Stiwa-Urteile sorgen für Diskussionen
Crashtest im Prüflabor verdirbt vier Fahrradträgern die Noten
Insgesamt acht Fahrradträger, die dem Kunden in einer Preisrange zwischen 450 und 665 EUR angeboten werden hat die Stiftung Warentest getestet und die Ergebnisse sowohl online als auch in der aktuellen Ausgaben von „test“ veröffentlicht. Als Sieger kam das Modell „EasyFold XT2“ von Thule mit einer Gesamtnote von 1,9 ins Ziel. Mit einem Verkaufspreis von 665 EUR war das Thule-Produkt jedoch auch das teuerste im Testfeld. Mit einigem Abstand folgten drei weitere Modelle mit Noten zwischen 2,5 und 2,8.
Vier Modelle wurden von der Stiftung Warentest hart kritisiert. Auslöser sind in allen vier Fällen die negativen Ergebnisse eines so genannten Citycrash. Dabei wurde im Prüflabor ein frontaler Aufprall des Autos mit 30 km/h simuliert und anschließend geschaut, wie sich der Fahrradträger am Heck verhalten hat. Das Ergebnis: Zwei Träger hielten dabei Anhängerkupplung nicht mehr völlig umschlossen, ein Träger löste sich dabei komplett ab, bei einem vierten Träger lösten sich beim Aufprall Kleinteile. Die Stiftung Warentest wertet dies als gefährdenden Sicherheitsmangel und wertet drei Fahrradträger auf 5,0, den letzteren auf 4,0 ab.
Kritik am Versuchsaufbau
Abgesehen davon, hätten sich diese Fahrradträger im Feld hinter Testsieger Thule eingereiht. So war dieser Crashtest letztendlich das Zünglein an der Waage, ob ein Fahrradträger mit „gut“ oder „befriedigend“ ins Ziel fährt, oder eben nicht.
Die abgewerteten Unternehmen arbeiten jetzt die Ergebnisse auf. Sehr schnell und in den Details durchaus harsch fällt die Kritik von Hersteller MFT Systems aus, die in voller Länge auf der
Website des Unternehmens
platziert ist.
MFT stellt insbesondere den Versuchsaufbau in Frage und vermutet dabei sogar „gravierende Anwendungsfehler. Den
Crashtest-Aufbau
hält das Unternehmen für„völlig realitätsfremd“ und verweist auf einen eigenen Citycrash-Test, den der Fahrradträger bei einem namhaften Prüfinstitut in Anlehnung an die DIN 75303 absolviert hätte und dessen Ergebnis in Ordnung gewesen sei. Gleichzeitig kritisiert das Unternehmen, dass die Stiftung Warentest bis heute nicht auf Erläuterungen reagiert und diese offensichtlich nicht einer weiteren Überprüfung unterzogen habe.
Stellungnahme XLC
Nüchterner fällt die Analyse von XLC aus. Gleichwohl kann man auch in Schweinfurt die Ergebnisse nicht nachvollziehen: „XLC sind sehr überrascht über die Ergebnisse des Tests unseres XLC Azura Xtra LED, die am 28. Januar 2021 veröffentlicht wurden.
1.) Unser Fahrradträger XLC Azura Xtra LED wurde sowohl bei der Entwicklung als auch in der Produktion von unseren Lieferanten ausgiebig auf verschiedene Sicherheitsaspekte getestet. All diese Tests wurden positiv abgeschlossen. Die Kriterien in Bezug auf die Sicherheit unserer Produkte haben für XLC oberste Priorität. Daher werden diese Tests nicht nur intern bei unseren Lieferanten und Entwicklungspartnern durchgeführt, sondern auch extern bei unabhängigen Prüfinstituten.
2.) Bei einem Verkauf von mehreren zehntausenden Trägern mit dem beim XLC Azura Xtra LED verwendeten Klemmmechanismus für die Anhängerkupplung, hat XLC bis dato keine Beanstandung dieser Art erhalten. Wir führen Protokoll über jegliche Reklamationen und verfolgende diese, wenn dies als relevant erachtet wird.
3.) Unsere Träger erfüllen alle sicherheitsrelevanten Anforderungen der Europäischen Union, die vom unabhängigen anerkannten Prüfinstitut RDW getestet wurden. Darüber hinaus ist unser Träger auch nach CE-Norm geprüft.
4.) Wie in der Betriebsanleitung empfohlen, sollte die Klemmkraft des Trägers auf dem Kugelkopf der Anhängerkupplung bei der Montage überprüft und gegebenenfalls von Zeit zu Zeit angepasst werden. Dies garantiert die optimale Spannkraft auch bei kleinen Toleranzen an der jeweiligen Anhängerkupplung. Aufgrund der oben genannten Kriterien sind wir überzeugt, dass unser Fahrradträger XLC Azura Xtra LED sicher in der Anwendung ist und auch im Falle eines plötzlichen Abbremsens oder einer Kollision keine Sicherheitsrisiken bestehen.
Natürlich nehmen wir das Testergebnis sehr ernst und werden uns mit der Stiftung Warentest in Verbindung setzen, um Details über die durchgeführten Tests zu erfahren. Alle Ergebnisse weiterer Tests werden selbstverständlich in die Produktentwicklung und Verbesserung mit eingebunden.“
Stellungnahme Uebler
Nach einer ausführlichen Analyse des Testergebnisses hat Anbieter Uebler folgende Schlüsse gezogen, die im anschließenden Statement veröffentlicht werden:
"Wir von der Firma Uebler schätzen unabhängige Produktprüfungen wirklich sehr, da diese immer dazu beitragen, dass wir Hersteller unsere Produkte sicherer und in der Handhabung für unsere Kunden noch einfacher gestalten. In Anlehnung an die DIN 75303 wurde ein solcher Produktvergleichstest für Fahrradträger von der Stiftung Warentest 2020/2021 durchgeführt.
Dabei wurde unser i21 Fahrradträger ins Rennen geschickt und auf Herz und Nieren überprüft. Bis auf den Citycrash konnte unser Träger dabei überzeugen.
Was war passiert?
Beim Crashversuch lösten sich kleine Teile des Trägers, wodurch dieser Versuch als nicht
bestanden gewertet wurde. Es kam folglich zu einer Abwertung im Punkt Sicherheit, so dass
unabhängig von den übrigen positiven Bewertungen (z.B. Fahrstabilität, Handhabung und Montage) es zu keiner besseren Gesamtbewertung mehr kommen konnte. Sowohl Ladung (Fahrräder) als auch der Träger selbst verblieben beim Crash auf dem Träger bzw. auf der Anhängerkupplung.
Bei der Schadanalyse haben wir festgestellt, dass der durchgeführte Citycrash im Aufbau leider nicht die Realität abbildete. Der auf der Anhängerkupplung montierte Fahrradträger legt sich im Crashfall immer am Fahrzeugheck an und wird dadurch abgestützt. Das in der Realität immer vorhandene Fahrzeugheck wird im Crashversuch im Labor entweder mit einem beispielhaften Fahrzeugheck selbst oder mit einem Aufprallbock simuliert. Beim Versuch der Stiftung Warentest fehlte leider ein entsprechendes Fahrzeugheck bzw. ein Aufprallbock, so dass die
Anhängerkupplung frei im Raum stand. Eine Situation, die im realen Leben so nicht vorkommen kann. Durch diesen „speziellen“ Aufbau rotierte der Fahrradträger beim Aufprall komplett um die Anhängerkupplung, wodurch deutlich erhöhte Kräfte auf den Träger selbst wirkten. Dadurch lösten sich folglich kleinste Teile, was zur Abwertung und zur Aussage 'der Träger ist nicht
sicher' führte.
Bei vergleichbaren Crashtests, welche von anderen unabhängigen Prüfinstituten mit
realitätsnahen Prüfaufbauten durchgeführt worden sind, bestanden unsere Fahrradträger immer mit Bravour (siehe ADAC –Test aus 2019 für Modell i31 - Testsieger). Auch unsere eigenen, internen Crashtests kamen und kommen zum gleichen Ergebnis: die Produkte von Uebler sind sicher.
Wenn Produkte hinsichtlich ihrer Sicherheit bewertet werden, sollten die Tests immer so
angelegt sein, dass diese im Aufbau, Abfolge und Belastungen der Realität nahe kommen. Dies liegt sowohl in der Verantwortung der Hersteller wie auch in der Verantwortung der Prüfinstitute, damit eine vergleichbare Basis für Produktsicherheit und somit eine belastbare Aussage für den Verbraucher selbst geschaffen werden kann.
Unabhängig davon nehmen wir das Ergebnis der Stiftung Warentest zum Anlass unsere
Produkte weiterhin zu verbessern und an die Wünsche unserer Kunden anzupassen."
Stellungnahme Atera
Bei deAtera will man, wie es auf Anfrage von velobiz.de heißt, die Testergebnisse der Stiftung Warentest prüfen und in Kürze ein offizielles Statement abgeben.
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