„Wir wollen die Spezi modernisieren“

Die einzigartige Messe für das Spezialrad wird es weiterhin geben, aber nicht mehr in Germersheim und nicht mit identischem Konzept. Die 25. Ausgabe findet in Lauchringen statt, einem 8.000-Einwohner-Ort an der Grenze zur Schweiz, etwa 60 Kilometer östlich von Basel. Veranstalter ist erstmals der Liegeradhersteller Wolf & Wolf velobiz.de berichtete , seit 2016 Aussteller auf der Spezi. „Wir waren selbst überrascht, als Hardy Siebecke uns fragte, ob wir die Spezi weiterführen wollen“ sagt Franz Furmaniak, der bis 2016 bei einem Komponenten-Hersteller gearbeitet hat und seitdem beim Messeveranstalter ist. „Aber wir dachten sofort: Die Spezi muss es einfach weiter geben.“

Im Frühjahr 2022 hatte Wolf & Wolf im alten Industrieareal Lauffenmühle ein kleines Messe-Event erfolgreich ausgetragen. Diese Erfahrung war sicher eine Grundvoraussetzung, sich an die Spezi zu trauen. Dazu kommt der Zuspruch der Aussteller: „'Egal was ihr macht, wir sind dabei!' meinten viele der Angesprochenen sofort“, erinnert sich Florian Wolf, einer der beiden Unternehmensgründer. So waren Mitte Januar 2023 satte 80 Prozent der ursprünglichen Ausstellungsfläche in Germersheim bereits verteilt. Bislang sind 80 Aussteller angemeldet, davon 20 mit Spezi-Premiere. Das darf man schon jetzt als großen Erfolg für eine Messe ansehen, die erstmals an einem neuen Ort und von einem neuen Aussteller ausgetragen wird. „Trotzdem warten natürlich einige bisher noch ab und entscheiden spontan. Startups erhalten übrigens 20 Prozent Rabatt.“

Weniger speziell, mehr mobil

„Wir wollen die Spezi modernisieren“, sagt Furmaniak. Das bedeutet beispielsweise konzeptuell, den Fokus nicht nur auf das Spezialrad als Kategorie zu legen, sondern auch noch mehr auf Mobilität als das bisher schon der Fall war. So dürfen Besucher 2023 ein breites Spektrum an Produkten rund um Mobilität und Spezialrad freuen. Dazu kommt laut Gabriel Wolf auch ein großer eigener Cargo-Bereich. „Auch die Liegeradhersteller haben sich in den letzten Jahren verstärkt auch auf dieses Segment schauen“, erklärt er. „Viele neue Lösungen erwarten uns da.“

Industrie-Kultur meets Radkultur

Der Standort selbst hat großes Potenzial: Das Gelände eines ehemaligen Textilwerks mit insgesamt 7,5 Hektar Fläche wurde 2020 von der Gemeinde Lauchringen übernommen. Hier soll eine Achitektur für Wohnen und Arbeit, Kunst und Kultur entstehen, Wolf & Wolf ist bereits Teil davon. Für die Messe kann der Veranstalter eine einzelne Halle mit satten 5.500 Quadratmetern nutzen. „Wir bringen leicht alle Aussteller in dieser Halle unter, was das Ganze schon einmal räumlich deutlich einfacher macht als in Germersheim“, sagt Florian Wolf.
Die Teststrecke, ein ganz wesentliches Element der Spezialrad-Messe, wird Ende April auf dem Gelände selbst angelegt sein. Beim Testen verlässt man also die Lauffenmühle nicht, man kann auf einer Runde von 700 Metern Länge Räder ausprobieren. „Da gibt es wegen räumlicher Trennung auch keine Konflikte mit Standbesuchern“, so Florian Wolf, „und die Stände sind direkt an den Parcours angeschlossen.“ Für tiefer gehende Testeindrücke kann man auch auf eine externe Strecke wechseln. Die misst etwa 1.500 Meter und bietet kleine Steigungen. Wie bei der Spezi gewohnt, wird es auf dem Areal auch Vorträge und ein Erfinderlabor geben.

Radkultur und Esskultur

Wolf & Wolf sieht sich auch als Förderer der Radkultur – und das nicht erst seit der Eröffnungsfeier seiner Lauchringer Werkstatt: Das Unternehmen veranstaltet zusammen mit einer Schule vor Ort Alpenüberquerungen für Schüler. Die Räder bauen die Schüler zuvor bei Wolf & Wolf selbst auf. Hat sich die Après-Messe in Germersheim nach 18.30 über die Kleinstadt und das Umland verteilt, soll das Samstagabendprogramm nun bis 23.00 Uhr im Areal stattfinden. Man will für die Szene da sein und beste Voraussetzungen für Networking und Tech Talk schaffen. Logisch erscheint daher auch das Catering in das Veranstaltungsareal zu verlegen. Für dieses kulinarische Angebot sind Wolf & Wolf mit mehreren Vereinen im Gespräch. Eventuell werden auch noch Foodtrucks bereitstehen.

Spezi goes digital

Auch in puncto Übernachtung wurde man aktiv: Im Low-Budget-Sektor wird es Schlafsack-Übernachtungsmöglichkeiten in einer Gemeindehalle und eine Zeltwiese geben. „Außerdem bestehen im Umkreis viele Airbnb-Angebote“, so Gabriel Wolf. „Und wer die Hochrheinbahn Richtung Basel nimmt, hat eine große Auswahl an Unterkunftsmöglichkeiten an der Strecke über Waldshut, Laufenburg, Bad Säckingen und anderen Orten in der Nähe.“
Viel Wert legt man bei Wolf & Wolf auch auf die digitale Kommunikation des Angebots. Die Homepage der Spezi wurde gerade neu aufgesetzt; schon deren Startseite weist auf Veränderungen hin: „Die Spezi ist Festival, Treffpunkt und Messe zugleich“, lautet der erste Satz. Auch der verstärkte Fokus auf Mobilität kommt auf der Seite anschließend zum Ausdruck.
„Ganz wichtig war uns das Ticketing“, so Gabriel Wolf. Wer sich an die morgenlichen Schlangen vor der Germersheimer Stadthalle erinnert, kann dies nachvollziehen. Aber auch grundsätzlich ist es sinnvoll, dass auch die Spezi zeigt, dass sie kommunikationstechnisch auf der Höhe der Zeit agiert.

Die Spezialradmesse findet am 29. und 30. April 2023 in Lauchringen statt, das Tagesticket kostet 12, die Zweitageskarte 20 Euro. Karten: www.spezialradmesse.de