Studie zu Inventurdifferenzen
Einzelhandel verzeichnet weniger Ladendiebstähle im Corona-Jahr
In den vergangenen Jahren ist die Summe der Inventurdifferenzen ständig gestiegen. In dieser Zahl enthalten ist nicht nur der Warenwert, der durch Ladendiebstahl von Kunden entstanden sind, sondern auch Verluste durch Diebstähle durch Lieferanten und Servicekräfte sowie durch organisatorische Mängel, beispielsweise durch falsche Preisauszeichnungen.
Das Corona-Jahr mit den langen Schließungszeiten in vielen Bereichen des Einzelhandels hat dazu geführt, dass die Summe der Inventurdifferenzen im Jahr 2020 leicht zurückgegangen ist. Das EHI spricht in seiner Studie von einem Rückgang von rund 5 auf 4,2 Mrd. EUR. Der darin enthaltene Verlust durch Diebstahl beträgt 3,36 Milliarden Euro, etwa 10 Prozent weniger als im Vorjahr (3,75 Milliarden Euro). Von Kundinnen und Kunden wurden im letzten Jahr Waren im Wert von 2,16 Milliarden Euro gestohlen, für 885 Millionen waren eigene Mitarbeitende verantwortlich und 315 Millionen Verlust gehen auf Diebstähle durch Lieferanten und Servicekräfte zurück. 840 Millionen Euro Schaden entstanden durch organisatorische Mängel.
„Rein statistisch gesehen wurde durch jede Person in Deutschland ein Warenwert von knapp 26 Euro pro Jahr gestohlen“, erläutert Frank Horst, Sicherheitsexperte des EHI und Autor der Studie und fügt hinzu: “Sinnbildlich auf den Einkauf bezogen bedeutet dies, dass rund jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt die Kasse passiert hat.” Dem Staat ist durch den Diebstahl im Jahr 2020 ein volkswirtschaftlicher Schaden von rund 420 Millionen Euro durch die ausgefallene Mehrwertsteuer entstanden.
Weniger angezeigter Diebstahl
Auch die Anzahl der angezeigten Ladendiebstähle ist erneut gesunken um 6,69 Prozent. Die einfachen Ladendiebstähle sind dabei um 6,72 Prozent auf insgesamt 283143 Fälle (Vorjahr: 303552 Fälle) zurückgegangen. Während die einfachen Fälle in den vergangenen 10 Jahren um knapp 25 Prozent abgenommen haben, wird die Anzahl der angezeigten schweren Ladendiebstähle längerfristig betrachtet mit Sorge gesehen. Zwar sind sie im letzten Jahr um 6,17 Prozent auf 20862 Fälle zurückgegangen, innerhalb der vergangenen 10 Jahre haben sie jedoch signifikant um fast 70 Prozent zugenommen.
Investitionen in Sicherheit
Um ihre Waren vor Langfingern zu schützen, gaben die Handelsunternehmen in Deutschland im Corona-Jahr 2020 im Durchschnitt aller Branchen etwa 0,30 Prozent ihres Umsatzes aus, etwa 10 Prozent weniger als in den Vorjahren. Demnach steckte der Handel 1,3 Milliarden Euro in Sicherheits- und Präventionsmaßnahmen wie Artikelsicherung, Kameraüberwachung oder Detektiveinsätze. Addiert man diese Kosten mit dem gesamten Verlust durch Inventurdifferenzen, so sind dem Handel letztes Jahr insgesamt 5,5 Milliarden Euro bzw. 1,26 Prozent seines Umsatzes entgangen.
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