Gesprächsrunde im EU-Parlament
Brüssel: Lastenräder sind wirtschaftliche und ökologische Problemlöser
Was viele Verbraucher und Unternehmen noch immer nicht wissen ist: etwa 50% aller städtischen Warentransporte könnten per Fahrrad durchgeführt werden. Noch gravierender ist das Potenzial bei der Einkaufsfahrt zum nächstgelegenen Supermarkt: 90% dieser Fahrten können problemlos mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.
Diese beiden Zahlen verdeutlichen die Kernaussagen, die den Europäischen Institutionen und Wirtschaftsvertretern aus Logistik –und Fahrradindustrie bei der Gesprächsrunde vergangenen Mittwoch im EU-Parlamentsgebäude in Brüssel vorgestellt wurden.
Die auf Einladung des grünen Europaabgeordneten Michael Kramer und vom Europäischen Fahrrad-Verband (ECF) organisierte Veranstaltung suchte nach praxisnahen Möglichkeiten, um das Lastenfahrrad zu einem auch ökonomisch erfolgreichen Geschäftsmodelle zu entwickeln. Neben politischen Schwergewichten wie Mark Major, Beauftragter für nachhaltige urbane Mobilität der
Europäischen Kommission waren auch Geschäftsführer aus der Fahrradindustrie sowie Vertreter der Logistik-Branche zugegen.
Mark Major verdeutlichte die Notwendigkeit nationale Rahmenbedingungen zu definieren und betonte, dass urbane Logistik ein zentrales Element nachhaltiger Stadtmobilität ist. „Obwohl städtische Logistik einen immensen Einfluss auf das wirtschaftliche Leben hat, wird die Thematik häufig vernachlässigt. Die Städte müssen verstehen, dass die Schaffung besserer Zugangsbedingungen der Nährboden für neue Geschäftsmodelle ist.“ Die Kommission arbeitet derzeit an Empfehlungen für städtische Zugangsbestimmungen. Diese sollen im kommenden Jahr veröffentlicht werden.
Fallstudien von DHL Express
Erfolgreiche Fallstudien konnte DHL Express mit ihren Pilotprojekten in verschiedenen europäischen Städten präsentieren. Arne Melse, OPS Field Support Spezialist, dazu: „Das Radfahren im innerstädtischen Bereich spart Zeit und Geld, deshalb plant DHL die Pilotprogramme auf weitere Städte und Länder auszuweiten. Allein in den Niederlanden liegen wir aktuell bei 33 Lastenradtouren in 19 verschiedenen Städten. In Athen, Luxemburg, Wien und Mailand wurden neue Pilotprogramme aufgelegt.“ Und wie funktioniert es? „Kostenreduzierung, weniger Stress für die Mitarbeiter, Zeit- und Distanzersparnis – all dies sind wirtschaftlich tragfähige Argumente, die dazu führen unser Engagement auszubauen.“ Melse verdeutlichte, dass Lieferungen per Fahrrad bessere Geschäfte bedeuten: DHL spart rund 20.000 km pro Fahrrad durch den leichteren Zugang in den Städten im Vergleich zum LKW. Auch die öffentliche Wahrnehmung hat sich völlig verändert: „Unsere großen gelben Lieferwagen waren nicht sehr beliebt, aber jetzt werden unsere Kuriere sogar extra angehalten, um mit den Lastenrädern Fotos zu machen“, schloss der DHL-Vertreter.
Fahrradindustrie zeigt Flagge
Auch die Fahrradindustrie war in Brüssel prominent vertreten. Sowohl Raymond Gense, Leiter Zukunftstechnologien und Öffentlichkeitsarbeit der PON Bicycle Group, als auch Moreno Fioravanti, Präsident von COLIBI und Vertreter für die ACCELL Group und EBMA (European Bicycle Manufacturers) diskutierten beim Runden Tisch mit.
In seiner Funktion sagte Fioravanti: „COLIBI vertritt 600 Unternehmen mit über 60.000 Arbeitsplätzen in der Fahrrad- und Zubehörproduktion in über 20 EU-Ländern. Wenn wir durch die bisherigen Erfahrungen der DHL die richtigen Geschäftsmodelle entwickeln und Pilotprogramme in ausgewählten Märkten starten, können wir zeitnah mit der Massenproduktion starten.“
Gense pflichtete bei: „Ob Pilotprogramme, Koordinierung der nationalen und Lokalen Zugangsbestimmungen und / oder technische Anforderung für die Fahrradproduktion – alle Beteiligten und die rechtlichen Voraussetzungen müssen miteinander in Einklang gebracht werden.“
Gense pflichtete bei: „Ob Pilotprogramme, Koordinierung der nationalen und Lokalen Zugangsbestimmungen und / oder technische Anforderung für die Fahrradproduktion – alle Beteiligten und die rechtlichen Voraussetzungen müssen miteinander in Einklang gebracht werden.“
Dr. Randy Rzwenicki, Projektleiter von CycleLogistics, erläutert: „In den letzten drei Jahren haben wir mit CycleLogistics eine Plattform geschaffen, die viele Projekte initiierte, um das Bewusstsein für nachhaltigen Warentransport zu erhöhen. Diese Diskussionsrunde im EU-Parlament zeigt, dass wir ein Umdenken geschafft haben in Bezug auf den Warentransport mit Fahrrädern im innerstädtischen Bereich.“
Das Projekt findet Ende April seinen Abschluss im Rahmen des International Cargo Bike Festivals am 12./13. April in Nijmegen. Zeitgleich wird dort auch die „European Cycle Logistics Federation“ (ECLF) formal gegründet.
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