Fairnamic-Chef Stefan Reisinger:
„Wir erwarten eine starke Eurobike“
Für zahlengetriebene Journalistinnen und Journalisten gab es reichlich Input, um einen Eindruck über die wirtschaftliche Strahlkraft der Fahrradbranche in Deutschland bekommen.
Wassilis von Rauch stellte dabei Zahlen aus der kürzlich vorgestellten Studie „Die Fahrradwirtschaft und der Wirtschaftsfaktor Fahrrad in Deutschland 2019 bis 2023“ (velobiz.de berichtete) des Transportation Think Tanks T3 vor. Die markantesten Eckdaten daraus: Es werden 207.000 Arbeitsplätze durch die Branche gesichert, 284.000 Beschäftigte sind es gar im Fahrradtourismus bei insgesamt 47 Milliarden Euro Umsatz. Die Fahrradbranche konnte sich 2023 trotz schwieriger wirtschaftlicher Gesamtlage auf einem hohen Niveau konsolidieren. Beschäftigungszahlen und Umsatz stiegen leicht an, Dienstleistungen und Services warten gar mit 23 % Umsatzwachstum auf.
Zahlen zum Leasingmarkt
Spannende Zahlen hatte von Rauch zur Entwicklung des Leasingmarktes in Deutschland mitgebracht, die aus einer mit Deloitte erstellten Studie stammten. Die wichtigsten Kernerkenntnisse: Seit 2019 konnte die Branche Umsatzzuwächse von durchschnittlich 46 % erzielen und somit 1,9 Mio. Diensträder in den Markt bringen. Damit wurde das Dienstradleasing-Angebot 2023 von ca. 10 % der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bereits angenommen. Der Durchschnittspreis der Diensträder liegt um 1700 Euro über dem Marktdurchschnitt bei 3 500 Euro pro Rad. Grund dafür ist das Zurückgreifen auf höherwertigere Räder und hochqualitative Pedelecs. Der Point of Sale ist dabei zu 88 % der Fachhandel. Dieser Wert liegt über dem Durchschnitt der stationären Verkäufe im Gesamtmarkt, der lediglich 75 % beträgt. Das größte Potenzial sieht die Studie aktuell im KMU-Segment bei Unternehmen unter 50 Mitarbeitenden.
Aufholjagd der Branche
Burkhard Stork hatte erste Marktzahlen für das Jahr 2024 im Gepäck. Da diese sich nur auf die ersten vier Monate des laufenden Jahres beziehen, können diese allenfalls als erster Trend herhalten. Fest steht jedoch, dass die herausfordernde Weltmarktlage sich in den vom ZIV erhobenen Zahlen niederschlägt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden mit 1,23 % minimal weniger E-Bikes verkauft, dafür ist der Rückgang bei den Fahrrädern mit 19 % durchaus signifikant. Zum Dauerthema Lagersituation in der Fahrradbranche gab Stork ebenfalls Auskunft. Die angespannte Lage zeige sich auch bei der Lagerhaltung, doppelt so viele Fahrräder und E-Bikes wie in normalen Jahren lägen laut Stork im Handel und bei Herstellern auf Lager. Nicht verwunderlich ist die damit einhergehende Zurückhaltung in der Produktion. Zur Relativierung der Zahlen merkte Stork an, dass sich alle Zahlen weiterhin über dem Vor-Corona-Niveau bewegen. Für 2025 geht Stork von einer Trendwende aus. Die detaillierten Marktzahlen für die Monate Januar bis April 2024 stellt der ZIV auf seiner Website zum Download zur Verfügung.
Bike-Daten der Deutschen Bahn
Abgerundet wurde die Pressekonferenz durch eine Präsentation von Cornelius Kiermasch, Bereichsleiter Shared Mobility bei der Deutschen Bahn und Michael Eckenweber, Leiter DB SmartCity. Sie haben mit der Rad+-App und der Abkehr vom Free Floating System in Berlin viele Erkenntnisse sammeln können. Viele Maßnahmen, die die DB aktuell unterstützt, helfen Städten und Kommunen bei der effektiven Radverkehrsplanung. Mit der Rad+-App erhalten Kommunen datenbasiert ein detailliertes Bild über die Radnutzung in ihrer Kommune und können damit z.B. ihre Fahrradwegeplanung optimieren. Radelnde erhalten gleichzeitig einen Anreiz zur Nutzung, denn sie können „erradelte“ Kilometer in Prämien umwandeln, beispielsweise bei teilnehmenden Geschäften vor Ort. Die App wurde schon über 160 000 mal heruntergeladen und hat z.B. in Berlin bereits mehr als 12 Mio. Rad-Kilometer generiert. Auch Call a Bike, das DB Bikesharing, sieht in Berlin großes Potenzial für die Entwicklung der Radnutzung und des Radverkehrs.
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