Wo haben Händler das größte Potenzial in der Werkstatt?

Michael Wild, Paul Lange:

Potenzial liegt oft im Schaffen und Einhalten von Prozessen inklusive einer entsprechenden Raumaufteilung und wohlüberlegter Logistik. Bei oft knapper Personalausstattung spielt die Standardisierung von Abläufen eine große Rolle, zum Beispiel auch die effiziente Nutzung von Lagerkapazitäten. Außerdem ist die IT-Infrastruktur des Betriebs entscheidend, zu der der Werkstattbereich Zugang haben sollte und die die Tools für eine korrekte und nachvollziehbare Kalkulation der Abläufe bereitstellt. Faktoren, die bei der Planung berücksichtigt werden sollten, sind die Einbindung des gesamten Teams und gegebenenfalls externer Experten, die offene Stärken/Schwächen-Analyse und eine Budgetplanung, die die Langfristigkeit der Investitionsentscheidung reflektiert.

Ingo Witte, VSF:

Die meisten Händler haben das größte Potenzial in der Ordnung und in den Abläufen. In der Ordnung erlebe ich immer wieder, dass viel gesucht wird, was enorm Zeit verbrennt. In den Abläufen gilt das auch. Wir schulen etwa, was man bei der Dialogannahme macht und möglichst vor Reparaturbeginn alles abspricht. Wenn sich doch Rückfragen ergeben, kostet das ebenfalls kostbare Mechanikerzeit in der Werkstatt. Einrichtungsmäßig sind viele Werkstätten ganz gut ausgestattet. Da hat noch keine Werkstatt versagt. Das Erste, was sie immer haben, ist das ganze coole Werkzeug. Bei der Gestaltung der Werkbänke kann man sich als Werkstattmitarbeiter dennoch täglich Gedanken machen. Man sollte sich notieren, wofür man besonders lange braucht und für diese Dinge Lösungen überlegen.

Moritz Vock, Grofa:

Leider wird die Fahrradwerkstatt von vielen Händlern oft als notwendiges Übel angesehen.
Mit der richtigen strukturellen Ausrichtung kann aus der Werkstatt jedoch ein rentables Profitcenter werden.
Die Basis für eine gut funktionierende Werkstatt ist die Betriebseinrichtung, diese legt den Grundstein für die grundlegenden Strukturen, wie zum Beispiel Verkürzung der Laufwege oder an Arbeitsvorgänge angepasste Arbeitsplätze.
Dadurch lässt sich nicht nur die Produktivität in der Werkstatt steigern, sondern zusätzlich die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen.
Zusätzlich kann durch eine ordentliche und aufgeräumte Werkstatt die Qualität des Unternehmens nach außen getragen werden und es können höhere Arbeitswertpauschalen angesetzt werden. Welcher Mechatroniker arbeitet schon gerne in einer unaufgeräumten Umgebung, bei der man mehr Zeit mit Suchen als mit Schrauben verbringt?
Die Werkstatteinrichtung bildet die Grundstruktur und muss nicht nur schön aussehen, sondern vor allem in der Praxis funktionieren. Oftmals ist es zielführend (sofern genügend Platz vorhanden), Spezialarbeitsplätze einzurichten, wie etwa einen Zentrierplatz, einen Platz für schmutzige Arbeiten (Metallbearbeitung etc.) und Arbeitsplätze für Neuradmontagen oder Schnellreparaturen.
Jeder Arbeitsplatz sollte genau auf die dort zu verrichtenden Arbeiten zugeschnitten sein, da man so nicht nur die Kosten bei der Einrichtung reduzieren kann, sondern auch die Effizienz und die Sauberkeit in der Werkstatt steigert. Sinnvoll sind dazu auch ausreichend Lagermöglichkeiten für Ersatzteile direkt in der Werkstatt. Dadurch kann das Werkstattpersonal in der Werkstatt bleiben und muss nicht für ein kleines Ersatzteil in den Verkaufsraum rennen.