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"Sunrise Business" in Frankfurt

Fahrradbranche bleibt nach Rekordjahr auf Kurs

Die Wirtschafts-Pressekonferenz als Standortbestimmung markiert traditionell den Auftakt der Eurobike. Neben internationalen Gästen kam ein Frankfurter Händler zu Wort und der ZIV legte aktuelle Zahlen zum Saisonverlauf vor.

Die Branchenzahlen befinden sich, was die Produktion und den Umsatz angeht, „einen Hauch unter dem Vorjahr“, so Burkhard Storck vom Zweirad-Industrie-Verband (ZIV). Nach dem Rekordjahr von 2021 wurden im ersten Halbjahr 2022 in Deutschland etwa 800.000 E-Bikes und 580.000 Fahrräder produziert. Im gleichen Halbjahr des Vorjahres lagen die Werte um zehn beziehungsweise zwanzig Tausend höher. Storck zeigte sich in der heute abgehaltenen Pressekonferenz im Vorfeld der Eurobike sehr froh über diese Entwicklung. Einen großen Einfluss habe das Leasing, so Storck, welches insbesondere in höheren Preislagen für eine stabile Nachfrage sorgt.

Der ZIV geht davon aus, dass sich die Umsätze insgesamt auch stabil verhalten, obwohl gerade in den tieferen Preislagen von einer abflachenden Nachfrage die Rede sei. Auch das Thema Reshoring wurde bei der Pressekonferenz angesprochen. Hier sieht der ZIV einen klaren Trend, warnt aber davor, dass die Rückführung von Produktionsstätten in Europa und Deutschland an mangelnden Fachkräften scheitern kann. Der Verband fordert deshalb eine veränderte Zuwanderungspolitik.

Internationale Perspektiven

Gina Chang, Generalsekretärin der Taiwan Bicycle Association (TBA), zeigte sich freudig darüber, wieder persönlich bei der Eurobike mit der Branche zusammentreffen zu können. In den letzten Jahren habe der Verband einige Bemühungen unternommen, um seinen Mitgliedern bei ihrer digitalen Vermarktung zu helfen. Die taiwanesischen Hersteller müssten sich an eine neue Kundschaft anpassen, die Modernisierung und das Vermitteln neuer Geschichten erfordere. In deren Mittelpunkt müssen laut Chang die Qualität der Produkte, die Radkultur und Emotionen stehen. Problematisch, so Chang, seien die gestiegenen Reisekosten aus Asien, die in Verbindung mit den höheren Messe-Kosten in Frankfurt am Main deutlich schwerer zu stemmen sind als im Vorjahr. Dennoch seien mehr als 100 Mitglieder der TBA angereist.

Specialized-Chef

Eine weitere internationale Perspektive wurde von Bob Margevicius, dem leitenden Vizepräsidenten von Specialized Bicycle Components. Die USA, so Margevicius, erleben gerade einen Mentalitätswandel, durch den das Fahrrad nicht mehr als Spielzeug, sondern als ernstzunehmende Mobilitätslösung wahrgenommen werde. Entsprechend erwarte die Fahrradindustrie als „Sunrise Business“ eine glorreiche Zukunft. Für das Ende der Dekade erwartet Margevicius, dass 70 Prozent der verkauften Fahrräder E-Bikes sein werden.

Perspektive des Fachhandels und der Messe

Alexander Friedrich, Geschäftsführer der Frankfurter Fachhandelsbetriebe Per Pedale GmbH, war ebenfalls auf dem Podium vertreten. Er teilte seine Beobachtung, dass die Branche sich immer mehr in die Mitte der Gesellschaft bewege. Weiterhin sei ein Trend weg von kleineren Fachhandelsbetrieben zu beobachten, angetrieben durch die frühen Vorordern und die selektive Belieferung von Händlern. Infolge der Coronapandemie habe es einen Digitalisierungs-Boost gegeben. Von der Fahrradindustrie forderte Friedrich vor allem, die Reklamationsprozesse zu vereinheitlichen. Es müsse einen Vorab-Ersatz für Reklamations-Räder geben, außerdem ordentliche Kalkulationen und eine insgesamt einfachere Prozedur, um diese Fälle abzuwickeln.

Eine besondere Vorfreude auf die anstehende Eurobike, hat auch Stefan Reisinger, Geschäftsführer des Eurobike-Veranstalters Fairnamic GmbH. Mit der Neuausrichtung und dem Standortwechsel habe das Messe-Team die schwierigen letzten beiden Jahre gut genutzt. Vor allem die Endkundenansprache solle in Frankfurt ausgebaut werden. Ob das gelungen ist, wird sich noch zeigen, der gut laufende Vorverkauf der Tickets ist aber schonmal ein gutes Anzeichen. Er habe ein gutes Gefühl, dass die Eurobike die Menschen im neuen Einzugsgebiet in Frankfurt beziehungsweise Hessen erreichen kann, so Reisinger.

12. Juli 2022 von Sebastian Gengenbach

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