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In Kanada werden ehrgeizige Pläne geschmiedet

Cannondale wandert unter das Dach von Dorel

Der kanadische Mischkonzern Dorel, bereits Inhaber der Marken Schwinn, GT und Mongoose, hat heute morgen Cannondale samt Bikewear-Anbieter Sugoi für stolze 200 Mio. USD übernommen. In einer Pressekonferenz haben die Kanadier später am Tag ihre ehrgeizigen Pläne offenbart: Nicht weniger als die Marktführerschaft in der Zusammenarbeit mit dem Fachhandel ist das Ziel – weltweit.

Bereits im vergangenen Jahr machten Gerüchte die Runde, dass der kanadische Dorel-Konzern ein Interesse an Cannondale habe. Schon damals wurden die Gerüchte von Cannondale gegenüber velobiz.de nicht dementiert. Nun ist es also passiert: Für einen Betrag zwischen 190 und 200 Mio. USD (die genaue Höhe hängt von Cannondales nächstem Jahresergebnis ab) wird der Bike-Anbieter samt Textil-Tochter Sugoi vom Investment-Unternehmen Pegasus an die Kanadier verkauft. 2003 legte Pegasus für den damals insolventen Fahrrad- und Zubehör-Anbieter (allerdings noch ohne Sugoi) 58 Mio. USD auf den Tisch.

Neue Division für Premium-Marken

In Kanada werden nun ehrgeizige Pläne geschmiedet: „Dorel erkennt die Bedeutung und das Potenzial des Fachhandels und übernimmt Cannondale als ersten Schritt auf dem Weg, der weltweit wichtigste Lieferant in diesem Segment zu werden“, wird Dorels CEO Martin Schwartz in einer Pressemitteilung zitiert. Umgesetzt werden soll diese Strategie unter anderem mit einer neuen Division, in der Cannondale, Sugoi und auch GT unter ein Premium-Dach wandern sollen. Fahrradanbieter Pacific Cycle, unter dessen Obhut die Marken Schwinn und Mongoose sowie bisher auch GT angeboten wurden, soll im Gegenzug zum Spezialisten für die amerikanischen Mass Merchants, also den SB-Handel a la Wal-Mart, umgebaut werden.

Cannondale sei nur „der erste Schritt“ an die Spitze der Premiumanbieter im Fahrradmarkt, wie es bei Dorel weiter heißt. Die „beträchtlichen Ressourcen“ von Dorel (Jahresumsatz: 1,8 Milliarden USD) sollen der neuen fachhandelsorientierten Premium-Gruppe zu deutlichem Wachstum verhelfen. Cannondale sei das „Kronjuwel“ in dieser Gruppe, Dorel macht aber kein Geheimnis daraus, dass weitere Übernahmen in diesem Segment geplant sind.

Personelle Veränderungen

Die Neuordnung von Dorels Aktivitäten im Fahrradmarkt bringt auch einige personelle Änderungen mit sich: Jeff Frehner, der bisher als Präsident die Aktivitäten von Pacific Cycle leitet, wird neuer Präsident der Premium-Gruppe um Cannondale. Cannondale selbst wird dabei weiterhin von Matt Mannelly als Präsident und CEO gelenkt. Frehners frei werdenden Posten bei Pacific Cycle übernimmt Alice Tillett, die dort schon als Vice President den Vertrieb an Mass Merchants verantwortete.

Ambitionierte Ziele auch in Europa

In einer Pressekonferenz gab das Management von Dorel heute weiter Einblick in seine Pläne mit Cannondale. So erhoffe man sich vor allem auch auf dem europäischen Markt deutliche Wachstumsmöglichkeiten mit den vereinten Kräften von Cannondale, Sugoi und GT. GT soll dabei von der besseren Vertriebsinfrastruktur Cannondales profitieren. Gleichwohl sei das eine Situation, die nicht übergreifend für Europa gelte, sondern individuell von Land zu Land bewertet werden müsse.

Die Ziele sind auch in Europa ambitioniert: Dorel-Präsident Martin Schwartz zog in der Pressekonferenz Parallelen zur Kinderausstattungsbranche, wo die Kanadier u.a. mit Maxi Cosi zu den Marktführern auch in Europa zählen. Beide Branchen, Fahrräder und Kinderausstattung, seien auf Handelsebene ähnlich gestrickt, wie Schwartz weiter erklärte. Die Erfahrung, die sein Unternehmen in der Zusammenarbeit mit dem Fachhandel besitze, soll auch die Aktivitäten im Fahrradmarkt voran treiben. Neben der eigenen Erfahrung habe Dorel zudem mit Cannondale „eine Menge sehr fähiger Leute“ übernommen. „Unser Ziel ist, ein Unternehmen von Weltklasse-Format aufzubauen, bei dem die Fachhändler einkaufen wollen“, sagte Schwartz.

Fachhandel im Visier

In den USA sieht sich Dorel nach der Übernahme von Cannondale als Nummer 3 im Fahrradmarkt hinter Trek und Specialized. Dass das Ziel lautet, die beiden zu überholen, scheint in Kanada klar definiert zu sein. Die „Diversifizierung weg von den Mass Merchants“ sei dabei eine gute Sache für Dorel, so Schwartz. Seine klare Ansage an den Fachhandel: „Sie werden Cannondale nicht bei Mass Merchants sehen.“

Der Umsatz von Cannondale im Geschäftsjahr 2007 wird von Dorel mit 200 Mio. USD beziffert. Rund 17 % davon soll Bike- und Runningwear-Anbieter Sugoi beigesteuert haben. Der Anteil Sugois am Gesamtkaufpreis sei gleichwohl höher gewesen: „Es ist teuer, sich im Bekleidungsmarkt einzukaufen“, sagte Schwartz in der Pressekonferenz. Den Gesamtumsatz in Europa von Cannondale und Sugoi bezifferte Schwartz mit 80 Mio. USD.

4. Februar 2008 von Markus Fritsch

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