Produktionsstart in Zirndorf:
Metz lässt den Moover losrollen
Die fränkische Traditionsmarke Metz hat bewegte Zeiten hinter sich. Nach der Insolvenz 2014 wurde das 1938 gegründete Unternehmen aufgeteilt: Das Geschäft mit den Fernsehern wanderte als Metz Consumer Electronics in chinesische Hände. Den Unternehmensbereich Metz Mecatech, bekannt vor allem für eine Blitzgeräte, rettete hingegen der Fürther Unternehmer Wilhelm Daum, im Fahrradmarkt auch bekannt als Entwickler und Hersteller von E-Bike-Antrieben.
Mit Blitzgeräten ist Metz nach eigenen Angaben Marktführer in diesem Segment. Doch der Markt für hochwertige Fotokameras und damit für Blitzgeräte ist in Zeiten von iPhone & Co. rückläufig. Noch werden bei Metz im vor den Toren Fürths gelegenen Zirndorf täglich rund 300 Blitze in Preislagen zwischen 100 und 500 EUR montiert, doch die Zukunftsaussichten für dieses Marktsegment sind nicht sonderlich vielversprechend.
Daneben ist Metz Mecatech nicht nur unter eigener Marke als Hersteller tätig, sondern fertigt beispielsweise für verschiedene Autohersteller Spritzgussteile und ist in der SMD-Branche, also in der Bestückung von Leiterplatten, als Großserienfertiger tätig. Beide Bereiche sind übrigens Erbstücke der inzwischen ausgegliederten Fertigung von Unterhaltungselektronik.
Ab 15. März will das Unternehmen nun mit der Auslieferung der ersten E-Roller ein neues Kapitel in seiner bewegten Firmengeschichte starten. Seit wenigen Tagen fertigen sieben Mitarbeiter am Metz-Standort Zirndorf den jüngsten Zugang im Produktportfolio. Das Prädikat „Made in Germany“ soll sich jedoch nicht nur auf die Montage in Deutschland beziehen: Auch bei den zugekauften Bauteilen, wie etwa dem lackierten Stahlrohrrahmen, wurden soweit möglich Lieferanten aus dem inländischen Umfeld bevorzugt.
Alternative zum E-Bike
Die Kernzielgruppe für den Moover definiert Metz mit Menschen, die für kurze Strecken im urbanen Verkehr eine kompakte Alternative zum E-Bike suchen. Nachdem der Tretroller einmal mit dem Fuß angeschubst wurde, kann per Daumenschalter der E-Motor zugeschaltet werden, der das Gefährt auf bis zu 20 km/h beschleunigt. Das funktioniere übrigens auch in engen Röcken und mit hohen Absätzen gut, wie Metz einen geschlechterspezifischen Vorteil gegenüber Pedelecs betont. Mit dem eingebauten 210Wh-Akku bietet der Tretroller eine Reichweite von ca. 15 bis 20 Kilometer.
Ein weiterer Vorteil des wendigen und faltbaren E-Tretrollers sei, dass er nicht nur auf Radwegen benutzt werden könne, sondern auch auf Gehsteigen und in Fußgängerzonen. Die entsprechende rechtliche Lage sei von Metz geklärt; bei eventuellen Diskussionen mit der Polizei soll die Moover-Card, eine Erklärung der rechtlichen Konformität im Scheckkarten-Format, dem jeweiligen Moover-Kunden eine Argumentationshilfe leisten.
Weitere vielversprechende Zielgruppen für den Moover sieht Metz bei Besitzern von Wohnmobilen und Yachten sowie gewerblichen Nutzern, etwa für den Werksverkehr oder im Tourismus.
Hochgesteckte Ziele
Bei Metz setzt man große Hoffnungen auf die Expansion in das neue Marktsegment Mikromobilität. Das unterstreichen auch die erwarteten Absatzzahlen: Rund 10.000 Moover mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 1995 EUR will der Elektronikspezialist noch in diesem Jahr absetzen. Metz-Geschäftsführer Lauri Jouhki betonte bei einer Präsentation des Moover vor wenigen Tagen in Zirndorf, dass der Fahrradhandel in den Vertriebsplänen des Unternehmens eine zentrale Rolle spiele. Allerdings wird auch kein Geheimnis daraus gemacht, dass Metz mit seinem E-Roller auch den direkten Vertriebskontakt zum Endkunden sucht, zunächst mit Hilfe von Amazon, später auch mit einem eigenen Webshop.
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