorfeld bequem über eine einzige App.
"Wer in diesem hart umkämpften Markt bestehen will, muss ein dichtes Netzwerk und einen benutzerfreundlichen Zugang bieten – von der Kundeninformation bis zur Bezahlung über das Smartphone, egal für welchen Service", fasst Tobias Schönberg die Entwicklung zusammen. "Die Vernetzung mit anderen Verkehrsmitteln wird für Bike-Sharing-Angebote dabei immer wichtiger."
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