Eine Sorge mehr für die Fahrradindustrie:
Chinas Wanderarbeitern vergeht zunehmend die Lust am Wandern
Das chinesische Jahr des Tigers hat für die Fahrradbranche mit einer bösen Überraschung begonnen: Bald nachdem Mitte Februar die 14tägigen Neujahrs-Feierlichkeiten zu Ende gegangen waren, trudelten bei Fahrradherstellern weltweit Mitteilungen von ihren chinesischen Lieferanten ein, dass sich die Liefertermine vor allem von Fahrradrahmen, aber auch von anderen Komponenten um einige Wochen verschieben werden. In vielen Fabriken etwa in Guangzhou oder Shenzhen war nach den Ferien nur noch ein deutlich kleinerer Teil der Arbeiter an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt. Fehlquoten von 20 bis 30 % sind keine Seltenheit, manches Unternehmen hat sogar nur noch die Hälfte der Produktionsmitarbeiter. Zwar ist das Phänomen, dass Mitarbeiter nach dem chinesischen neuen Jahr nicht an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, nicht neu, doch in diesem Ausmaß hat es diese Entwicklung bisher noch nicht gegeben.
Auslöser dieser Situation ist vor allem, dass sich die Regionen im chinesischen Hinterland (teilweise angefeuert von massiver staatlicher Unterstützung) allmählich ebenfalls wirtschaftlich entwickeln. Zwar liegen die Gehälter dort noch unter dem Niveau der küstennahen Industriezentren, aber die Unterschiede werden geringer. Und in manchen Fällen so gering, dass die Arbeiter dafür nicht mehr in Kauf nehmen, ein Jahr lang von ihren Familien getrennt zu sein.
Nun müssen sich die chinesischen Fabrik-Betreiber einiges einfallen lassen, um ihre verwaisten Arbeitsplätze neu zu besetzen. Zwei Dinge scheinen dabei sicher: Made in China wird teurer und kommt zumindest in den kommenden Monaten mit deutlicher Verspätung bei den Kunden an.
Einen interessanten Artikel zu dem Thema hat übrigens kürzlich auch Spiegel Online veröffentlicht.
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